Private Debt Spielarten, Strategien, Gewinnmöglichkeiten und Perspektiven

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Ist eine Transaktion von unserem Kreditausschuss geprüft und freigegeben, wird der Vermögenswert ins Portfolio eingestellt. Sowohl das Infrastructure Debt- als auch das ESG-Team überwachen weiterhin die Vorgänge und haben ein Vetorecht, um eine Umsetzung zu verhindern, sollte eine Transaktion nicht länger unseren Nachhaltigkeitsregeln entsprechen.

Infrastructure Debt – Kreditvergabe auf Basis stabiler Cashflows

Die Finanzierungsmöglichkeiten von Infrastrukturprojekten sind vielfältig. Neben Straßen, Eisenbahnen oder Flughäfen gehört insbesondere die soziale Infrastruktur mit Universitäten, Schulen und Krankenhäuser dazu. Aber auch bei Hochgeschwindigkeits-Breitbandnetzen sowie erneuerbaren und konventionellen Energien kommt Private Debt zum Einsatz. Grund-sätzlich geht es um große materielle Vermögenswerte, mit deren Hilfe Basis-Produkte und -Dienstleistungen angeboten werden können.

Investoren treffen dabei auf hohe Eintrittsbarrieren, können manchmal aber von monopolistischen Situationen profitieren. Durch erstrangig besi-cherte Infrastruktur-Darlehen können Gläubiger ihr Engagement breit diversifizieren. Infrastrukturprojekte basieren auf langfristigen Verträgen, haben ein niedriges Technologie- und Alterungsrisiko und garantieren Investoren stete Einnahmen. Im Kern heißt Infrastructure Debt: Kreditvergabe gegen regelmäßigen Cashflow.


Andererseits unterliegen diese Darlehen politischen Risiken, etwa wenn sich die Regulierung ändert oder eine Verstaatlichung droht. Aus diesem Grund wird jedes Darlehen exakt auf das jeweilige Infrastrukturprojekt zugeschnitten: Wie lange werden Einnahmen fließen? Wie hoch ist die technische Lebensdauer des Vermögenswerts? Welche Risiken können an welche Projektpartner oder Auftragnehmer ausgelagert werden, die viel besser in der Lage sind, mit Risiken umzugehen? Restrisiken, die nicht weitergegeben werden können, werden auf Projektebene begrenzt.


Wegen dieser maßgeschneiderten Struktur sind die Ausfallraten bei Inf-rastructure Debt sehr niedrig und ihre Erlösquoten im Vergleich zu anderen Darlehensformen gut. Hinzu kommt, dass Infrastructure Debt auf Grund der Langfristigkeit der Maßnahmen und der starken Vertragsstruktur nur eine geringe Volatilität aufweist und nicht mit den Finanzmärkten korreliert. Der große physische Charakter des Basiswerts, die hohen Eintritts-barrieren und die stabilen Erträge sorgen für eine robuste Performance.

Real Estate Debt – Risikobereinigte Renditen plus Extraprämie

Wie Infrastrukturdarlehen sind auch Immobilienkredite eine diversifizierte Anlageform, weil die Finanzierung für viele verschiedene Immobilien bereitgestellt wird - darunter Büros, Einkaufs- und Outlet-Zentren, Logistikimmobilien, Hotels oder Studenten- und Pflegeheime. Auch nicht standardmäßige Liegenschaften wie Rechenzentren oder Parkhäuser werden über Real Estate Debt finanziert.

Da die Banken wegen der Eigenkapitalanforderungen nach Basel III ihr Exposure zu Immobilienkrediten reduzieren, eröffnen sich Nichtbanken viele Chancen. Neben Diversifikationseffekten profitieren Investoren von einer niedrigen Volatilität und einer geringen Korrelation zum breiten Markt. Als langfristiges Investment liefert die Anlageklasse konsistente, risikobereinigte Renditen mit einer Prämie im Vergleich zu Investment Grade Unternehmensanleihen.


Im Gegensatz zu Immobilieninvestments sind die Gläubiger privater Immobiliendarlehen gut gegen die negativen Auswirkungen von Zinserhöhungen auf die Bewertung von Immobilien abgesichert. Aufgrund des Equitypuffers, ist im Fall eines Preisrückgangs der finanzierten Immobilien die Wahrscheinlichkeit geringer, schwere Verluste zu erleiden. Dabei bietet Mezzanine weniger Schutz als vorrangige Tranchen, die auch deutlich niedrigere Renditen abwerfen.

Direkte Kredite an kleine und mittelgroße Unternehmen

Ebenfalls als Folge der strikteren Eigenkapitalanforderungen nach Basel III sind Fonds entstanden, die direkt Darlehen an kleine und mittelgroße Unternehmen vergeben. Die Initiative wird von einigen europäischen Regulierungsbehörden unterstützt, die die Möglichkeiten für Nichtbanken erweitert haben, solche Finanzmittel bereitzustellen. Das bedeutet für Investoren, Zugang zu einem Bereich, das bislang zumindest in Europa nur Banken vorbehalten war.

Pensionsfonds und andere Investoren müssen angesichts der rückläufigen Anzahl direkter Kredite sicherstellen, keine Darlehen an Unternehmen zu vergeben, deren Fundamentaldaten und Vermögenswerte schwach oder nicht kreditwürdig sind. Dennoch können Anleger durch ein ausreichend diversifiziertes Direktkreditportfolio mit gutem Risikomanagement von steten langfristigen Renditen profitieren, die von kurzfristigen Phasen der Marktvolatilität nicht beeinträchtigt werden. Direkte Darlehen an kleine und mittelgroße Unternehmen sind außerdem so strukturiert, dass Anleger vor Zinsschwankungen geschützt sind.

Über den Autor:
Andreas Mittler ist leitender Vertriebsspezialist für Private Debt und Real Assets bei BNP Paribas Asset Management. Vor dieser Zeit war er unter anderem in verantwortungsvollen Positionen bei PGIM Fixed Income, Russel Investments und MSCI.

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