Kein nächstes Taper Tantrum Warum Jackson Hole 2021 ein Non-Event werden dürfte

Mark Carney (links, Ex-Governour der Bank of England) und Jerome Powell (Fed-Präsident) in Jackson Hole 2019

Mark Carney (links, Ex-Governour der Bank of England) und Jerome Powell (Fed-Präsident) in Jackson Hole 2019: Die Atmosphäre beim jährlichen Treffen der Notenbanker ist deutlich ungezwungener Foto: Imago Images / Kyodo News

Das jährliche Treffen der internationalen Notenbanker in Jackson Hole, einer Kleinstadt in den Rocky Mountains, hat einen legendären Ruf. Entscheidungen von historischer Trageweite wurden schon oft dort verkündet, wie etwa 2014, als der frühere Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, den baldigen Beginn massiver Anleihekäufe andeutete. Und selbst in der virtuellen Pandemie-Variante des letzten Jahres stellte der Chef der amerikanischen Notenbank Fed, Jerome Powell, die neue Strategie des „Flexible Average Inflation Targeting“ vor.

Eine gegenteilige Ankündigung erwarten die Marktteilnehmer von der Veranstaltung in dieser Woche. Das Thema, das für die Fed seit Monaten im Vordergrund steht, ist das sogenannte Tapering, also ein Zurückfahren der seit der Finanzkrise laufenden Anleihekäufe. Wird es tatsächlich am Donnerstag verkündet werden?

Eher nicht. Powell hat deutlich gemacht hat, dass die Pläne für die Reduzierung der Geldmenge frühzeitig bekannt gegeben werden, sobald der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) feststellt, dass wesentliche weitere Fortschritte bei der Erreichung der Ziele des doppelten Mandats erzielt wurden. Zur Erinnerung: Die Fed hat, anders als die EZB, ein duales Mandat. Nach einer Gesetzesänderung von 1977 muss sie sich nicht nur um stabile Preise, sondern auch um maximale Beschäftigung und moderate langfristige Zinsen kümmern.

Einer nach dem anderen haben die Fed-Vertreter damit begonnen, die Diskussion in Richtung Tapering zu lenken. Der Chef der regionalen Fed von Boston, Eric Rosengren, etwa sagte der britischen „Financial Times“, dass er es unterstützen würde, wenn die Notenbank im September ankündigte, ihre monatlichen Anleihekäufe von 120 Milliarden Dollar ab Herbst zu reduzieren. Und laut dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll der Fed-Sitzung vom Ende Juli sehen die Vertreter der Notenbank das eigene Inflationsziel inzwischen als erreicht an.

Aber trotz der Fortschritte an dieser Front ist es wohl schwer zu argumentieren, dass ein einziger starker Monat mit Beschäftigungszuwächsen nach den vielen Monaten mit wenig überzeugenden Zahlen rechtfertigen würde, das Kästchen „Beschäftigung“ abzuhaken. Federal Reserve Governor Lael Brainard erklärte sogar ausdrücklich, dass sie zunächst die Arbeitsmarktdaten für September abwarten wolle, um beurteilen zu können, ob weitere substanzielle Fortschritte erzielt worden seien. Wenn man die wichtigsten stimmberechtigten Mitglieder hört, ist es klar, dass Jackson Hole wahrscheinlich nicht der Ort für diese Bestätigung sein wird.


Situation mit 2013 nicht vergleichbar

Noch viel wichtiger: All das Gerede darüber, wann genau denn nun das Tapering verkündet wird, geht am eigentlichen Thema vorbei. Wir glauben nämlich, dass das für die Märkte gar keine Rolle mehr spielen wird. Es ist nur in dem Maße wichtig, wie die Marktteilnehmer es für wichtig halten.

Alle schauen auf das Taper Tantrum von 2013, als der damalige Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, ein früheres Auslaufen der Anleihekäufe in Aussicht stellte. In einer Art Erdbeben verkauften Anleger damals Anleihen – und die Renditen schossen in die Höhe. Darunter litten besonders die Schwellenländer.

Aber eine vergleichbare Wirkung ist dieses Mal kaum zu erwarten. Wir befinden uns in einer ganz anderen Situation als 2013. Erstens kam die Ankündigung damals für alle überraschend, da nur wenige Tage zuvor „QE infinity“ angekündigt worden war. Zweitens war die Wirtschaft im Jahr 2013 viel träger als heute. Heute ist die US-Wirtschaft stark und braucht keine monatlichen Liquiditätsspritzen in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar. Und anders als damals war die Fed bislang sehr gut darin, die Weichen zu stellen und uns vor dem Tapering zu warnen. Jeder weiß, dass es kommen wird und jeder weiß, dass es sinnvoll ist; der genaue Zeitpunkt spielt keine so große Rolle mehr.