Private Debt Gewollt Systemrelevant

Peter-Henrik Blum-Barth von der SV Sparkassen-Versicherung

Peter-Henrik Blum-Barth von der SV Sparkassen-Versicherung: „Private Debt wird nicht wieder in der Nische verschwinden, sondern eine strukturelle Komponente der Portfolios bleiben.“ Foto: SV Sparkassenversicherung / Johannes Vogt

Die 2008 ausgebrochene Finanzkrise wirft noch immer lange Schatten. Dafür ist Private Debt ein gutes Beispiel – ein Instrument der Fremdfinanzierung, das Firmen Kredite vorwiegend von institutionellen Investoren außerhalb des Bankensektors zur Verfügung stellt. „Die europäischen Banken hatten damals zu viele Risiken in den Büchern. Dazu waren und sind sie sehr langsam darin, diese Altlasten abzuarbeiten“, sagt Abhik Das vom Asset Manager Golding Capital. Deshalb verschärfte sich das regulatorische Umfeld gerade bei der Vergabe neuer Kredite deutlich, Stichwort Basel III. Wer also nicht über die beste Bonität verfügt, bekommt in der Regel nur mit Schwierigkeiten eine Finanzierung von der Bank. „Hier reden wir von einem großen Teil des Mittelstands“, betont Das.

Im angelsächsischen Raum und in Luxemburg wurden deshalb seitdem vermehrt Private-Debt-Fonds aufgelegt. „Seit März 2016 räumt auch das Kapitalanlagegesetzbuch deutschen Fondsvehikeln die Option ein, Darlehen direkt an Unternehmen zu vergeben“, ergänzt dazu Reza Keyhani von der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Der Markt ist also noch relativ jung, insbesondere in Deutschland. Aber er wächst rasant. Kreditgeber kommen zwar über Jahre hinweg nicht an ihr Geld, erhalten dafür aber als Ausgleich durchschnittlich 7,5 Prozent Zinsen. Und sie sehen sich als langfristige Partner. Das wiederum hat zur Folge, dass sie Kreditnehmern Freiheiten einräumen, die ihnen im Regelfall keine Bank gewährt hätte. Ein zufriedenstellendes Geschäft also für beide Seiten – zumal es anders als an der Börse keine Konkurrenz durch die Europäische Zentralbank (EZB) gibt.


„Wie viele andere nutzen wir als mittelgroßer Versicherer Private Debt, um der EZB aus dem Weg zu gehen. Gegen Notenbanken gewinnt man keine Schlacht“, sagt Peter-Henrik Blum-Barth. Er verantwortet den 28 Milliarden Euro schweren Kapitalstock der SV Sparkassen-Versicherung. Derzeit hält er knapp 3 Prozent Private Debt im Portfolio, kann sich aber durchaus eine künftige Quote von 7 bis 8 Prozent vorstellen. Weitere 8 Prozent entfallen derzeit auf Hypotheken – eine Position, die Blum-Barth davon aber bewusst trennt. Die nämlich kann er mit seinem Team selbst verwalten, während er für Private Debt externe Asset Manager beauftragen muss. „Deren Kosten und die Tatsache, dass immer mehr Geld in die Asset-Klasse strömt, ohne dass die Anzahl der verfügbaren Kredite im selben Maße steigt, kostet Rendite. Auch deshalb werden Wertpapiere langfristig eine dominante Rolle spielen“, schätzt er. Aber: „Private Debt wird nicht wieder in der Nische verschwinden, sondern eine strukturelle Komponente der Portfolios bleiben.“