Mit dieser Entwicklung werden sich auch die Anforderungen an ein selbstbestimmtes Wohnen im Alter drastisch ändern. Schon jetzt herrscht in vielen Ländern Europas eine Unterversorgung mit adäquaten Wohnformen für Senioren – unabhängig von einer möglichen Pflegebedürftigkeit. Es zeigt sich, dass privates Kapital beim Aufbau einer funktionierenden Wohn- und Pflegeinfrastruktur dringend benötigt wird, zumal sich die öffentliche Hand angesichts begrenzter Mittel häufiger auf die Finanzierung von Pflege und Pflegebedürftigkeit konzentriert als auf die Bereitstellung von Pflege als öffentlicher Betreiber.
Auf europäischer Ebene ist das Investitionsvolumen in dieser Assetklasse in den letzten Jahren stark gestiegen: von gerade einmal rund einer Milliarden Euro zu Beginn der letzten Dekade auf ein Rekordniveau von über zwölf Milliarden Euro im Jahr 2020. Entsprechend zulegen konnte auch der relative Anteil von Senioren- und Gesundheitsimmobilien am gesamten Investmenttransaktionsvolumen, der zuletzt über 4 Prozent lag.
Verantwortlich für diesen Anstieg des Investitionsvolumens sind vor allem internationale Investoren, die ihre grenzüberschreitende Portfolioalloaktion auf die entsprechenden Märkte in Europa ausrichten. Dieser Trend dürfte sich in naher Zukunft fortsetzen, da die Konsolidierung der privaten Gesundheitsdienstleister in Europa in vollem Gange ist und neue Möglichkeiten für Immobilieninvestoren schafft. Im Jahr 2021 gab es neue und anhaltende Kapitalzuflüsse aus dem Ausland, wobei neben Deutschland das Vereinigte Königreich und der irische Markt als wichtige Investitionsstandorte und Wachstumsmärkte hervorstachen. Auch in Schweden hat das Transaktionsvolumen in den letzten fünf Jahren kontinuierlich zugenommen, wenngleich das Gros der Investitionen hier von einheimischen Investoren getätigt wurde.
Trotz der Auswirkungen von Covid-19 bestätigte sich auch in Spanien die Widerstandsfähigkeit des Healthcare-Sektors. Hier lag das bis zum dritten Quartal 2021 registrierte Investitionsvolumen mit 465 Millionen Euro 143 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums und 63 Prozent über dem Wert der ersten drei Quartale 2019. Ebenso suchen – neue – in- und ausländische Investoren nach Möglichkeiten auf dem niederländischen Markt für Gesundheitsimmobilien, zumal hier ein enormer Expansionsbedarf an Pflegekapazitäten besteht.
Immobilieneigentümer aus dem Gesundheitswesen, aber auch aus den Bereichen Büro, Einzelhandel, Hotels, Schulen und Klöster suchen nach Umgestaltungs- und Erweiterungsmöglichkeiten für bestehende Standorte und bieten so Investitionsmöglichkeiten. Die große Nachfrage nach Senioren- und Gesundheitsimmobilien sorgt europaweit für weiter sinkende Spitzenrenditen, die für Pflegeheime aktuell zwischen 3,5 Prozent im Vereinigten Königreich und 4,8 Prozent in Spanien liegen.
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