Bericht Wachsender Markt: Institutionelle gehen in Senioren- und Gesundheitsimmobilien

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Besonders vorteilhaft für viele Investoren des Bereichs Betreutes Wohnen sind Betreibermodelle, bei denen sich die Investoren nicht um das Management der Objekte kümmern müssen. Trotz oder gerade wegen des Booms beim Betreuten Wohnen sollten sich die Investoren die Rahmenbedingungen und die Nachhaltigkeit des jeweiligen Standorts und Betreibers ganz genau prüfen. Vor allem das Hinterfragen des modellierten Mietniveaus ist ratsam

Die Politik muss bessere Rahmenbedingungen schaffen

Das Rekordniveau von 2020, als im Gesamtjahr fast 3,5 Milliarden Euro am Gesundheitsimmobilieninvestmentmarkt Deutschland umgesetzt wurden, wird 2021 nur durch die Übernahme der Deutschen Wohnen durch Vonovia erreicht. Ohne das anteilige Transaktionsvolumen der Pflegeimmobilien dieser Übernahme dürfte das Gesamtjahresergebnis deutlich unterhalb des Vorjahreswertes liegen. Das Interesse der Investoren an Gesundheitsimmobilien nimmt indessen weiter zu, jedoch bleibt der Produktmangel der limitierende Faktor für ein noch höheres Transaktionsvolumen.

Investmentmarkt Senioren- und Gesundheitsimmobilien* in Deutschland

Die steigenden Grundstücks- und Baukosten führen zu einem Investitionsstau für Neubau und Sanierungsmaßnahmen, sodass viele Bestandsgebäude nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, was angesichts des wachsenden Bedarfs durch die älter werdende Bevölkerung in Deutschland negative Auswirkungen haben kann. Dies sollte von der neuen Bundesregierung berücksichtigt werden, um auch in Zukunft ein breitgefächertes Angebot für jeden Geldbeutel zu ermöglichen.

Vor diesem Hintergrund sollten auch die Investitionskosten an die allgemeine Preisentwicklung angepasst werden. Auch die seit langem fällige bundesweite Vereinheitlichung der gesetzlichen Vorgaben für die Pflegeheimlandschaft sollte endlich umgesetzt werden, um sowohl die Investitionsbereitschaft zu erhöhen als auch für ein zukünftig ausreichendes Angebot an Pflegeplätzen zu sorgen.

Privates Kapital wird beim Aufbau einer Wohn- und Pflegeinfrastruktur dringend benötigt

Auch in den anderen Ländern Europas rücken Senioren- und Gesundheitsimmobilien weiter in den Blickpunkt internationaler Investoren. Vor allem der konjunkturunabhängige und defensive Charakter sowie günstige und langfristig gut prognostizierbare demografische Entwicklungen, relativ stabile Auslastungszahlen, öffentliche Finanzierung der Pflegeleistungen und einem Ungleichgewicht zwischen – begrenztem – Angebot und hoher Nachfrage sowie einer zunehmenden Professionalisierung und Institutionalisierung auf Betreiberseite sorgen für Investoreninteresse an dieser Assetklasse.


Dabei wird vor allem die demografische Entwicklung die Nachfrage nach Senioren- und Gesundheitsimmobilien in den kommenden Jahrzehnten weiter antreiben. So ist in der Europäischen Union die Bevölkerung der über 80-Jährigen in den letzten fünf Jahren um corca 12 Prozent auf über 26 Millionen Menschen (Eurostat, 2020) gestiegen. Bis 2050 wird der Anteil der älteren Menschen ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung von derzeit knapp 21 auf 30 Prozent zunehmen. Der Anteil der hochaltrigen Menschen – 80 Jahre und mehr – wird von derzeit 6 auf 11 Prozent der Gesamtbevölkerung steigen.