Potenzial Mithilfe von Immobilienverrentungen zu 6,25 Prozent Rendite

Michael Rau von HPR Capital Management

Michael Rau von HPR Capital Management: „Auf diese Weise ist es möglich, in Wohnimmobilien zu investieren, die noch gar nicht am Markt angeboten werden.“ Foto: HPR Capital Management

Das Eigenheim ist für die meisten Deutschen der wichtigste Vermögenswert. Auch gesamtwirtschaftlich ist privater Immobilienbesitz von großer Bedeutung. Der Wert von Wohnimmobilien in Deutschland bemisst sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf 4,7 Billionen Euro. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen ist –laut Statista – mit knapp 2 Billionen Euro deutlich kleiner.

Aber für die weit überwiegende Mehrheit der privaten Immobilienbesitzer ist ihr Eigentum nur auf dem Papier wertvoll. Vergleichsweise wenige machen sich Gedanken, dieses Vermögen auch zu nutzen. Die mit weitem Abstand häufigste „Nutzungsart“ ist der Verkauf der Immobilie. Das bringt zwar einen in vielen Fällen erheblichen einmaligen Liquiditäts-Zufluss, ist aber gerade für ältere Immobilienbesitzer oft kein sinnvoller Weg. Angesichts deutlich steigender Mieten besteht die Gefahr, dass die künftigen Mietausgaben das Kapital schneller als geplant aufbrauchen.

In einer aktuellen Studie geht die DWS davon aus, dass europaweit Wohnraum für 1,4 Millionen Haushalte fehlt. Die hohe Nachfrage gegenüber einem knappen Angebot an Wohnungen wird den Trend zu steigenden Mieten auf absehbare Zeit befeuern. Eine Alternative ist, in der Wohnung oder dem Haus wohnen zu bleiben und dabei Kapital aus der Immobilie „freizusetzen“. Man spricht daher von „Equity Release“. In anderen Ländern ist dieser Trend bereits fortgeschrittener als bei uns. In Großbritannien beispielsweise haben allein im zweiten Quartal 2021 Hauseigentümer fast 1,4 Milliarden Euro mit verschieden Formen des „Equity Release“ erlöst. In jedem Quartal nutzen, laut Equity Release Council, rund 20.000 Haushalte diese Möglichkeit.

Forscher fordern politische Unterstützung für Verrentungsmodelle

In Deutschland umfasst der Markt für verschiedene Formen der Immobilienverrentung dagegen nur einen Bruchteil des Volumens in Großbritannien. Schätzungsweise nutzen hierzulande pro Jahr weniger als 1000 Haushalte eine der in Deutschland angebotenen Varianten wie Nießbrauch, Leibrente oder Teilverkauf. Sowohl aus Angebots- wie aus Nachfragesicht gibt es stichhaltige Argumente dafür, dass der Markt für Immobilienverrentung in Deutschland deutlich zulegen und langfristig ein im internationalen Vergleich angemessenes Niveau erreichen sollte.

Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Verrentung von Eigenheimen ein sinnvoller Beitrag zur Altersabsicherung sein kann. Darauf macht eine aktuelle Studie des Forschungsverbunds Econ Pol (European Network for Economic and Fiscal Policy Research) aufmerksam, zu dem auch das ZEW in Mannheim gehört. Weil dies auch von gesellschaftlich hoher Relevanz ist, fordern die Forscher eine politische Unterstützung für Verrentungsmodelle. Nach ihren Berechnungen könnten rund 100.000 Haushalte auf diesem Wege ihre ansonsten zu geringen Alterseinkommen deutlich aufbessern.

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Diese Zahl der Kandidaten für eine Immobilienverrentung gibt es in Deutschland nach den Erkenntnissen der ZEW-Forscher mit diesen Rahmendaten: Der Hauseigentümer ist älter als 65 Jahre alt, wohnt in einem schuldenfreien Haus im Wert von mindestens 250.000 Euro und verfügt nur über ein unterdurchschnittliches monatliches Budget. Gerade vor dem Hintergrund steigender Kosten für Pflege im Alter könnte eine Immobilienverrentung eine Alternative für Senioren sein, ohne sich verschulden oder aus der Immobilie ausziehen zu müssen.