Lea Beckmann von Kontora „Es ist sinnvoll, die Nextgen möglichst früh einzubinden, um Barrieren abzubauen“

Lea Beckmann arbeiti im Bereich Digital Governance beim Kontora Family Office

Lea Beckmann arbeitet im Bereich Digital Governance beim Kontora Family Office und hat Ihre Bachelorarbeit über das Thema nachhaltige Investments im Rahmen der Generationswechsel geschrieben. Foto: Kontora

private banking magazin: Was hat Sie grundsätzlich gereizt, in einem Family Office zu arbeiten?

Lea Beckmann: Ursprünglich habe ich nicht direkt nach einem Multi Family Office als Arbeitgeber gesucht. Mir wurde Kontora damals als Arbeitgeber empfohlen und da zu dem Zeitpunkt eine Stelle als Werkstudentin vakant war, habe ich mich beworben. Mittlerweile reizt mich insbesondere die Vielfältigkeit – wir sind viele verschiedene Abteilungen, die oft interdisziplinär arbeiten und dennoch ihre eigenen Aufgabengebiete verfolgen.

Und wie sind Sie auf das Thema Ihrer Arbeit gekommen?

Beckmann: Mir war wichtig, dass mein Thema einen wirtschaftlichen und einen psychologischen Anteil aufweist. Zu dem Zeitpunkt waren bei Kontora gerade die zwei Themen Nextgen und ESG relevant, da lag es auf der Hand, beide miteinander zu verknüpfen und Ergebnisse für Kontora zu erarbeiten. Meine Bachelorarbeit trägt den Namen „Relevanz nachhaltiger Investments im Rahmen der Generationswechsel: eine Betrachtung aus Perspektive der Nextgen“, dabei habe ich mit einer Stichprobe von Kollegen und Mandanten Interviews geführt, um beide Perspektiven zu betrachten.

Was zeichnet die Nextgen Ihrer Meinung nach aus?

Beckmann: Wenn ich an die Nextgen denke, fällt mir vor allem der Begriff „Wandel“ ein. Obwohl „Wandel“ ein Begriff ist, der viele Generationen geprägt hat, denke ich, dass sich mit dem Ende der Generation Y (gegen 1995) der Wandel in seinen Facetten weiter beschleunigt hat. Zum einen verändert sich die Mentalität: die Nextgen schätzt Flexibilität und weist zunehmend einen Eigenfokus zum Beispiel auf die mentale Gesundheit auf. Zum anderen ändert sich auch die Art der Interaktion. Durch die Digitalisierung werden Interaktionen schneller, möglicherweise oberflächlicher – dennoch einnehmender, unter anderem hinsichtlich der Menge und der positiven sowie negativen Art an Interaktionen.

Weitere Aspekte, die ich mit der Nextgen assoziiere, ist der Ehrgeiz Neues zu bewegen und zu verändern sowie die kreative Herangehensweise an Herausforderungen, wie dem Fachkräftemangel. Auf der Hand liegt besonders die digitale Transformation. Diese wird vielfach durch die Nextgen in Familienunternehmen angestoßen.

 

 

Was unterscheidet die Nextgen von Vorgänger-Generationen im Hinblick auf die Geldanlage im Allgemeinen? 

Beckmann: Ein großer Unterschied in den Generationen liegt in der Form der Vermögensverwaltung. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Vermögen meist in Form eines Sparbuches vorhanden, heutzutage ist das eher vereinzelt der Fall. Allgemein ist es den älteren Generationen wichtig, dass sie ihr Vermögen jederzeit abrufen können und es teilweise physisch vorhanden ist.

Heutzutage wird die Geldanlage meistens digital abgebildet, oftmals mit dazugehöriger Applikation, um die Veränderungen des Vermögens jederzeit beobachten zu können. Die Generation Z ist im Vergleich zu den älteren Generationen bereit, ihr Vermögen in fremde Hände zu geben und langfristig anzulegen.

Und was unterscheidet die neue von früheren, wenn es speziell um Angebote seitens eines Family Office geht?

Beckmann: Die Nextgen unterscheidet vor allem, dass sie zum einen verstanden werden und zum anderen gemeinsam in den Dialog gehen möchten. Ein Thema für den gemeinsamen Dialog kann sein, dass eine gemeinsame Definition von Nachhaltigkeit erarbeitet wird, um die Aspekte anschließend in die Investmententscheidung einfließen zu lassen. Zudem wünschen sie sich Unterstützung im Umgang mit der älteren Generation, beispielsweise wenn digitale Transformation umgesetzt werden soll und sie Unterstützung bei der Mediation benötigen.

Nach meiner Beobachtung ist den älteren Generationen wichtiger, stets die Zügel in der Hand zu haben und eine strikte Kostenkontrolle sicherzustellen. Während die Nextgen oft Arbeit und Leben trennt, war es in früheren Unternehmergenerationen normal, dass Arbeit gleich Leben bedeutet.

Wer aus der nächsten Generation hat denn Berührungspunkte mit einem Family Office?

Beckmann: Mit einem Family Office haben meistens Jugendliche ab etwa 16 Jahren zu tun. Jüngere sind in ihrer Ausbildung meistens noch nicht so weit fortgeschritten, dass sie diese komplexen Themen vollumfänglich verstehen und nachvollziehen können. Dennoch ist es sinnvoll, die Kinder möglichst früh einzubinden, um Barrieren abzubauen und auch um der nächsten Generation eine Plattform zu bieten, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Nun ist ESG im Investmentbereich ein sehr weites Feld mit sehr unterschiedlichen Spielarten. Gibt es Präferenzen bei der Nextgen?

Beckmann: Allgemein habe ich feststellen können, dass für die Nextgen nicht per se ESG der einzig relevante Faktor ist, sondern in welche Unternehmen, Projekte oder Branchen investiert wird. Dabei dienen ESG-Kriterien als Kompass und Risikofaktor in der Investmententscheidung. Außerdem gilt zu beachten, dass oftmals zu wenig Wissen für diese Vermögensthemen vorliegt. Einige Unternehmen im Asset Management oder auch Banken nutzen dies aus, was zu einer (gezielten) Täuschung führen kann – Stichwort Greenwashing.

Rückt für die Nextgen Rendite in den Hintergrund und echtes Impact erhält mehr Gewicht?

Beckmann: Während der Recherche für meine Bachelorarbeit wurde deutlich, dass nachhaltiger Impact an Bedeutung gewinnt, jedoch nicht ausschlaggebend für eine Investmententscheidung ist und die Rendite nach wie vor von hoher Relevanz ist. Dennoch bin ich mir sicher, dass sich das in der Zukunft wandeln wird – schon heute kann gleichzeitig nachhaltig gehandelt und eine gute Rendite erzielt werden, in Zukunft werden sich die Angebote dahingehend sicherlich vermehren.

Über die Gesprächspartnerin:

Lea Beckmann kommt ursprünglich aus Münster und ist für das Studium der Wirtschaftspsychologie nach Hamburg gezogen. Hier arbeitet sie seit Juli 2021 im Bereich Digital Governance beim Kontora Family Office. Zudem engagiert sie sich als studentische Beraterin bei Hanseatic Consulting.

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