Wie sieht die Investmentbranche im Jahr 2028 aus? Mit dieser Frage haben sich Vermögensverwalter von Thoughtlab, Deloitte und FNZ in einer Studie befasst, unterstützt wurde diese von Amazon und Genesys. Demnach werden digitale Innovation und KI wesentliche Bestandteile des zukünftigen Erfolgs sein.
Die in der Studie weltweit befragten 250 Führungskräfte gehen davon aus, dass die Erwartungen der Anleger sich ändern. Dies liegt an technologischen, regulatorischen, wettbewerblichen, demografischen und wirtschaftlichen Veränderungen. 69 Prozent der Befragten glauben, dass KI die Arbeitsweise von Vermögensverwaltern erheblich verändern wird.
Grenzen zwischen Sektoren könnten verschwimmen
Zwar sehen 47 Prozent die Chance, dass technologischer Fortschritt etwa im Bereich der Blockchain den Bedarf an Depotbanken und Clearingstellen verringern wird. Gleichzeitig befürchten aber 52 Prozent, dass die meisten Produkte zur Massenware werden. Dies zwinge die Anbieter, Mehrwertdienste anzubieten, um die Gebühren zu verteidigen.
Eine weitere Befürchtung für 39 Prozent: Die Grenzen zwischen Vermögensverwaltung, Bank- und Versicherungswesen verschwimmen, da Anleger ganzheitliche Dienstleistungen verlangen. Die Studienautoren weisen in dem Zuge daraufhin, dass digitale Prozesse sich beschleunigen müssen.
„Um in der nächsten Ära der Vermögensverwaltung erfolgreich zu sein, brauchen die Führungskräfte der Branche eine klare Vorstellung von den zukünftigen Erwartungen und Verhaltensweisen der weltweiten Anleger und davon, was die Anbieter tun müssen, um sie zufriedenzustellen“, sagt Louis Celi, Geschäftsführer von Thoughtlab und Leiter der Studie.
Jüngere Generationen wollen digitale Lösungen
Neben den Vermögensverwaltern wurden auch 2.000 Anleger befragt. Dort zeigt sich, dass die Generation X zunehmend in den Mittelpunkt rückt, während die Generationen Y und Z einflussreicher werden. Deren Bedürfnisse sind anders gelagert: 68 Prozent der Anleger – davon 74 Prozent der Generation Y und Z sowie 71 Prozent der Generation X – wünschen sich digitale Möglichkeiten, die mit Marktführern aus dem Technologiesektor vergleichbar sind. 61 Prozent erwarten bessere Tools, um ihre Investments direkt verwalten zu können.
Laut den Studienautoren müssen die Vermögensverwalter vor allem sich an das geänderte Nutzerverhalten anpassen und ihre Plattformen auf Mobilgeräte optimieren und vermehrt Videokonferenzen anbieten.
Für Vermögensverwalter besonders bedenklich: Die Hälfte der Anleger würde über Technologieunternehmen investieren, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Eine Reaktion darauf sind End-to-End-Plattformen, um Abläufe zu digitalisieren und Kosteneinsparungen zu ermöglichen. Innovative Geschäftsmodelle können ebenfalls helfen, neue Einnahmequellen zu generieren. Denn 56 Prozent der Investoren geben an, dass sie in den nächsten drei Jahren einen Anbieterwechsel in Erwägung ziehen – Gebühren sind der Hauptgrund.
Fortschritte werden erzielt – und senken Kosten
Positiv merken die Studienautoren an, dass acht von zehn Vermögensverwaltern bereits Fortschritte bei der Digitalisierung machen. KI, Daten und fortschrittlichen Technologien wie End-to-End-Plattformen gestalten zunehmend die Strategie. Was sich durchaus lohnt: 44 Prozent der Vermögensverwalter berichten über niedrigere Kosten, 41 Prozent über einen höheren Unternehmenswert und 40 Prozent über gestiegene Einnahmen.
Die befragten Investoren haben außerdem klare Vorstellungen, was sie in den nächsten drei Jahren nachfragen werden: Alternativen Anlagen (62 Prozent), diskretionäre Anlagen (60 Prozent), Rentenversicherungen (50 Prozent), Steuerplanung (44 Prozent) und Private Banking (41 Prozent), ESG-Investitionen (39 Prozent) und maßgeschneiderte Indexfonds (25 Prozent).