Chancen und Risiken von KI Wie Europas Familienunternehmen Künstliche Intelligenz nutzen

Andreas Lesniewicz von Conren Fonds

Andreas Lesniewicz von Conren Fonds: „Als Investoren dürfen wir also Bewertungen nie außer Acht lassen.“ Foto: Conren Fonds

Man muss KI im Zusammenhang mit anderen Bausteinen sehen: Big Data, die fortschreitende Automatisierung, The Internet of Things, Cloud Computing, neue Computer bis hin zu Quantencomputern, Fortschritte in der Robotik und Nano- sowie Biotechnologie, selbstfahrende Autos, Blockchain, Augmented und Virtual Reality. Der Knoten des Fortschritts ist nun klar am Platzen. Es ist kein Zauberwerk und keine plötzliche Entwicklung, denn wir haben die Grundlagen für diese nächsten logischen Zukunftsschritte in den letzten Jahren und Jahrzehnten gelegt.

Wie immer: Einiges wird schneller kommen und einiges wesentlich länger dauern als viele aktuell denken. Die Geschwindigkeit, mit der sich unser Wissen zur sogenannten Künstlichen Intelligenz und anderen Bereichen gerade weiterentwickelt, ist aber enorm. Die nächsten Jahre und Jahrzehnte werden wohl einen der schnellsten Wandel der Menschheitsgeschichte mit sich bringen. Wir kennen die nachhaltigen großen Gewinner und die echten großen Verlierer unter den Aktien heute aber noch nicht.

Eine oft gestellte Frage ist in diesem Zusammenhang, ob Europa überhaupt mit den USA und China auf diesem Gebiet mithalten kann. Die Antwort ist, wie so oft: ja und nein. Nein, wir werden beim Coding von Sprachmodellen wohl nicht ganz vorne mitspielen. Das klare „Ja“ gilt aber dafür, dass wir als Anwender dieser Technologien bestens geeignet sind und hieraus ein massiver Produktivitätsschub für viele Unternehmen entsteht. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist das natürlich Balsam für unsere Ohren und Seele. Allerdings müssen wir auf europäischer und deutscher Ebene noch an den Rahmendaten und auch an der Stimmung für unsere Unternehmen arbeiten.

 

Was bedeutet das für langfristige Investoren? Was für Chancen und Risiken gibt es vor diesem Hintergrund für den Vermögensausbau und die Vermögenssicherung?

Gut geführte Familienunternehmen werden mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz ihre Prozesse in vielen Bereichen revolutionieren können – und damit nicht nur Kosten sparen, sondern ihre Kunden noch wesentlich besser und wesentlich schneller bedienen können. Dazu eine weiter beschleunigte Forschung und Entwicklung, extreme Effizienzsteigerung in der Compliance oder in der generellen Administration sowie im Controlling oder die schnellere, effizientere und noch mehr auf den aktuellen Bedarf ausgerichtete Produktion.

Wir können viele Parallelen aus neuen Technologien in den letzten Jahrhunderten ziehen. Ähnlich wie bei der Dampfmaschine, Eisenbahn, Elektrizität oder dem Telefon. Der am naheliegendste Vergleich ist aber natürlich der Internetboom vor nunmehr circa dreißig Jahren und die darauffolgende Dotcom-Krise.

Was technische Revolutionen für Investoren bedeuteten

Kommerzielle Internetdienstanbieter (ISPs – internet service providers) wie AOL oder Compuserve, entstanden zum Ende der 1980er Jahre. Dazu kam Mitte der 1990er Jahre das Verlegen von Glasfaser-Kabeln. Das Internet hatte, nach Wikipedia und natürlich auch unserer eigenen Erinnerung, einen revolutionären Einfluss auf Kultur, Handel und Technologie: E-Mail, Instant Messaging, Voip-Telefonanrufe, Video-Chat und World Wide Web mit seinen Diskussionsforen, Blogs, sozialen Netzwerkdiensten und Online-Shopping-Sites. Sinngemäß nach Wikipedia erfolgte die Übernahme der globalen Kommunikationslandschaft durch das Internet historisch gesehen sehr schnell: „Im Jahr 1993 machte es nur 1 Prozent der telekommunizierten Informationen aus, im Jahr 2000 waren es 51 Prozent und im Jahr 2007 mehr als 97 Prozent“

Was hat diese technische Revolution aber für uns Investoren bedeutet? Wiederum sinngemäß Wikipedia zur Dotcom-Blase: „Zwischen 1995 und seinem Höchststand im März 2000 stiegen die Aktien im Nasdaq um 800 Prozent, fielen dann aber im Oktober 2002 um 740 Prozent von ihrem Höchststand und gaben alle Gewinne wieder ab. Während des Dotcom-Crashs scheiterten viele Online-Shopping-Unternehmen sowie mehrere Kommunikationsunternehmen und wurden geschlossen. Andere überlebten, wurden aber übernommen. Unternehmen, wie Amazon und Cisco Systems, verloren große Teile ihrer Marktkapitalisierung.“

 

Wenn wir uns die Aktienentwicklung von der Deutschen Telekom und anderen Stars des Internet-Hypes ansehen, dann sehen wir einen astronomischen Anstieg vieler Aktienkurse, ohne dass Umsätze oder Gewinne parallel maßgeblich gestiegen waren. Der Aktienmarkt hatte die Hoffnung auf gigantische Gewinne nach dem Prinzip „Hoffnung“ eingepreist. Wir erinnern uns auch, dass auch Amazon uns lange auf Gewinne und dann höhere Gewinne warten ließ – hier hat sich das Warten aber irgendwann ausbezahlt. Wenn wir uns aktuell die Aktien von Nvidia oder ASML anschauen, sehen wir wiederum steil steigende Aktienkurse, aber bisher sind parallel auch die Umsätze und Gewinne steil gestiegen. Auch volatil aber wesentlich stabiler dagegen die Qualitätsaktien von Familienunternehmen, die die neuen Technologien zum Ausbau ihrer ohnehin schon sehr guten Marktstellung verwendet haben. Beispiele hierfür sind bekannte Retail-Schwergewichte wie L’Oreal oder Inditex.