Für fast 80 Prozent der Vermögensverwalter ist der Preis das wichtigste Entscheidungskriterium, wenn es um die Wahl der Depotbank geht. Erst danach folgen Reputation (59 Prozent), Qualität der Technik (57 Prozent) und Geschwindigkeit der Order-Abwicklung (45 Prozent). Das zeigt eine Umfrage von der Hochschule Luzern und EAM Technology, bei der 80 Vermögensverwalter respektive externe Asset Manager sowie 25 Verwahrstellen und Technologie-Anbieter vom Schweizer Markt teilnahmen. Dass der Preis so entscheidend ist, ist laut der Studienautoren keine Überraschung: „Für viele externe Asset Manager geht es in den nächsten Jahren schlichtweg um 'staying in business'.“ Entscheidend sei deswegen das Zusammenspiel von Vermögensverwaltern, Depotbanken und Technologie-Anbietern.
Bei diesem Zusammenspiel nutzen die Vermögensverwalter – je nach Aufgabe – auch externe Dienstleister. Insbesondere für die IT und die digitale Infrastruktur können sie sich eine Zusammenarbeite mit externen Anbietern vorstellen, während über 80 Prozent das Portfoliomanagement lieber intern abwickeln. Das Portfoliomanagement ist auch eines der Tätigkeitsbereiche, in denen die Vermögensverwalter am meisten Potenzial für Digitalisierung sehen. Auch im Reporting, dem Kunden- oder Dokumentenmanagement nutzen über 50 Prozent der Verwalter digitale Anwendungen. Und: Je mehr Vermögen sie verwalten, desto mehr Portfolio- oder Kundenmanagement haben sie bereits digitalisiert.
Von den Depotbanken wünschen sich die Vermögensverwalter noch Zusatzleistungen wie Research und Produktinformationen sowie ein gutes Online-Banking. Auch ein digitales Onboarding ist für die Verwalter von Belang. Auf der anderen Seite hapert es bei den Schnittstellen der Portfoliomanagement-Systeme: 17 Prozent der Vermögensverwalter nutzen überhaupt keine Schnittstellen zu ihren Depotbanken, auf der anderen Seite gaben fast ein Viertel der befragten Verwahrstellen an, über keine Schnittstelle zu den externen Asset Managern zu verfügen. „Diese scheinbaren Details haben einen grossen Einfluss auf die operative Effizienz bei den EAMs und entsprechend auf die Profitabilität ihres Betriebes“, erklären die Studienautoren.
Sie sind neugierig aufs Private Banking?
Aus der Analyse der Depotbanken heraus wird auch klar, dass nicht alle Depotbanken alle Assets über Schnittstellen abwickeln können. Zwar sind alle untersuchten Verwahrstellen bei festverzinslichen Anlagen, Fonds und Aktien lieferfähig, bei anderen Anlagen gibt es allerdings Einschränkungen. „Die Analyse der unterstützten Asset-Kategorien lässt vermuten, dass die Ursache für die mangelnde Unterstützung gewisser Asset-Kategorien, wie beispielsweise Commodity Options, Mortgages, Private Equity und Guarantees, entweder die Limitierungen der Kernbankensysteme und Integrationsschichten sind oder ein bewusster Geschäftsentscheid entlang der Bankstrategie“, schreiben die Studienautoren.
Auch im Ordering fühlen sich die Verwahrstellen vor allem mit klassischen Anlagen wie Fonds, Bonds oder Aktien wohl – Gold-Orders bietet nur ein Bruchteil der Depotbanken an. Zudem unterstützen nicht alle Depotbanken die verschiedenen Order-Typen: Während Limit- oder Market-Orders kein Problem darstellen, bieten unter zehn Prozent der Depotbanken Unterstützung für Trailing-Stop-Orders an.
Die Studienautoren verweisen abschließen darauf, dass die externen Asset Manager zwar größtenteils zufrieden mit ihren Depotbanken sind, die Bedürfnisse aber je nach Geschäftsmodell variieren. Zudem steigen die technischen Anforderungen, weshalb es einer Standardisierung von Datenformaten und Übertragungsmethoden bedarf: „Die gegenwärtige Heterogenität und das 'Alter' der vorherrschenden Schnittstellen geben ausreichend Anlass, neue Standards zu etablieren.“