Das, so Korfmacher, ist schwer genug und nur mit immer kostspieligerer Professionalität zu stemmen: „Ich muss versuchen, alle Risiken zu antizipieren um sie zu meistern. Überleben ist alles. Wir sind nicht immun gegen Kapitalmarktentwicklungen, wenn sie einen Rechnungszins von 4 Prozent haben. Unser Rechnungszins liegt aktuell bei 3,3 Prozent. Bei Negativrenditen auf Bundesanleihen ist die Hera...
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Das, so Korfmacher, ist schwer genug und nur mit immer kostspieligerer Professionalität zu stemmen: „Ich muss versuchen, alle Risiken zu antizipieren um sie zu meistern. Überleben ist alles. Wir sind nicht immun gegen Kapitalmarktentwicklungen, wenn sie einen Rechnungszins von 4 Prozent haben. Unser Rechnungszins liegt aktuell bei 3,3 Prozent. Bei Negativrenditen auf Bundesanleihen ist die Herausforderung gewaltig. Unsere Vorgänger hatten ein wunderschönes Leben. 80 Prozent Fixed Income, ein paar Aktien, fertig. Heute müssen wir stärker und professioneller an die Sache ran gehen und müssen viel mehr Personal einsetzen, um gleiche Beträge professionell anzulegen. Portfolio- und Risikomanagement, Revision, alles, was früher weniger Beachtung fand, muss abgedeckt werden. Compliance- und Nachhaltigkeitstehemen kommen noch hinzu, die Anforderungen wachsen stetig.“
Das WPV ist dafür groß genug. Viele andere, so Korfmacher, sind es nicht: „Für Stiftungen mit 100, oder auch 300 Millionen Kapitalanlage stell ich mir das sehr schwer vor, personaltechnisch abzubilden. Ich kann mir vorstellen, dass es Sinn macht, was Portfolio- und Risikomanagement angeht, mit anderen Organisationen zusammen zu arbeiten. Viele Kleine zusammen, oder Kleine docken an Große an. Wenn Sie 500 Millionen Euro verwalten, können sie nicht alle Asset-Klassen abdecken, das Personal können Sie nicht bezahlen.“
Zumal nicht alles vom Start weg klappt, gibt Korfmacher ganz offen zu: „Man muss seine Erfahrungen sammeln. Bei jeder Asset-Klasse fängt man klein an. Ich kann nicht behaupten, keine Fehler gemacht zu haben, aber die Fehler, die ich gemacht habe, machte ich zum Glück noch mit kleineren Beträgen und konnte daraus lernen, ohne zu viel Schaden anzurichten. Bei Private Equity beispielsweise haben wir vor einigen Jahren angefangen mit Dachfonds. Bei Immobilien haben wir mit Fonds angefangen, jetzt sind wir auch stark in der Direktanlage im Entwicklungsumfeld tätig. Wir haben uns überall unser Wissen erarbeitet und haben manche Asset-Klassen auch noch nicht im Portfolio.“ Auf externe Berater möchte er aber verzichten: „Ab einer gewissen Größe, bin ich der Meinung, man sollte das mit eigenem Personal machen. Berater helfen beim Einstieg, aber das Investment muss später ja auch betreut werden.“
Und alles rund um das Thema ESG macht das Ganze nicht einfacher, ist in seinen Augen aber wichtig und richtig: „Wir haben das seit 2012 auf dem Radar. Wir erarbeiten auch gerade eine Nachhaltigkeitsstrategie. Das hat den Hintergrund, das wir regulatorischen Anforderungen unterliegen. Und das Finanzministerium NRW hat eine solche Strategie gefordert, damit wir eine zusätzliche 5 Prozent Infrastrukturquote bedecken können. Wir haben die Genehmigung erhalten und nutzen sie. Das können wir, weil wir in Wind-, Solar und Wasserkraft mit cirka 5 Prozent in Equity und Debt investiert und wollen das weitermachen.“ ESG birgt aber auch Risiken: „Wir wollen das noch weiter ausbauen, was nicht so einfach ist, da im Augenblick diese ganze Greenwashing-Thematik vieles erschwert. Es werden Fonds angeboten, die einfach nur teurer sind, weil sie Grün draufschreiben. So etwas lehne ich strikt ab. Da schauen wir uns alles genau an.“
Zudem fragte der Jurist sich bereits vor Jahren: „Dürfen wir als institutionelle Investoren Nachhaltigkeitsziele denn überhaupt berücksichtigen? Wir müssen Kriterien der Anlageverordnung erfüllen. Da steht nichts von Nachhaltigkeit. Würde Nachhaltigkeit bedeuten, dass sie Rendite kostet, dürfte ich wohl gar nicht investieren. Ich kam damals zu dem Ergebnis, dass es nicht sicher ist, dass man mit Nachhaltigkeit besser Erträge hat, aber auch nicht anders herum. Wir dürfen sie also berücksichtigen. Mein ganz persönliches Kriterium ist, dass ich meinen Kindern darüber berichten will, was ich mache und auch vor meinem eigenen Spiegelbild nicht rot werden will. Will heißen: Ich mache bestimmte Dinge nicht. Seit vielen Jahren. Ich lehne aber klare Vorgaben ab. Von wem sollen die kommen? In Frankreich ist Atomkraft nachhaltig. Das ist eine politische Diskussion. Wichtig ist, dass wir alle unsere Hausaufgaben machen und Greenwashing verhindern.“
Was die Anlageverordnung für berufsständische Versorgungswerke angeht, sieht Korfmacher Handlungsbedarf bei der Politik. Das WPV hat die Risikokapitalquote von 35 Prozent beinahe ausgereizt, ist bei der Immobilenquote bei den erlaubten 25 Prozent angelangt. Zwei Öffnungsklauseln von je 5 Prozent werden ebenfalls genutzt. Aber erst durch die neue Infrastrukturquote sieht er sein Versorgungswerk kurz und mittelfristig, laut ALM-Studien, auf sicherer Seite, merkt aber an „Es gibt 90 Versorgungswerke, für kleine wird es immer schwerer. Zwang, oder Motivation zusammenzuarbeiten werden größer. Dahin wird der Zug fahren“, sagt er und begrüßt, dass es die Bestrebungen gibt, eine spezielle Anlageverordnung für Versorgungswerke zu schaffen, weil sie anders strukturiert sind, als Lebensversicherer: „Ich kann ziemlich genau sagen, wo wir in 30 Jahren stehen, was die Beitragseinnahmen und die Rentenausgaben angeht. Es gibt keine Stornomöglichkeiten. Ich kann zudem ziemlich genau sagen, welche Höhe unsere Kapitalanlage unter bestimmten Renditevoraussetzungen hat. Das können sie eigentlich in keiner Einheit sonst. Wir sind Teil der ersten Säule, bei uns steigt niemand aus. Das muss künftig besser abgebildet werden in den Regeln für Versorgungswerke. Daran wird gearbeitet. Ich hoffe, dass ich diese in den Jahren im aktiven Dienst noch begleiten und das Ergebnis in aktiver Form mitbekommen werde.“