Hans Wilhelm Korfmacher ist seit der Gründung 1993 Geschäftsführer des Versorgungswerks der Wirtschaftsprüfer und der vereidigten Buchprüfer (WPV) von Nordrhein-Westfalen. Dem Versorgungswerk schlossen sich mittlerweile Mitglieder aus 14 weiteren Bundesländern an. Lediglich das Saarland ist nicht dabei. Das WPV gehört zur ersten Säule, ersetzt also die gesetzliche Rentenversicherung. Es hat 15.000 Mitglieder, von denen bislang 2.500 Rente beziehen. Dazu sagt Korfmacher: „Wir haben cirka 5 Milliarden Euro Kapitalanlage, stark wachsend.“ Eine komfortable Position also, die viele andere Versorgungswerke sich wünschen würden. Korfmacher macht sich bei der IPE DACH Institutional Week 2021 dennoch ernsthafte Gedanken, unter anderem um ESG-Vorgaben, Greenwashing und die Anlageverordnung.
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Hans Wilhelm Korfmacher ist seit der Gründung 1993 Geschäftsführer des Versorgungswerks der Wirtschaftsprüfer und der vereidigten Buchprüfer (WPV) von Nordrhein-Westfalen. Dem Versorgungswerk schlossen sich mittlerweile Mitglieder aus 14 weiteren Bundesländern an. Lediglich das Saarland ist nicht dabei. Das WPV gehört zur ersten Säule, ersetzt also die gesetzliche Rentenversicherung. Es hat 15.000 Mitglieder, von denen bislang 2.500 Rente beziehen. Dazu sagt Korfmacher: „Wir haben cirka 5 Milliarden Euro Kapitalanlage, stark wachsend.“ Eine komfortable Position also, die viele andere Versorgungswerke sich wünschen würden. Korfmacher macht sich bei der IPE DACH Institutional Week 2021 dennoch ernsthafte Gedanken, unter anderem um ESG-Vorgaben, Greenwashing und die Anlageverordnung.
„Wir sind sehr breit aufgestellt, haben in den vergangenen 10 Jahren im Zusammenhang mit der Niedrigzinsphase, unsere Allokation – wie alle Altersvorsorge-Einrichtungen massiv geändert“, sagt Korfmacher gleich zu Beginn seines Vortrags und erinnert sich: „Wir sind 1993 gestartet mit einem Rechnungszins von 4 Prozent. Der war damals mit festverzinslichen Wertpapieren, Bundesanleihen und Pfandbriefen zu bedienen. Wir hatten 70-75 Prozent Fixed Income, ein paar Aktien und Immobilien. Die waren aber nicht entscheidend.“
Früh ist das WPV in Real Assets gegangen und baute einen Immobilienbestand auf. „Unsere Immobilienquote liegt heute bei gut 28-, unsere Zielquote liegt bei 30 Prozent. Bei klassischen Aktienanlagen sind wir, nach wie vor, defensiv aufgestellt bei 17 Prozent. Alternative Anlagen liegen bei uns bei etwas über 20 Prozent. Immobilien und alternative Anlagen machen bei uns also gut 50 Prozent aus“, schlüsselt Korfmacher die Asset-Allokation auf und weiß, dass er damit sehr glücklich sein kann: „Wir konnten uns das leisten, weil wir noch sehr niedrige Verpflichtungen haben. Deshalb ist unsere Allokation stark ausgerichtet in illiquide Real Assets, das war in den vergangenen Jahren natürlich hervorragend. Real Assets sind derzeit der Place to be.“
Ob es in Zukunft weiterhin so gut für das WPV laufen wird, will und kann er nicht sagen. Finanzkrise, Dotcom und jetzt Corona, Korfmacher hat schon zu viel erlebt. „Die Dotcom-Blase werde ich nie vergessen. Ich war noch jünger und unerfahrener und ich war gläubiger hinsichtlich der Aussagen, die namhafte Experten hinsichtlich der künftigen Marktentwicklung von sich geben. Spätestens seitdem gebe ich keine Aussagen mehr von mir, die sich mit der Marktentwicklung befassen. Ich glaube, niemand kann wirklich vorhersehen, was kommt. Jeder, der behauptet, er würde wissen wohin sich der Markt in einem Jahr entwickelt, der kann von sich behaupten er sei ein Guru, aber ich glaube nicht daran. Ich habe gelernt, demütig zu sein. Die Dotcom-Blase hat uns damals wirklich getroffen. Wir haben damals weniger diversifiziert. Die Finanzkrise und Covid haben dagegen keinen nennenswerten Einschläge hinterlassen. Bis jetzt jedenfalls“, gibt er sich zuversichtlich und betont: „Ich habe über die Jahre gelernt, dass Demut und Diversifikation die entscheidenden Aussagen sind. Demut vor den Märkten. Niemand kann vorhersehen, wie sie sich entwickeln werden. Und Diversifikation ist ein ganz einfacher Grundsatz der Kapitalanalage: Leg nicht alle Eier in ein Nest."
Leicht gesagt, mit klarem Ergebnis, wie der Jurist weiß: „Als institutioneller Investor kann man deshalb nie sagen: Ich hab die beste Performance. Wer nie nur auf ein Pferd setzt, kann nie so viel gewinnen. Das ist aber auch nicht unsere Aufgabe. Altersvorsorgeeinrichtungen haben ihren Auftrag zu erfüllen. Sei es wie wir in der ersten Säule, oder die betriebliche Altersvorsorge in der zweiten Säule, oder in der dritten die Versicherungen im Interesse ihrer Kunden."