Genial und getrieben Peter Thiel, der umstrittene Milliardär aus dem Silicon Valley

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Sein Instrument dazu ist der von ihm mitgegründete Founders Found. Über die Risikokapitalgesellschaft verwaltet er rund 11 Milliarden US-Dollar, ist unter anderem in Space X und Linkedin investiert. 2005 legte Thiel mit 68 Millionen Dollar den Grundstein. Das Geld hatte er, weil er 1998, damals noch als Investment-Banker tätig, gut 280.000 Dollar in einen Bezahldienst investierte, den er später Paypal nennen sollte und den Ebay schließlich für 1,5 Milliarden Dollar aufkaufte. Auch über eine Beteiligung am Chat-GPT-Erfinder Open AI, bei dem Microsoft gerade mit 10 Milliarden US-Dollar eingestiegen ist, soll derzeit gesprochen werden.

Donald Trump und Peter Thiel ist politische Korrektheit zuwider

Außerdem gründete er den Zwei-Milliarden-Hedgefonds Clarium Capital. Bereits 2003 war er Mitgründer vom Palantir, dem heute etwa 50 Milliarden Dollar schweren Produzenten von Überwachungssoftware  für Geheimdienste. Seinen Sitz im Verwaltungsrat bei Facebook-Mutter Meta ließ er 2022 nach gut 17 Jahren ruhen, viele munkeln, um seine politische Karriere weiter voran zu treiben. Dass er Politik kann, ist bekannt. Donald Trump wäre ohne Thiels Kontakte, Geld und Intellekt höchstwahrscheinlich nicht im Weißen Haus gelandet. „Ich bin ein America-First-Konservativer“, sagt Thiel von sich selbst.

Trump und Thiel favorisieren einen superschlanken Staat und die Vorstellung einer technokratischen Regierung unter Umgehung der etablierten Institutionen. Auch politische Korrektheit ist beiden zuwider, sind für sie mit Denkverboten gleichzusetzen. „Freiheit und Demokratie sind nicht miteinander vereinbar“, so Thiel, nach dessen Vision Paypal nicht nur Geld einbringen, sondern auch eine Weltwährung erschaffen sollte – die nicht von den Zentralbanken kontrolliert wird und auf die niemand Steuern erheben kann. Mittlerweile soll Trump für Thiel nicht mehr disruptiv, zerstörerisch genug sein.

Laut der US-Tageszeitung Politico fördert er mittlerweile zwei republikanische Vertreter der neuen Rechten mit jeweils rund zehn Millionen Dollar. Dazu gehören der Bestseller-Autor J.D. Vance, der seit Anfang des Jahres für den US-Bundesstaat Ohio im US-Senat sitzt und Blake Masters, der COO in dessen gleichnamiger Investmentfirma Thiel Capital ist und bei den Wahlen zum US-Senat in Arizona im Jahr 2022 antrat,  jedoch gegen den demokratischen Amtsinhaber Mark Kelly verlor. Dazu engagierte er den ehemaligen österreichischen Bundeskanzler. Sebastian Kurz ist heut als „Global Strategist“ bei Thiel Capital tätig.

Doch was will der 1967 in der Nähe von Frankfurt am Main geborene Thiel, dessen Familie in die USA auswanderte als er ein Jahr alt war und der trotzdem perfekt Deutsch spricht, eigentlich zerstören? Und was will er erreichen, außer eigenen Reichtum? Schließlich poltert er für dezentrales Geld, verkaufte aber seine Anteile an Paypal und nun an Kryptowährungen. Er ist für totale Freiheit, ist mit Palantir aber als Gründungspartner an an einem Unternehmen beteiligt, das Software für Geheimdienste entwickelt, welche Überwachung als Ziel hat. Er unterstützt den extrem rechten Flügel der Republikaner, investiert andereseits seit 2015 im goßen Stil ins Cannabis-Geschäft. Zudem studierte Thiel selbst auf der Elite-Universität Stanford, ist aber kein Fan konventioneller Ausbildung. Seine Stiftung „20 under 20“ vergibt Stipendien an 20 gründungswillige junge Menschen, die für jeweils 100.000 US-Dollar Starthilfe ihr Studium schmeißen.

 

 

Und von Facebook verkaufte er 2012, sofort nach der Haltefrist, den Großteil seiner Aktien, obwohl er unlängst selbst sagte: „Das erste, was man tun muss, um eine erfolgreiche Firma aufzubauen, ist: Die Firma nicht zu verkaufen.“ Wenn Gründer zu ihm für ein Investment kommen, und dann sofort von einem späteren Exit sprechen, dann wisse er gleich: „Die haben keinen Plan und keine Vision!“

Schon als Jugendlicher soll Thiel am Schachbrett ausgerastet sein

Wohl wegen dieser Ambivalenz und seiner politischen Gesinnung gehört Thiel trotz guter Verbindungen und zahlreicher Erfolge wohl auch nicht zur Tech-„Gang“ im Silicon Valley dazu. Er gilt zwar als „Don“ der Paypal-Mafia, jenem illustren Kreis der Paypal-Gründer und ersten Mitarbeiter, zu dem unter anderem auch der damalige Web-Designer Chad Hurley (gründete später You Tube), Elon Musk (Tesla, SpaceX), Russel Simmons (Yelp) und Reid Hoffman (Linkedin) zählen. Die ist aber wohl eher eine Zweckgemeinschaft denn ein Club guter Freunde. Zwischen ihm und Zuckerberg soll das Tischtuch sogar gänzlich zerschnitten sein.

Freunde hat er aber anscheinend eh noch nie gesucht. Als Jugendlicher spielte Thiel überaus erfolgreich Schach – zeitweilig war er gar der siebtbeste seiner Altersklasse in den USA. Nach einer verlorenen Partie soll er auch schon mal die Figuren vom Brett gefegt haben, passend zu seinem Bonmot „Show me a good loser and I’ll show you a loser“. Während seiner Schulzeit war er durchweg Klassenbester, süchtig nach Tolkiens "Herr der Ringe", Mathematik und eben Schach.

Um beim Denksport und beim Aufbau eines mittlerweile laut Forbes knapp 3 Milliarden Euro großen Vermögens so gut zu sein, kommt Thiel mit Sicherheit sein gutes Gedächtnis zugute. Dass er nichts vergisst und laut Journalist Chafkin von Wut getrieben ist, bekam auch die Online-Klatsch-Plattform Gawker zu spüren. 2007 hatte ihn die Seite als schwul geoutet. In einem Interview von 2009 verglich Thiel Gawker mit der Terrororganisation Al-Kaida. 2016 sah er dann eine Chance sich zu rächen.

Gawker veröffentliche ein Sex-Tape des Wrestlers Hulk Hogan. Der New York Times bestätigte Thiel, er habe rund zehn Millionen Dollar für Hogans Anwaltskosten gezahlt. Das Klatschpartal wurde zur Zahlung von 140 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt und musste schließen. Kaum auszudenken, wenn Warren Buffett und alle, denen Thiel mal auf den Schlips getreten ist, genauso nachtragend wären.

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