Interview mit Quellensteuer-Experten „Es wird nie eine hundertprozentige Harmonisierung geben“

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Ist der Wille für Harmonisierung wie mit dem Trace-Verfahren international vorhanden?

Lerch: Unserer Information und unserer Einschätzung nach werden schon ein paar Länder auf den Trace-Zug aufspringen. Das könnten vor allem die nordeuropäischen Länder sein. Manche Länder werden aber lieber auf ihre eigene Schnittstelle setzen, wie die Schweizer. Es gibt innerhalb der Digitalisierung verschiedene Strömungen, die vielleicht langfristig schneller zu einer Harmonisierung führen werden, als wenn Quellensteuern weiter auf Papier zurückgefordert werden.


Von der Höh:
Es wird nie eine hundertprozentige Harmonisierung geben. Aber durch eine bessere Harmonisierung wird der Weg von den Lagerstellen bis hin zu den Endkunden immerhin einfacher und transparenter.

Wie sieht es in Deutschland aus?

Lerch: Auch die Deutschen wollen ins Digitale Beantragungsverfahren einsteigen – richtig belastbare und konkrete Umsetzungsanforderungen gibt es aber nicht, wenn auch schon Zeiträume für eine Umsetzung genannt wurden. Ob es wirklich 2023 wird, werden wir dann aber sehen. Es bewegt sich was und wir müssen gucken, wie die Zukunft aussieht.

Stichwort Zukunft – lässt sich der ganze Prozess nicht direkt zwischen Antragssteller und Behörde über eine Blockchain darstellen?

Lerch: Unsere Vermutung – und die ist jetzt subjektiv – lautet, dass die Blockchain erst für weniger komplexe Verfahren eingesetzt wird. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Versprechungen der Blockchain Realität werden.

Von der Höh: Die Komplexität des Prozesses besteht in der Kette der Intermediäre und diese Komplexität soll ja eigentlich verschwinden. Aber es gibt natürlich gute Gründe, warum es die Intermediäre gibt. Manche Dinge wollen wir bestätigt haben. Und auch das – genauso wie der ganze sehr internationale und sehr komplexe Prozess – muss in einer Blockchain abgebildet werden. Deswegen glaube ich nicht, dass dieser Bereich einer der ersten sein wird, der sich an die Blockchain herantraut.

Am 30. Juni findet in Frankfurt am Main das Quellensteuer Forum statt. Weitere Informationen zur Fachtagung und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

Über die Interviewten:
Alexander Lerch ist Geschäftsführer beim Fintech Raquest, das eine Software zur Rückerstattung von Quellensteuern entwickelt hat. Das Unternehmen ist Tochter des Softwareunternehmens Halvotec, das Lerch als Geschäftsführer ebenfalls leitet.

Roman von der Höh ist geschäftsführender Direktor bei Raquest in der Schweiz und fungiert als Bindeglied zum Schweizer Markt. Von der Höh war in fachverantwortlichen und leitenden Funktionen im Bereich Steuerservices für die Credit Suisse und Six tätig. Zuletzt verantwortete er als Globaler Leiter Steuerservices bei Avaloq Sourcing den Bereich Internationaler Steuerservice.

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