Zielallokation Private Equity: Denominator-Effekt bremst institutionelle Investoren aus

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Private Equity: Denominator-Effekt bremst institutionelle Investoren aus
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Michael Schad, Partner und Leiter von Coller Credit Secondaries

Michael Schad, Partner und Leiter von Coller Credit Secondaries: „Mittel- und Osteuropa sowie das Vereinigte Königreich erscheinen gegenüber der Zeit vor zwei bis drei Jahren weniger attraktiv, während die skandinavischen Länder an Attraktivität gewonnen haben.“ Foto: Coller Capital

Der Ausbau der Private-Equity-Engagements bei vielen institutionellen Investoren (Limited Partners, LPs) wird durch den Denominator-Effekt ausgebremst, bei dem Einbrüche in den eher schwankungsanfälligen liquiden Asset-Klassen zu einem ungeplanten Erreichen oder Überschreiten der Zielallokationen der schwankungsarmen illiquiden Asset-Klassen, wie etwa Immobilien, führen. Hintergrund: Ist der Wert eines Portfolios aufgrund starker Verluste in einzelnen Anlageklassen wie etwa Aktieninvestments gesunken, können Private-Equity-Anlagen bei vorgegebenem Anteil an den Gesamtanlagen nicht ohne Weiteres erhöht werden. Das ist ein Ergebnis des jüngsten Global Private Equity Barometers von Coller Capital.

Befragt wurden weltweit 112 institutionelle Private-Equity-Investoren. Die Ergebnisse des Barometers sind laut Studienautoren für die Gesamtheit der LPs im Hinblick auf Anlegerstandort, Art der investierenden Organisation, verwaltetes Gesamtvermögen und Dauer der Erfahrung mit Private-Equity-Anlagen global repräsentativ.

Der Effekt ist demnach bereits bei einer wachsenden Zahl größerer LPs und öffentlicher Pensionsfonds zu spüren, wobei zwei Drittel von ihnen dies als einen Faktor für die Verlangsamung ihres Engagements angeben. Auch Liquiditätsengpässe führen bei mehr als einem Viertel der LPs zu einer Verlangsamung von Kapitalzusagen. Ebenso sind die von den Investoren angestrebten Allokationen in alternative Anlageklassen davon betroffen.

Die Zahl derer, die eine Erhöhung der Allokation in Private Equity planen, ist in den letzten sechs Monaten zurückgegangen, während die Allokationspläne für Privatkredite stabil geblieben sind. Die Mehrheit ist der Meinung, dass ihre Private-Equity-Portfolios für die aktuellen Marktbedingungen gut positioniert sind. Von denen, die Änderungen durchführen, nehmen dies zwei Drittel in Bezug auf die Investmentphase und den Bereich vor. Insgesamt nutzt die Hälfte der LPs den Sekundärmarkt, um ihre Portfolios zu anzupassen.

 

 

 

„Der Gegenwind in verschiedenen Ländern Europas hat sich spürbar auf die Ansichten der LPs über die Private-Equity-Märkte ausgewirkt", so Michael Schad, Partner und Leiter von Coller Credit Secondaries. „Mittelund Osteuropa sowie das Vereinigte Königreich erscheinen gegenüber der Zeit vor zwei bis drei Jahren weniger attraktiv, während die skandinavischen Länder an Attraktivität gewonnen haben.“ Das makroökonomische Umfeld und die hohe Inflation stehen bei den Anlegern an erster Stelle, wenn es um die Risiken für ihre Private-Equity-Renditen in den nächsten zwei bis drei Jahren geht, wobei fast alle LPs diese Faktoren als wichtig einstufen.

Weniger LPs sind besorgt über hohe Vermögenspreise, nachdem die Bewertungen 
im Vergleich zum Barometer vom Winter 2019/2020 gesunken sind. Trotz dieser Bedenken sind die Investoren optimistisch, was die Aussichten für die Renditen von Private Equity angeht: Ein Drittel der LPs prognostiziert jährliche Nettorenditen von 16 Prozent und mehr für ihre Private-Equity-Portfolios, was den höchsten Wert seit dem Winterbarometer 2011/2012 darstellt.

Bei der Bewertung des Gesamtmarktes ist ein Drittel der LPs gegenüber den Privatmärkten positiver eingestellt als gegenüber den öffentlichen Märkten, da die Volatilität des aktuellen Marktumfelds Private Equity und Privatkredite attraktiver macht als ihre gelisteten Pendants. Ein Fünftel der LPs plant, ihr Engagement in Privatkredit-Fonds im nächsten Jahr zu beschleunigen, wobei rund 40 Prozent Senior Direct Lending und Special Situations als attraktive Investitionsbereiche ansehen.

Aussichten für die Private-Equity-Märkte nach Regionen

Die Ansichten der LPs über die europäischen Private-Equity-Märkte gehen weit auseinander. Die einzige europäische Region, die in den Augen der Investoren an Attraktivität gewinnt, sind die nordischen Länder. In den USA erwartet etwas mehr als die Hälfte eine Verschärfung des regulatorischen Umfelds für die Privatmärkte und ein Viertel ist der Meinung, dass sich jegliche Änderung negativ auf ihre Renditen auf dem US-Privatmarkt auswirken wird. Nur sehr wenige LPs sehen den Inflation Reduction Act der Biden Administration als Chance, wenn es um neue Zusagen für Privatmarktfonds geht.

 

 

 

Innerhalb Asiens berichten Investoren von Unterschieden in der Art und Weise, wie sie in Private Equity investieren. Während Investoren an allen Standorten die Vorzüge von regional ausgerichteten Fonds sehen, stehen sie im asiatisch-pazifischen Raum auch länderspezifischen Fonds positiv gegenüber.

Energie – auch fossile – bleibt beliebt

Private-Equity-Anlagen im Energiesektor sind bei den Anlegern immer beliebter geworden. Im Vergleich zu vor vier Jahren entscheiden sich mehr LPs nicht nur für Private-Equity-Investitionen in erneuerbare Energien, sondern auch in private Anlagen zur fossilen Energieerzeugung. Weniger LPs entscheiden sich dafür, ihre Investitionen in fossile Anlagen zu reduzieren. Die Volatilität auf den Technologiemärkten hat sich darauf ausgewirkt, wie LPs die Aussichten für diesen Sektor einschätzen. 45 Prozent der LPs glauben, dass die derzeitige Volatilität der Märkte die Attraktivität von Venture Capital im Technologiesektor mittelfristig verringert hat, und 28 Prozent der LPs sagen dasselbe über Technologieinvestitionen von Private Equity.

ESG-Offenlegung wird ernst genommen

Die Berichtsstandards steigen in Europa mit der Regulierung zur Offenlegung der Nachhaltigkeit von Finanzprodukten (Sustainable Finance Disclosure Regulation - SFDR) und in den USA mit der von der dortigen Finanzmarktaufsicht SEC vorgeschlagenen ESG-Offenlegung. Die Nichterfüllung dieser Offenlegungsstandards wird von LPs ernst genommen: Drei Viertel gaben an, dass sie in Erwägung ziehen würden, nicht mehr in einen Fonds zu investieren, dessen Manager (General Partner, GP) die Standards in den nächsten drei Jahren nicht einhalten würde. Die Mehrheit der LPs ist der Meinung, dass ihre Institutionen gut in der Lage sind, die Systeme der GPs zur Messung von ESG-Effekten zu beurteilen.

Viele Investitionen über eine Plattform

Mehr als die Hälfte der LPs sieht bei der Investition in mehrere Produkte desselben Managers als größten Vorteil, mehr Einfluss bei einem GP zu gewinnen. Weitere Vorteile, die genannt werden, sind der Zugang zu anderen Anlagealternativen, eine Reduzierung der Gebühren und ein geringerer Aufwand für die Due-Diligence-Prüfung zusätzlicher Produkte. Ein Drittel der LPs nutzt derzeit separat verwaltete Konten (SMAs), um Zugang zu mehreren Produkten desselben Managers zu erhalten. Dieser Anteil ist seit dem Winterbarometer 2015/2016 weitgehend unverändert geblieben.

Ein Fünftel der LPs mit diesen Konten gibt an, dass sie sich besser entwickeln als ihr gesamtes Private-Equity-Portfolio. Eine weitere Möglichkeit, in einen GP zu investieren, ist die Beteiligung an einem Fonds, der sich als Eigentümer an der Managementgesellschaft des GPs beteiligt. Dieser Weg wird bisher kaum genutzt, obwohl bei einem Viertel der LPs, die dies getan haben, die Erwartungen übertroffen wurden.

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