Rolf Wickenkamp von CAM Alternatives „Solche Prozentsätze sind völlig unzureichend“

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Gehören Sie zu denjenigen, die die Gebührenentwicklung im Markt kritisieren?

Wickenkamp: Zunächst mal haben wir es immer mit dem Zusammenspiel aus Management-Gebühr und dem sogenannten Carried Interest zu tun. Erstere Gebühr ist bei den großen Fonds und insbesondere bei den Mega-Fonds in den vergangenen Jahren reduziert worden. Bei kleineren und mittleren Fonds war sie eher stabil, was nachvollziehbar ist, muss diese Management-Gebühr doch die Fixkosten des General Partners abdecken. Beim Carried Interest ist nach wie vor eine Performance-Beteiligung von 20 Prozent die Regel, gebunden an das Erreichen vereinbarter Schwellenwerte, die sogenannte Hurdle Rate. Einige wenige Fondsmanager können darüberhinausgehende Performance-Gebühren durchsetzen.

Das Hebeln der IRR durch Brückenfinanzierungen nimmt doch aber zu – zu Ungunsten der Investoren.

Wickenkamp: Das praktizieren vor allem amerikanische Fondsmanager, aber nicht nur diese, indem sie die ersten Investments vorfinanzieren und erst später das Kapital der Investoren abrufen. Das ist natürlich liquiditäts­schonend, aber nicht wirklich gewünscht, da die Investoren ihr Kapital ja ans Arbeiten bringen wollen. Zudem führt es dazu, dass sich die IRR als Basis für die Berechnung des Carried Interests verbessert. Das entspricht nicht wirklich dem Grundgedanken des „Alignment of Interest“ und führt ständig zu Diskussionen zwischen Manager und Investoren.


Welche Entwicklung sehen Sie
kritisch?

Wickenkamp: Wir führen bei unserer Due Diligence beispielsweise immer wieder Diskussionen über das aus unserer Sicht zu hohen Volumen eines Nachfolgefonds. Sollte es hierfür keine belastbare Begründung geben – beispielsweise durch die deutliche Vergrößerung des Teams durch erfahrene und qualifizierte Investmentmanager –, würden wir im Zweifel kein Committment abgeben. Warnsignale sehen wir auch bei Veränderungen der Investmentstrategie, des regionalen Fokus, oder bei stark schwanken­den Ergebnissen. Hängt die Performance stark von ein oder zwei „Lucky Shots“ ab, stellt sich natürlich die Frage der Wiederholbarkeit des Ergebnisses. Weitere kritische Themen können eine sehr schiefe Verteilung des Carried Interests oder eine aus unserer Sicht ungelöste Nachfolgeregelung beim Führungspersonal eines Managers sein.

Was hat sich bei der Manager-Selektion durch Corona geändert?

Wickenkamp: Wir achten noch einmal mehr auf das Thema Downside Protection. Welcher GP ist erfahren genug, Situationen konjunktureller und struktureller Verwerfungen zu meistern? Wie ändern sich in kurzer Zeit die Geschäftsmodelle der Beteiligungsunternehmen, wie und wo muss angepasst werden? Wie gut sind die Firmen finanziert, wie gut ist das Controlling, um sicherzustellen, nicht plötzlich von missliebigen Entwicklungen überrascht zu werden? Da kommt es wirklich auf die Erfahrung des Fondsmanagers und seines Teams an. Aktuell ist das wichtiger denn je.

Natürlich gibt es Investmentthemen, die – in der Vergangenheit problemlos – aktuell sehr kritisch zu beurteilen sind wie Reisen oder Messen/Ausstellungen und damit zusammenhängende Wirtschaftsbereiche. Andere hingegen haben zusätzlichen Rückenwind, etwa Gesundheit, Digitalisierung oder Logistik. Wie immer im Leben gibt es auch im heutigen Investitionsumfeld die beiden Seiten einer Medaille. Private Equity hat über viele Jahrzehnte bewiesen, eine superiore Asset-Klasse zu sein. Ich sehe keinen Grund, warum das im jetzigen Anlagenumfeld nicht erneut so sein sollte.


Über den Interviewten:
Rolf Wickenkamp ist geschäftsführender Gesellschafter der Investmentboutique CAM Alternatives (früher: CAM Private Equity). Der promovierte Volkswirt war unter anderem bei der Versicherungsgruppe Colonia (heute Axa), LGT, DB Private Equity und Sal. Oppenheim in Führungspositionen tätig.

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