Auretas Family Trust mit veränderter Strategie „Es wäre fahrlässig, diese Wachstumsfelder nicht zu besetzen“

Matthias Rathgen (li.) und Boris Jurczyk von der Auretas Family Trust

Matthias Rathgen (li.) und Boris Jurczyk von der Auretas Family Trust: Während erster sich um die semi-liquiden Investments kümmert, ist zweiterer für die liquide Vermögensverwaltung zuständig Foto: Auretas Family Trust

private banking magazin: Auretas Family Trust stand immer für die Suche nach aktiven Asset Managern, die langfristig Alpha liefern. Warum nun die Kehrtwende?

Boris Jurczyk: Wir sehen das eher als Weiterentwicklung denn als Kehrtwende. Die Erkenntnis der letzten Jahre ist, dass sich aktives Management in hocheffizienten Marktsegmenten nicht mehr auszahlt. Natürlich spielt hier auch die Kostendiskussion eine große Rolle. Passive Investmentvehikel haben einen nicht zu unterschätzenden Kostenvorteil, den aktive Manager erst verdienen müssen. Gelingt es vor diesem Hintergrund den aktiven Fondsmanagern nicht mehr konsistentes und überzeugendes Alpha abzuliefern, muss man reagieren und eingestehen, dass sich die Kapitalmärkte schlichtweg weiterentwickelt haben. Konzepte, die vor zehn Jahren noch passend waren, sind heute keine geeignete Strategie mehr.

Welche strukturelle Entwicklung ist das?

Jurczyk: Das Denken und Handeln an den Kapitalmärkten ist generell kurzfristiger geworden. Reaktionen auf neue Entwicklungen an den Märkten lassen sich heutzutage oftmals effizienter über passive Anlagevehikel umsetzen. Daher haben wir unsere Prozesse in den vergangenen Monaten verstärkt hinterfragt und sind unter anderem zu dem Schluss gekommen, dass im heutigen Marktumfeld eine Anlagestrategie, die passive und aktive Ansätze sinnvoll miteinander kombiniert, die passende Antwort auf die Bedürfnisse unserer Mandanten ist.

Allein passives Investieren ist es also auch nicht.

Jurczyk: Dort, wo passiv nicht sinnvoll ist, suchen wir weiterhin nach den besten Alpha-Jägern. In den vergangenen Jahren legte die Smart-Beta-Debatte offen, dass die aktiven Fondsmanager in der Vergangenheit oftmals gar kein wahres Alpha erzielten, sondern eher die inzwischen ausgiebig erforschten Faktor-Prämien ausnutzten. Diese sind jedoch inzwischen vielfach trennscharf und kostengünstig über passive Instrumente investierbar.

Daneben sind wir der festen Überzeugung, dass die strategische Vermögensallokation wesentlich über den Erfolg einer Investmentstrategie bestimmt. Die Asset-Allokation sehen wir als eine Kernkompetenz unseres Hauses, die wir nicht externen Managern überlassen möchten. Daher auch die Entscheidung liquide und semi-liquide Assets differenziert aufzustellen und damit die Grundlage zu schaffen, deutlichen Mehrwert für unsere Mandanten erwirtschaften zu können.

Was sind denn die Marktnischen, wo sie auf aktive Manager setzt?

Jurczyk: Es gilt zu identifizieren, wo aktives Management wirklich noch konsistent Mehrwert – und zwar nach Kosten – liefern kann. Das gilt unserer Meinung nach für gewisse Segmente des Aktienmarkts, wie Small-Cap-Aktien, aber auch für ausgewählte Segmente des Anleihemarktes. Wir sind überzeugt, dass in Bezug auf High-Yield-Anleihen, Emerging-Market-Anleihen oder auch spezielle Nischenthemen aktive Fondsmanager weiterhin ein Alpha erzielen können oder diese Themen noch nicht in geeigneter Weise über passive Instrumente abdeckbar sind.

Ein Beispiel für letzteres?

Jurczyk: Nehmen Sie den Bereich der Impact Investments. Diese sind unseres Erachtens über ein passives Investment nicht sinnvoll darstellbar. Das Thema Nachhaltigkeit ist per se eine Herausforderung für passive Produkte. Hier ist gegebenenfalls eine detaillierte Analyse des jeweiligen Nachhaltigkeitsansatzes unabdingbar. Klar ist, dass wir ein transparentes Benchmarking für die aktiven Ansätze im liquiden Bereich verfolgen. Diesbezüglich hilft uns die sich in den vergangenen Jahren differenzierende Index-Welt deutlich weiter.

Ist die Auswahl der richtigen ETFs im Vergleich zur Suche nach den Alpha-Managern ein Kinderspiel?

Jurczyk: Bei der Auswahl passender ETFs kommen andere Aspekte zum Tragen als bei der Selektion aktiver Investmentfonds. Auf den ersten Blick scheint die Auswahl von ETFs trivial – allerdings ist auch hier erhebliches Fachwissen notwendig, um die bestmögliche Auswahlentscheidung zu treffen. Dieses beginnt bereits mit dem ersten Schritt, nämlich der Auswahl des zugrundliegenden Index.