Rolf Wickenkamp von CAM Alternatives „Solche Prozentsätze sind völlig unzureichend“

Rolf Wickenkamp von CAM Alternatives

Rolf Wickenkamp von CAM Alternatives: Der geschäftsführende Gesellschafter der Kölner Investmentboutique äußert sich zu den Trends im Markt der Private-Equity-Fonds Foto: Philippe Ramakers

private banking magazin: Ist eine Vermögensallokation noch zeitgemäß, die die Private Markets vernachlässigt oder sogar ignoriert?

Rolf Wickenkamp: Viele Investoren, private wie institutionelle, gingen doch lange Zeit davon aus, dass die Niedrigzinsphase irgendwann mal enden wird. In den vergangenen zwei Jahren fand bei vielen nun ein Umdenken statt. Herkömmliche Konzepte in der Kapitalanlage funktionieren erkennbar nicht mehr. Hat das nun dazu geführt, dass Investoren, die zuvor zu 100 Prozent liquide Investments getätigt haben, ihr Geld heute zu einem nennenswerten Teil in Alternative Investments anlegen? Teilweise schon, aber viele haben erst damit begonnen.

Oftmals hört man aber nur von Beimischungen von wenigen Prozentpunkten.

Wickenkamp: Und solche Prozentsätze sind natürlich völlig unzureichend. Im Englischen gibt es dafür den Ausdruck „It doesn’t move the needle“. Es gibt aber auch Family Offices und Versorgungswerke, die einen nennenswerten Teil ihrer Vermögensallokation in entsprechende Investments stecken. Das entspricht aus unserer Sicht dann eher einer zeitgemäßen Allokation von Private-Markets-Anlagen.

Zu höheren Risiken?

Wickenkamp: Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass Private Equity, Infrastruktur oder Private Debt mit hohen Risiken verbunden sind. Zwar denkt man oft an die Aussage von Nobelpreisträger Milton Friedman „There is no such thing as a free lunch on Wall Street“, aber Friedmann hat diese Aussage unter die Prämisse des vollkommenen Marktes gestellt.  Was bei der Investition in Alternatives vereinnahmt werden kann, sind vor allem Illiquiditäts- und Komplexitätsprämien.

Die unterscheiden Sie?

Wickenkamp: Das sollte man. Bewerten Sie die Emission einer Staatsanleihe eines Landes mit AAA-Rating, dann schauen Sie auf Kupon, Laufzeit und eventuell Nebenbedingungen. Das war’s.

Planen Sie hingegen ein Private-Equity-Investment, wird der Aufwand deutlich größer. Sie müssen sich zunächst einen Marktüberblick verschaffen: Welche Fonds mit welchen Strategien, Größenordnungen und in welchen Regionen sind oder kommen in den Markt? Wie war die bisherige Performance? Wie gut und stabil ist das Team? Wie sehen die Vertragsbedingungen und Gebühren aus? Sie müssen Reference Checks einholen und unbedingt Due-Diligence-Besuche vor Ort durchführen. Das heißt: Sie haben enorme Informations- und Komplexitätskosten, die Sie als Investor natürlich vergütet haben wollen.

Hinzu kommt die Illiquidität, die heute aber nicht mehr so zu verstehen ist wie vor 20 Jahren. Wir haben mittlerweile einen sehr gut funktionierenden Sekundärmarkt, der rund 6 bis 8 Prozent des Volumens des Primärmarktes ausmacht. Insofern sind Private Equity-Investments nicht mehr vollständig illiquide, sondern nur noch eingeschränkt.