Investmentchef der Beteiligungsfirma Mutares „Wir haben weder Investment- noch Divestmentdruck“

Johannes Laumann von der Mutares SE & Co. KGaA

Johannes Laumann von der Mutares SE & Co. KGaA: Der Investmentchef der Beteiligungsfirma hat jüngst mit dem Erwerb des französischen Unternehmens Lapeyre SAS bereits die neunte Akquisition im Jahr 2020 getätigt

private banking magazin: Mutares ist eine Beteiligungsfirma mit Fokus auf Turnaround-Investments. Wittern Sie im nächsten Jahr Corona-bedingt das große Geschäft und viele Deals?

Johannes Laumann: Ich schlafe bereits jetzt kaum (lacht). Das Arbeitspensum hat diesbezüglich jetzt schon enorm zugenommen. Man merkt, dass sich im Markt aufgrund der Corona-Pandemie und deren Folgen für die Wirtschaft etwas ändert. Es werden Unternehmen in Turnaround-Situationen angeboten, die vor zwei Jahren noch sehr viel Geld gekostet hätten. Unternehmen mit guter Substanz, die von der Corona-Krise überrascht wurden.

Und vor Corona?

Laumann: Da sah es eigentlich nicht großartig anders aus. Unsere Beteiligungsfirma ist auf das alte Europa und den Mid-Market-Bereich fokussiert. Allein 2019 haben wir rund 4.500 sogenannter Teaser bekommen. Auch mit dieser Anzahl an Turnaround-Angebote waren wir vergangenes Jahr gut beschäftigt und auch die früheren Turnaround-Investments werfen ordentlich ab.

Heißt für die börsennotierte Mutares…

Laumann: …, dass wir in den vergangenen Jahren eine Dividende von rund 15 Millionen Euro für unsere Aktionäre ausgeschüttet haben, also etwa 10 Prozent Rendite bei der aktuellen Marktkapitalisierung.

Wie sieht ein klassischer Turnaround-Fall aus?

Laumann: Unser Schwerpunkt bei der Suche von Investmentmöglichkeiten liegt auf Unternehmensgrößen zwischen 50 und 500 Millionen Euro Umsatz. Das ist für uns der Sweet Spot. Ein weiterer Fokus sind die drei Segmente Automotive Mobility, Engineering und die Nutzer-Service-Sparte. Bei uns gilt der ungeschriebene Grundsatz, dass zumindest einer der Mutares-Vorstände die jeweilige Branche mit ihren Geschäftsmodellen gut kennen muss, damit wir eine Transaktion machen. Ist diese erfolgt, schicken wir mehrere Kollegen aus unserem siebzigköpfigen Operations-Team ins Unternehmen. Dabei handelt es sich um keine Studienabgänger, sondern sehr berufserfahrene Experten aus den verschiedensten Bereichen wie Einkauf, Finanzen, Produktion, Vertrieb oder Logistik. Diese bilden meist ein Tandem mit den jeweiligen Mitarbeitern aus dem Management des gekauften Unternehmens. Und dann macht man einen Plan für die ersten 100 Tage.

Inklusive Personalabbau?

Laumann: Manchmal ist das leider unvermeidbar. Aber es ist nur ein Punkt, den man sich anschaut. Wir schauen ganzheitlich, schauen uns die Produktpalette an. Was muss verbessert werden, welche Varianten kann man rausnehmen? Was kann in der Fertigung, beim Einkauf, Logistik, Vertrieb verbessert werden. Ganz normale Buy-&-Build-Story im Private Equity.

Wie lange hält die Mutares ihre Portfoliounternehmen?

Laumann: Im Regelfall sind es zwei bis drei Jahre. Typischerweise benötigen wir für die Restrukturierung 12 bis 18 Monate. Dann ist es im Normalfall stabil und rentabel. Danach folgt dann möglicherweise der eine oder andere Zukauf. Grundsätzlich gilt, dass wir anders als Private-Equity-Fonds weder Investment- noch Divestmentdruck haben, um beispielsweise einen Fonds am Ende seiner Laufzeit schließen zu können. Wir halten ein Zielunternehmen also solange, wie wir es als sinnvoll für die Investmentrendite erachten.