Rolf Wickenkamp von CAM Alternatives „Solche Prozentsätze sind völlig unzureichend“

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Nun sollten Anleger über den Anteil an Alternative Investments in ihrer Vermögensallokation nachdenken. Bekommt man denn in Zeiten der Geldschwemme überhaupt noch gut Zugang?

Wickenkamp: Ich gebe Ihnen Recht, dass der Zugang heute erheblich schwieriger ist als in der Vergangenheit. Die wirklich guten Fonds, egal ob für Private Equity, Private Debt oder Infrastruktur, sind in vielen Fällen für Neu-Investoren nicht zugänglich. Als Neu-Investor haben Sie nur eine Chance, wenn Sie einen wahnsinnig klangvollen Namen besitzen oder ein Netzwerk, das für den Fondsmanager einen Mehrwert besitzt. Geld hingegen ist aus deren Sicht nahezu beliebig geworden, das ist aktuell im Überfluss vorhanden.

Sind das auch Ihre Erfahrungen?

Wickenkamp: Mit CAM Private Equity haben wir vor über 20 Jahren angefangen, in Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds zu investieren. Damals war der Zugang außer bei einer Handvoll Top-Fonds problemlos– insbesondere im Venture Capital Bereich. Dies galt auch für führende Fonds im Gesundheits-, Wachstums- oder Distressed/Turnaround-Bereich. Das ist mittlerweile anders. Heutzutage sind die von uns investierten Fonds größtenteils zugangsbeschränkt, heißt: Man nimmt keine neuen Investoren auf oder nur sehr selektiv und begrenzt den Zugang über erhebliche Zeichnungsvolumina. Diese überschreiten oftmals die finanziellen Möglichkeiten mittelgroßer institutioneller Anleger oder von Family Offices.


Geld als Luxusproblem, zumindest für die
General Partners, die Fondsmanager. Entsprechend hoch ist das nicht investierte Kapital seit Jahren. Ein Dilemma?

Wickenkamp: Das Thema „Dry Powder“ wird zu Recht kritisch, aber auch ein bisschen undifferenziert gesehen. Wer genauer hinschaut, wird erkennen, dass sowohl im Private-Equity- als auch im Private-Debt-Segment die sehr hohen nicht investierten Volumina im Wesentlichen auf Mega-Fonds entfallen. Wir haben in der jüngeren Vergangenheit Fundraisings gesehen, bei denen Private-Equity-Fonds erstmals bei über 20 Milliarden US-Dollar geschlossen haben. Diese Fonds verfügen dann zunächst über erhebliches Dry Powder und prägen damit die Statistik. Zudem sehen wir eine Ausweitung der Investitionszeiträume. Wo früher über vier Jahre investiert wurde, sind wir heute häufig bei Investitions­perioden von sechs Jahren, das relativiert natürlich diese Daten.

Warum fokussieren Sie sich mit CAM Alternatives auf das Mid-Market-Segment?

Wickenkamp: Dort gilt das gerade zum Dry Powder Gesagte nicht. Wir glauben, dass im Mid Market bessere Ergebnisse erzielt werden können. Dort erlebt man weniger Wettbewerb im Deal Sourcing, was die Einstiegspreise schont, und man hat mehr Möglichkeiten, operativ ein gekauftes Unternehmen weiterzuentwickeln und zu optimieren. Beim Exit verfügt man im Mid-Market-Segment über das volle Spektrum der Möglichkeiten: den Börsengang, die Veräußerung an industrielle und strategische Erwerber oder eine sogenannte Sekundärtransaktion, bei der an einen größeren Private-Equity-Fonds veräußert wird. Bei größeren Unternehmen ist diese Vielfalt eher nicht gegeben.

Erlebt der Private-Equity-Dachfonds gerade eine Renaissance?

Wickenkamp: Ich würde nicht von Renaissance sprechen, weil ich glaube, dass er nie richtig aus der Mode gekommen ist. Die Konzepte haben sich verändert. Als wir mit Private Equity anfingen, war unser erster Dachfonds ein richtiger Gemischtwarenladen. Wir hatten Venture-Fonds aus Israel drin und gleichzeitig die seinerzeit größten Buyout-Fonds wie Blackstone oder CVC. Heutzutage sind solche Konzepte schwer zu vermitteln und die meisten Dachfondsmanager haben sich aufgrund der Investorennachfrage fokussiert. In unserem Beispiel etwa auf den Bereich Mid Market, sowohl bei Private Equity wie bei Private Debt, auf Healthcare/Life Sciences und in steigendem Maße auf Co-Investments.

Dieser Wille zur Fokussierung und Transparenz müsste doch dem Geschäft mit Manager Accounts in die Karten spielen?

Wickenkamp: Tut es auch, und letztlich wächst das Geschäft stärker als das der Fund-of-Funds. Ist ein institutioneller Investor oder ein Family Office groß genug und möchte eigene Ideen einbringen und während der Investitionsphase flexibel auf Änderungen – welcher Art auch immer – reagieren können, dann reden wir über solche maßgeschneiderten Managed-Account-Konzepte. Dies gilt natürlich auch für Investoren, die schon länger über Fund-of-Funds investieren und ihre Allokation durch Hinwendung zu speziellen Themen oder Regionen optimieren wollen. Nicht zuletzt ist es auch die Lernkurve, die ein Anleger durch enge Kooperation mit einem Manager beschreitet. In diesem Segment sind wir seit über 20 Jahren erfolgreich tätig.