Direktbeteiligungen Die große Lust auf Family Equity

Kleinere Unternehmen, gemessen am Umsatz, erlösen am Private-Equity-Markt bei Weitem nicht die Ebitda-Multiples, die Large- und Mega-Cap-Transaktionen erzielen.

Kleinere Unternehmen, gemessen am Umsatz, erlösen am Private-Equity-Markt bei Weitem nicht die Ebitda-Multiples, die Large- und Mega-Cap-Transaktionen erzielen.

Es sind große M&A-Deals wie der Kauf von Monsanto durch Bayer im Sommer 2018 oder die Megafusion der Industriegase-Hersteller Linde und Praxair, die für Schlagzeilen sorgen. Dabei machen zahlenmäßig die Small- und Mid-Cap-Transaktionen das Gros des Marktgeschehens aus. Seit Längerem spielen auch Family Offices, Unternehmerfamilien und Privatinvestoren eine größere Rolle bei Transaktionen im Mittelstand. Diese können einige Vorteile ausspielen, wenn es darum geht, an wen letztlich ein Mittelstandsunternehmern veräußert wird.

„Für die verkaufenden Familien ist es ein Pluspunkt, von Unternehmer zu Unternehmer zu sprechen. Zudem ist ihnen wichtig, dass die Käufer einen langfristigen Anlagehorizont haben“, weiß Philipp Amereller, Geschäftsführer von Silver Investment Partners. Sein Unternehmen gehört zu einer Gruppe kleinerer Boutiquen, die die Lust der Family Offices und Privatinvestoren auf Direktbeteiligungen in Club Deals bündelt, spannende Zielunternehmen ausgräbt und deren Management begleitet.

Die Boutiquen haben einen weiteren Vorteil: „Im Vergleich zu größeren Private-Equity-Häusern sind wir flexibler, schneller in der Entscheidungsfindung und näher am Verständnis der Bedürfnisse der Verkäufer“, sagt Philipp Lennertz, Geschäftsführer vom Multi Family Office Lennertz & Co. „So knüpfen wir die Frage, wie wir eine Lösung für die individuelle Situation eines Unternehmers finden können, nicht an interne Anlagerichtlinien.“ Die Hamburger haben in der jüngeren Vergangenheit für einige Mandanten erfolgreiche Investments und Exits bei Brillen.de und Eat-Happy hingelegt.

Dass es nicht allein auf die Höhe des Kaufpreises ankommt, erzählt Thorsten Gohlke von der in München ansässigen GFEP Family Equity: „Wir wollen uns den Zuschlag nicht in einem teils irrationalen Preiswettbewerb mit Finanzinvestoren erkaufen. Stattdessen kommen wir zum Zug, wenn Verkäufer unseren offenen Beteiligungshorizont und die mittelständische Unternehmerkultur unseres Gesellschafterkreises wertschätzen, um uns den Fortbestand ihres Unternehmens anzuvertrauen.“

Es geht den Mittelständlern noch um anderes, bestätigt auch Kai Kunze von Kapius, einem weiteren Beteiligungsunternehmen mit Family-&-Friends-Investorenkreis: „Neben einem guten Verkaufspreis sucht der abgebende Unternehmer nach den richtigen neuen Eigentümern, die sein Lebenswerk weiterführen. Hier spielen Geduld, Verbindlichkeit und Kreativität oft eine wichtigere Rolle als Geschwindigkeit.“ Unternehmer möchten zum Ausstieg und Weiterverkauf zudem keinen Zwängen unterliegen. Für sie hat Unternehmenskontinuität einen hohen Stellenwert. Private-Equity-Gesellschaften, die aufgrund der zehn- bis zwölfjährigen Laufzeit ihrer Fonds lediglich auf Zeit investieren, sind für viele Familienunter-nehmer kein geeigneter Partner.

Sie sind neugierig aufs Private Banking?

Wir auch. Abonnieren Sie unseren Newsletter „pbm daily“. Wir versorgen Sie vier Tage die Woche mit aktuellen Nachrichten und exklusiven Personalien aus der Welt des Private Bankings.

Und was bewegt die Käufer? Zunächst einmal die Suche nach Rendite. Je länger die Phase niedriger Zinsen anhält, je höher im Gesamtvermögen der Wert von Aktien und der Bestand an Immobilien bereits sind, desto größer ist bei einigen die Lust an unternehmerischen Beteiligungen. Da es sich nicht um das eigene Familienunternehmen handelt, in dem man operativ tätig ist, spricht man von Family Equity.