Lange waren alternative Investments das Metier hochvermögender Privat- und institutioneller Investoren. Nun drängt das Segment zunehmend in die Mitte der Anlegergesellschaft: Private Equity und Venture Capital werden immer beliebter – auch bei Investorengruppen wie Privatanlegern und kleineren Institutionen, die bisher kein oder lediglich ein geringes Engagement aufwiesen. Es stellt sich die Frage: Welcher Standort eignet sich besonders gut für die Auflage alternativer Investmentfonds?
Die bedeutendsten Fondsdomizile in der Europäischen Union sind Irland und Luxemburg. In Irland hat die Finanzdienstleistungsindustrie einen Anteil an der Gesamt-Bruttowertschöpfung von rund 5 Prozent – leicht über dem Niveau in Deutschland – und beschäftigt etwa 135.000 Menschen. In Luxemburg sind es sogar 25 Prozent und 65.000 Angestellte.
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Lange waren alternative Investments das Metier hochvermögender Privat- und institutioneller Investoren. Nun drängt das Segment zunehmend in die Mitte der Anlegergesellschaft: Private Equity und Venture Capital werden immer beliebter – auch bei Investorengruppen wie Privatanlegern und kleineren Institutionen, die bisher kein oder lediglich ein geringes Engagement aufwiesen. Es stellt sich die Frage: Welcher Standort eignet sich besonders gut für die Auflage alternativer Investmentfonds?
Die bedeutendsten Fondsdomizile in der Europäischen Union sind Irland und Luxemburg. In Irland hat die Finanzdienstleistungsindustrie einen Anteil an der Gesamt-Bruttowertschöpfung von rund 5 Prozent – leicht über dem Niveau in Deutschland – und beschäftigt etwa 135.000 Menschen. In Luxemburg sind es sogar 25 Prozent und 65.000 Angestellte.
Luxemburg führt bei alternativen Investments
In Irland haben liquide Fondsmodelle wie ETFs eine hohe Bedeutung, während sich Luxemburg stärker auf alternative Anlagen spezialisiert hat. Laut Unternehmensberatung EY überstieg in Irland das verwaltete ETF-Fondsvolumen in 2023 erstmalig die Grenze von einer Billion Euro. Das entspricht 68 Prozent des europäischen Marktes. In Luxemburg, der Nummer zwei in Europa, waren zum gleichen Zeitpunkt 295 Milliarden Euro bei den dort domizilierten ETFs investiert.
Bei alternativen Anlagen liegt Luxemburg hingegen deutlich vorne: Dem auf alternative Investments spezialisierten Datenanbieter Preqin zufolge wurden seit 2010 ungefähr 30 Prozent der in Europa lancierten Private-Equity-Fonds dort aufgelegt. Irland spielt im alternativen Fondsbereich hingegen noch eine kleinere, wenn auch an Bedeutung zunehmende Rolle.
Standortfaktor 1: Fondsstrukturen
Ein wichtiger Faktor für Fondsinitiatoren sind innovative und flexible Fondsstrukturen sowie die schnelle Umsetzung. Das macht Irland und Luxemburg interessant: Es sind dort sowohl personengesellschaftlich als auch kapitalgesellschaftlich organisierte Fondsvehikel verfügbar. Diese können als sogenannte Umbrella-Strukturen aufgelegt werden. Das ermöglicht eine große Anzahl separierbarer Fonds – sogenannter Teilfonds – innerhalb einer rechtlichen Struktur.
Dadurch steigt die Umsetzungsgeschwindigkeit, während Kosten und Komplexität sinken. Zwar ist die Auflage von Teilfonds auch bei deutschen Fonds möglich. Dort ist die Flexibilität der Verwendung kapitalgesellschaftlich organisierter Fonds und ihrer konstitutiven Regelungen aber geringer. Dies führt über die gesamte Fondslaufzeit bei deutschen Strukturen zu zusätzlichen Kosten.
Ein Unterschied zwischen Luxemburg und Deutschland auf der einen sowie Irland auf der anderen Seite besteht darin, dass in den erstgenannten beiden Ländern Fondsvehikel verfügbar sind, die keiner formalen Zulassung durch die Aufsichtsbehörde bedürfen. Hingegen ist auf der Insel eine formale Zulassung obligatorisch und erhöht hierdurch den Anlegerschutz. Diese Zusatzregulierung verzögert den Prozess jedoch in aller Regel nicht: Unter bestimmten Voraussetzungen erteilt der Regulator die Zulassung innerhalb von 24 Stunden.
Standortfaktor 2: steuerliche Aspekte
Ebenso wie Regulatorik und Prozesse spielen für Fondsinitiatoren steuerliche Aspekte eine bedeutende Rolle. Die Besteuerung der Erträge auf Investorenebene soll grundsätzlich in ihren Heimatländern erfolgen. Außerdem werden die Anleger optimalerweise so gestellt, als würden sie die Vermögenswerte im Fonds direkt halten.
Eine steuerliche Belastung der Fondsvehikel wird also bestenfalls vermieden. Wie bereits erwähnt, gibt es sowohl in Luxemburg als auch in Irland personengesellschaftlich und kapitalgesellschaftlich organisierte Fondsvehikel, die dies ermöglichen. In Deutschland ist das hingegen nur teilweise und mit gewissen Einschränkungen der Fall.
Eine wichtige Änderung befindet sich in Deutschland gerade in der Umsetzung. Künftig sollen Managementgebühren nicht mehr mit Umsatzsteuer belastet werden. Im Gegensatz dazu sind sie in Luxemburg und Irland, ebenso wie in den meisten europäischen Ländern, davon befreit.
Dabei handelt es sich um einen weiteren Nachteil für den hiesigen Fondsstandort, der jetzt beseitigt werden soll und seit Jahren die Fondsbranche als Hemmschuh belastet hat. Ob die neue Steuergesetzgebung final umgesetzt wird, ist jedoch in Zeiten sich schnell ändernder Haushaltslagen ungewiss.
Standortfaktor 3: wirtschaftliche Stabilität
Neben den fondsspezifischen Faktoren spielt für die Attraktivität eines Fondsstandortes auch die makroökonomische Komponente eine Rolle: Stabilität ist die Basis für langfristiges Vertrauen. Irland wurde von der globalen Finanzkrise 2007/2008 hart getroffen. Danach läutete das Land jedoch eine Neustrukturierung seiner Wirtschaft ein – mit Erfolg: Ende 2021 betrug die Staatsverschuldung nur noch 65 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Zum Vergleich: In Deutschland lag sie bei 77 Prozent und in Luxemburg bei 31 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Wirtschaft in Irland wuchs 2021 und 2022 real um mehr als 10 Prozent und damit deutlich stärker als in Deutschland und Luxemburg.
Bemerkenswert ist die in allen drei Ländern mit drei bis fünf Prozent im Jahr 2022 niedrige Arbeitslosenquote. Sie ist für alle drei Fondsstandorte Segen und Fluch zugleich – eine Herausforderung vor allem für Luxemburg, das zusätzlich noch ein Stück weit Opfer seines eigenen Erfolgs wird: Im Vergleich zu Irland ist der Fachkräftemangel dort mittlerweile hoch.
Das führt innerhalb der Branche zu spürbaren Verzögerungen und zum Teil sogar Qualitätsproblemen. Außerdem gehen damit eine steigende Personalfluktuation und höhere Personalkosten einher. Diese müssen schließlich die Investoren tragen. Nicht zuletzt aus diesen Gründen holt Irland im Bereich alternativer Fonds auf: In jüngster Zeit war eine deutliche Zunahme neu aufgelegter Produkte zu beobachten.
Luxemburg stark, Irland im Aufwind, Deutschland schwach
Betracht man die verfügbaren Fondsvehikel, die steuerliche Komponente und die makroökonomische Stabilität, gibt es zwischen Irland und Luxemburg keinen klaren Sieger. Deutschland liegt mit einigem Abstand dahinter. Im Bereich alternativer Investmentfonds ist Luxemburg aktuell noch die unangefochtene Nummer 1 – aufgrund des größeren Fachkräftemangels und der daraus resultierenden Konsequenzen in dem Land könnte Irland seinen Marktanteil künftig jedoch weiter vergrößern.
Über den Autor:
Thomas Weinmann ist Gründer von Reia Capital und seit mehr als 25 Jahren im Private Equity aktiv und kennt die Branche als Private Equity- und Dachfonds-Manager. Zudem ist er in mehreren Verwaltungsräten tätig.