Venture-Capital-Investments High-Tech Food Ventures – nachhaltige Kapitalanlagen in Wertpapierform

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Nichtsdestotrotz ist Venture Capital – wie auch Private Equity – im Fondsmantel seit je her die weitverbreitetste und herkömmlichste Anlageform in der Wagniskapitalbeteiligung. Die Vorteile des Fondsinvestments sind vielfältig besungen. Nachteile sind indes gleichsam zu berücksichtigen. Häufig sind fondsgebundene Investitionen in Startups wenig liquide. Geschlossene Fonds verfügen über eingeschränkte Rückgaberechte und lange Laufzeiten.

Für institutionelle Investoren, wie beispielsweise Anleger, deren Kapitalanlage nach der Anlageverordnung reguliert wird, bieten Venture Capital Fonds nur selten geeignete Anlagemöglichkeiten. Grund hierfür dürfte nicht zuletzt die eingeschränkten gesetzlichen Möglichkeiten sein, solche Kapitalanlagen den jeweiligen Anlagequoten zuzuordnen, abgesehen von den grundlegenden regulatorischen Hürden, die die Grundsätze der regulierten Kapitalanlage aufstellen.

Eine Alternative zu traditionellen Beteiligungen an VC-Fonds, die die Partizipation an der Performance mehrerer Startups – wie etwa der eingangs erwähnten High-Tech Food Startups – ermöglicht, bietet beispielsweise die Verbriefung nach luxemburgischen Standards. Die Verbriefung, also die Umverpackung von Vermögenswerten in liquide und dem Clearing zugängliche Finanzinstrumente, schaut in Luxembourg auf eine langjährige Tradition zurück. So bietet seit dem Jahr 2004 das Gesetz über Verbriefungen des Großherzogtums Luxemburg flexible und stetig an die Bedürfnisse der Praxis angepasste, rechtliche Rahmenbedingungen, um assetunabhängige Transaktionen in Wertpapiere zu verbriefen. 

Ausgangspunkt für eine solche Struktur ist der Verbriefungsorganismus. Hier unterscheidet das Gesetz den Verbriefungsfonds (Securitisation Fund) und die Verbriefungsgesellschaft (Securitisation Companies), die in beiden Fällen auch von der luxemburgischen Finanzmarktaufsichtsbehörde CSSF für das öffentliche Angebot von Wertpapieren reguliert und beaufsichtigt werden können. In der Form sogenannter Multi-Issuer Vehikel, können auf Ebene der Verbriefungsgesellschaft für jede Transaktion einzelne insolvenzsichere Teilgesellschaftsvermögen mit Haftungsseparierung (Compartments) errichtet werden. Diese Compartments verbriefen die Vermögenswerte eines Index oder Baskets, wie beispielsweise ein Portfolio von Beteiligungen an Cleantech-Startups. Aus der Emission des Compartments erwerben Investoren ein bankfähiges Zertifikat und die Cleantech-Startups werden mit Kapital versorgt beispielsweise über ein Darlehen, dass das Compartment aufgrund der Investitionen der Anleger an das jeweilige Unternehmen ausreicht.

 

 

Soweit die strukturierten Wertpapiere im Wege einer Privatplatzierung emittiert werden, kann zusätzliche Liquidität durch eine einfache Übertragbarkeit durch Kauf und Verkauf zwischen Investoren und Fungibilität deutlich erhöhen, da aufgrund der Golbalverwahrung bei Clearstreams dies eine Depotfähige Lösung darstellt. Ein Listing der strukturietren Wertpapiere ist an bestimmten Handelsplätzen auch bei Venture-Verbriefung strukturabhängig möglich. Die Strukturierung der Transaktion im Compartment kann insgesamt individuell und auf Bedürfnisse der Initiatoren, Investoren oder aber auch Begünstigte – wie etwa der Cleantech-Startups – erfolgen. Durch die flexiblen, transparenten und etablierten rechtlichen Rahmenbedingungen sind einer Anlagelösung so gut wie keine dezidierten Grenzen gesetzt.

Nachhaltige Anlagemodelle

Liegen der Verbriefung Vermögenswerte zugrunde, wie etwa Beteiligungen an den zuvor genannten High-Tech Food Unternehmen oder entsprechende Darlehen an diese Startups, lässt sich die Transaktion unter Zugrundelegung der einschlägigen Rahmenbedingungen auch als eine nachhaltige Geldanlage konzipieren. High-Tech Food Verbriefungen können beispielsweise mit den Green Bond Principles der International Capital Market Association (ICMA) als grüne Anleihen begeben werden. High-Tech Food als Underlying eines Zertifikats erfüllt gleich mehrere Kategorien der geeigneten grünen Projekte aus den Green Bond Principles: die eingesetzten Technologien verbessern die Energieeffizienz, ihr Einsatz trägt zur Verschmutzungsprävention und -kontrolle bei und High-Tech Food verwirklicht ein ökologisch nachhaltiges Management von lebenden natürlichen Ressourcen und Landnutzung. Folgt der Emittent darüber hinaus einer dezidierten ESG-Strategie und berücksichtigt die im Übrigen geltenden Anforderungen der Nachhaltigkeitsregulierung sowohl auf Unternehmens- als auch Produktebene, können Verbriefungen von Cleantech-Startups insgesamt nachhaltig investierbar gestaltet werden.

Die Anreize und vor allem auch der Nutzen sind hierdurch zweifach abgesteckt: die zunehmende Nachfrage von Investoren nach nachhaltigen Vermögensanlagen wird gleichermaßen erfüllt wie die Fortentwicklung nachhaltiger Produktionsprozesse, wie etwa in der Lebensmittelindustrie. 

 

Über die Autoren:
Axel Mielke ist Head of Clients & Project Management für Europa und Israel bei Chartered Investment Germany in Düsseldorf. Zuvor war er in unterschiedlichen Führungspositionen tätig, unter anderem bei der WestLB und Merrill Lynch.

David Eckner, LL.M. (KCL), EMBA (Quantic) ist Counsel bei Chartered Investment Germany. Zuvor war er als Rechtsanwalt und Sales Manager (Private Banking/Asset Management) bei internationalen Wirtschaftskanzleien und Großbanken tätig.

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