Venture-Capital-Investments High-Tech Food Ventures – nachhaltige Kapitalanlagen in Wertpapierform

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High-Tech Food Ventures – nachhaltige Kapitalanlagen in Wertpapierform
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David Eckner (l.) und Axel Mielke von Chartered Investment

David Eckner (l.) und Axel Mielke von Chartered Investment: „Liegen der Verbriefung Vermögenswerte zugrunde, wie etwa Beteiligungen an den zuvor genannten High-Tech Food Unternehmen oder entsprechende Darlehen an diese Startups, lässt sich die Transaktion unter Zugrundelegung der einschlägigen Rahmenbedingungen auch als eine nachhaltige Geldanlage konzipieren.“ Foto: Chartered Investment

Mit wachsenden globalen Herausforderungen in der Lebensmittelindustrie und den Rufen nach nachhaltigen Geschäftsmodellen erwachen Innovationen der Lebensmitteltechnologie aus dem Dornröschenschlaf. Sogenanntes High-Tech Food erlebt eine ungebremste Nachfrage. Korrespondierend hierzu wächst der Kapitalbedarf junger Unternehmen aus der globalen High-Tech Food Industrie. Dem Kapitalzugang über traditionelle Fremdfinanzierungsquellen oder komplexe Risikokapitalfondsstrukturen stehen innovative Modelle gegenüber, die gleichsam auch für professionelle Anleger interessant sind. Hierbei werden Venture Capital Investments in High-Tech Food und Cleantech Startups zu bankfähigen und nachhaltigen Vermögenswerten.    

Was ist High-Tech Food?  

Die Verbindung von Lebensmitteln, Industrialisierung und Technologie ist kein neues Phänomen. Ihre Ursprünge reichen zurück bis in das Jahr 1752 mit der bahnbrechenden Erfindung der Wärmebehandlung von Lebensmitteln für Zwecke der Konservierung durch Nicolas Appert, die den Grundstein für die Konservendosen-Industrie zu Anfang des 19. Jahrhunderts legen sollte. Angetrieben wurde dieser industrielle und technologische Fortschritt der dauerhaften Nahrungsmittelhaltbarmachung unter anderem von Kriegen, Hungersnöten und Lebensmittelverknappung.

High-Tech Food als die Superlative technologischen Fortschritts in der Lebensmittelindustrie dürfte man etwa mit den in kleinen Würfeln gepressten Mahlzeiten eines Yuri Gagarin verbinden, der 1961 mit der Vostok 1 den ersten bemannten Weltraumflug unternahm. Die langhaltbare Astronautenkost vermochte irdische Belange hingegen nicht zu bewältigen. Die Herausforderungen der Lebensmittelindustrie des 21. Jahrhunderts sind anders gelagert: Wissenschaftler des Institut Pasteur in Paris prognostizieren eine Zunahme der Weltbevölkerung und eine weltweite Nachfrage nach Fleisch bis zum Jahr 2050 um voraussichtlich 60 beziehungsweise 70 Prozent, wodurch sich die Umweltbelastung durch Viehzucht um ein Vielfaches verschärft. Schon heute ist unbestritten, dass die Massenproduktion von Fleisch ein Hauptverursacher der globalen Erwärmung ist.

High-Tech Food setzt an dieser Entwicklung an und will proaktiv einen Beitrag für eine nachhaltigere Lebensmittelindustrie leisten. Unter den zahlreichen Startups sind einige wichtige Unternehmen im Innovationshub Israel beheimatet. Hierzu zählen beispielsweise Supermeat – The Essence of Meat, Amai Proteins und Remilk. Gemein ist diesen sogenannten Cleantech-Startups, dass sie unter Einsatz nachhaltiger Technologien Ressourcen schonen, die globale Klimakrise eindämmen und Skalierbarkeit von Grundnahrungsmitteln herstellen wollen.

 

 

So entwickelt beispielsweise das durch Crowdfunding finanzierte Unternehmen Supermeat unter nachhaltigen Rahmenbedingungen mit Hilfe von Zellkulturen hergestellte, verzehrfertige Hühnerfleischprodukte – ohne Tierschlachtung und genetische Manipulationen. Amai Proteins entwickelt sogenannte Designerproteine, Süßstoffe aus 100 Prozent Protein. Mit diesem Zuckerersatz können nicht nur Volkskrankheiten eingedämmt, sondern auch und vor allem erhebliche Umweltbelastungen durch die herkömmliche Zuckerproduktion vermieden werden. Das Cleantech-Startup Remilk hat auf Basis des Verfahrens der mikrobiellen Fermentation erstmals ein industriefähiges Milchprotein entwickelt, das in der Lebensmittelproduktion wie Kuhmilch verwendet werden kann, vollkommen unabhängig von der tierischen Milchproduktion.

Bankfähige VC-Investments

Die Beteiligung an solchen Unternehmungen ist Investoren üblicherweise auf zwei Wegen möglich: Venture Capital oder Venture Debt. Venture Capital Investitionen, also Equity-Beteiligungen, zielen regelmäßig auf die Übernahme einer aktiven Investorenrolle in einem Startup ab. Venture Debt Investitionen, also Fremdkapitalisierung, kommt indessen der typischen Darlehensfinanzierung über Kreditinstitute am nächsten. Beiden Beteiligungsformen ist gemein, dass Investoren regelmäßig ein Venture intensiv bewerten und direkt das Risiko einer – Eigen- oder Fremd – Beteiligung halten.

Neben diesen direkten Investments bietet die mittelbare Kapitalanlage auf Investorenebene den Vorteil der Diversifikation und eine breitere Teilnahme an der Performance von Startups, ohne hierauf operative Einflussnahme ausüben zu müssen. Die gebräuchlichste Form der mittelbaren Kapitalanlage in Startups dürfte nach wie vor die Zeichnung von Anteilen an Venture Capital Fonds darstellen. Solche VC-Fonds werden in Europa regelmäßig als sogenannte alternative Investmentfonds, kurz AIF, nach der AIFM-Richtlinie aufgelegt. AIF sind Organismen für gemeinsame Anlagen, die von einer Anzahl von Anlegern Kapital einsammeln, um es gemäß einer festgelegten Anlagestrategie zum Nutzen ihrer Anleger zu investieren und die nicht als sogenannte OGAW zugelassen sind.

Alternativ zur Auflage eines AIF für Venture Capital Investitionen bietet der europäische Gesetzgeber seit dem Jahr 2013 auch die Form eines qualifizierten Risikokapitalfonds beziehungsweise European Venture Capital Fonds, kurz Euveca. Die Verordnung hat der europäische Gesetzgeber als „Add-on“ zur AIFM-Richtlinie erlassen, um den Markt für Wagniskapitalbeteiligungen zu liberalisieren und zu stärken. Indes sind von den über 65.000 bei der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA registrierten AIF nur rund 600 registrierte Euveca zu vernehmen – der qualifizierte Risikokapitalfonds erweist sich insoweit als eine eher mäßige Erfolgsgeschichte.