Goldman-Sachs-Umfrage mit 126 Führungskräften Europäische Pensionsfonds schichten um und setzen auf externe Manager

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Goldman-Sachs-Umfrage mit 126 Führungskräften
Europäische Pensionsfonds schichten um und setzen auf externe Manager
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Céline van Asselt und Fadi Abuali von Goldman Sachs Asset Management:

Céline van Asselt und Fadi Abuali von Goldman Sachs Asset Management: Ressourcen von Pensionsfonds haben nicht mit Komplexität Schritt gehalten. Foto: Goldman Sachs Asset Management

Pensionsfondsmanager in Europa sind laut der ersten „European Pension Survey“ von Goldman Sachs Asset Management (GSAM) mit Blick auf das laufende Jahr verhalten optimistisch. Europäische Pensionsfonds mit Leistungszusagen setzen zudem verstärkt auf Fixed Income und Nachhaltigkeit.

Im Rahmen der Umfrage wurden 126 leitende Manager und Führungskräfte europäischer Pensionsfonds zu den Chancen und Herausforderungen befragt, denen sie gegenüberstehen, sowie zu den Aussichten für institutionelle Anleger auf öffentlichen und privaten Märkten. 

Pensionsfondsmanager erwarten, dass Investment-Grade-Anleihen und Private Debt im Jahresverlauf die höchsten risikobereinigten Renditen generieren werden. Dies geht aus der Umfrage „Finding Opportunity in Uncertain Markets“ (Chancen in unsicheren Märkten finden) hervor, die Goldman Sachs Asset Management unter europäischen Pensionsfonds durchführte. 

Neun von zehn Befragten planen demnach, ihre Allokation in diesen Anlageklassen zu erhöhen oder beizubehalten. Dem Segment Private Credit attestieren 68 Prozent das Potenzial von Renditesteigerungen bei gleichbleibender Volatilität, und 65 Prozent planen eine Allokation in der Anlageklasse in den kommenden drei bis fünf Jahren.  

Die Ergebnisse zeigen verhaltenen Optimismus im Hinblick auf das laufende Jahr:

  • 59 Prozent der Befragten stellen eine Verbesserung des Investitionsklimas fest.
  • Die höchsten risikobereinigten Renditen werden bei Investment-Grade-Anleihen und Private Credit erwartet; neun von zehn Umfrageteilnehmern planen, entsprechende Allokationen auszubauen oder beizubehalten.
  • Sieben von zehn Befragten sind der Auffassung, dass Private-Debt-Lösungen das Potenzial von Renditesteigerungen bei gleichbleibender Volatilität besitzen.
  • Nahezu 60 Prozent der Fondsmanager sehen eine Verbesserung des Investitionsklimas.
  • 87 Prozent der Befragten betrachten nachhaltige Anlagen im Zuge ihrer Anlageentscheidungen als entscheidend oder wichtig; fast zwei Drittel (63 Prozent) sind mit mehr als zehn Prozent ihres Portfolios in diesem Bereich investiert.
  • Sieben von zehn Befragten planen, ihre Anlageportfolios in den nächsten zwölf Monaten ganz oder teilweise auszulagern. 

Wichtig: Liquiditätsmanagement und Risikominderung

Im Verlauf der vergangenen beiden Jahre hat sich der Deckungsgrad von Pensionsfonds erhöht: In Europa liegt der Gesamtdeckungsgrad derzeit bei 120 Prozent, in Großbritannien mit 134 Prozent auf Rekordniveau. Die Manager von Pensionsfonds konzentrieren sich daher verstärkt auf das Liquiditätsmanagement und die Risikominderung. 

 

Der Umfrage zufolge nehmen die Fonds mit der höchsten Deckung eine stärkere Allokation in Barmitteln als in Aktien vor. Insbesondere britische Fonds wirken als treibende Kraft bei der Umschichtung in diese Anlageklasse. Sämtliche Befragten mit Sitz in Großbritannien gaben an, ihre Allokationen zu erhöhen oder beizubehalten. Keiner der Befragten aus Großbritannien plant, das Engagement in Aktien aus Industrieländern aufzustocken, 38 Prozent beabsichtigen eine Reduzierung. 

Geopolitische Risiken SFDR und Klima-Stresstests machen Sorgen

Mehr als 70 Prozent der Befragten betrachten geopolitische Spannungen und politische Ereignisse als größten Risikofaktor für ihre Portfolios. Auf regulatorischer Ebene halten 58 Prozent die Anforderungen der Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (Sustainable Finance Disclosure Regulation, „SFDR“) und 55 Prozent die geplanten Vorgaben für Stresstests zu Klimarisiken für die schwierigsten neuen Aufgaben für die Fonds.

In den Niederlanden nannten 86 Prozent der Befragten die neuen Beitragszusagen als eine der größten regulatorischen Herausforderungen. Dies unterstreicht die Bedeutung der Umstellung von einem leistungsbasierten auf ein beitragsorientiertes Modell, die sich derzeit im niederländischen Pensionssektor vollzieht. 

Nachhaltige Anlagen generieren Alpha

Nachhaltige Anlagen gehören zum festen Bestandteil europäischer Pensionsfonds. Für 87 Prozent der Befragten sind sie ein entscheidender oder wichtiger Faktor bei ihren Anlageentscheidungen, und 63 Prozent sind mit über zehn Prozent ihres Portfolios investiert. Darüber hinaus 84 Prozent überzeugt, dass die Einbeziehung von ESG-Kriterien in Anlageentscheidungen dazu beitragen kann, langfristige Risiken zu mindern. Mehr als die Hälfte geht davon aus, dass dieser Ansatz Alpha generieren kann.

Auf der Ebene der Allokation werden nachhaltige Anlagestrategien vor allem bei Anlagen in Aktien aus Industrieländern und bei Investment-Grade-Anleihen angewendet. 

Die Nachhaltigkeitsthemen mit der stärksten Gewichtung in den Anlageportfolios erstrecken sich über das gesamte ESG-Spektrum: Übergangsrisiken in Verbindung mit dem Klimawandel haben mit 75 Prozent oberste Priorität, gefolgt von guter Unternehmensführung mit 61 Prozent und Menschenrechten mit 49 Prozent.

Folge von ESG: Investment-Management wird ausgelagert

Angesichts zunehmend komplexer Compliance-Anforderungen, steigender Kosten und der Unsicherheit an den Märkten, spielt die Auslagerung des Investment Managements eine wichtige Rolle für Pensionsfonds. Sieben von zehn Befragten lagern ihre Anlageportfolios der Umfrage zufolge ganz oder teilweise aus. Dies unterstreicht die Bedeutung der externen Vermögensverwaltung für europäische Pensionsfonds mit Leistungszusage. 

 

Der Outsourcing-Trend hat einen konkreten ESG-Bezug: Pensionsfondsmanager setzen bei der Auslagerung auf externe Manager mit umfassenden Kapazitäten im Bereich nachhaltiger Anlagen und robuster Stewardship-Richtlinien. Vier von zehn Befragten greifen bei der Entwicklung ihrer nachhaltigen Anlagepolitik auf externe Vermögensverwalter zurück. 

Portfolios werden umgeschichtet

„Viele zeigen sich mit Blick auf das Investitionsklima optimistisch. Doch die Aussicht auf höhere Zinsen über einen längeren Zeitraum, die weltweit uneinheitliche Wachstumsentwicklung und erhöhte geopolitische Risiken sorgen für ungewisse Konjunkturaussichten“, sagt Fadi Abuali, Geschäftsführer (CEO) von GSAM International, und ergänzt:  „Vor dem Hintergrund eines kräftigen Renditeanstiegs und der rückläufigen Inflation setzen Manager verstärkt auf Investment-Grade-Anleihen und Private Credit. Wir rechnen mit einer kontinuierlichen Erhöhung des Fixed-Income-Engagements an den öffentlichen und privaten Märkten, da Pensionsfonds ihre Positionen in Anlageklassen mit höherer Volatilität wie Aktien in stabilere, Ertrags-generierende Anlagen umschichten." 

Céline van Asselt, Head of Fiduciary Management, Continental Europe ergänzt:„ „Wir rechnen mit einer verstärkten Auslagerung im Asset Management. Fondsverwalter stehen heute vor der Aufgabe, neue regulatorische Anforderungen zu erfüllen, aktiveren Stakeholdern zu begegnen und steigende Reputationsrisiken zu steuern. Doch die Entwicklung der Ressourcen von Pensionsfonds hat nicht mit dieser Komplexität Schritt gehalten.“

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Für van Asselt sei das Investitionsklima aufgrund der Aussicht auf höhere Zinsen über einen längeren Zeitraum und ein langsameres Wachstum in den meisten Industrieländern weiterhin von Unsicherheit geprägt: „Doch an den öffentlichen und privaten Märkten bieten sich Anlegern mit diversifiziertem und risikobewusstem Ansatz zahlreiche Chancen.“

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