Die Zeiten, in denen die Vermögensklasse Private Debt als lukrative Alternative zu Fixed Income galt, sind trotz gestiegener Zinsen endgültig vorbei. So die einhellige Meinung der gut 400 Gäste des zweiten Private Debt Symposiums des Bundesverbands Alternativer Investoren (BAI). Und die Zahlen geben ihnen recht – und doch hängen institutionelle Investoren und Anbieter aus Deutschland ein wenig hinterher.
Kati Beckmann von der international tätigen Kanzlei Greenberg Traurig verwies in ihrem Vortrag zu den aktuellen und zukünftigen regulatorischen Herausforderungen von Private-Debt-Fonds in Deutschland und den USA auf Zahlen der Unternehmensberatung Deloitte. Diese besagen, dass 2012 EU-weit 36,2 Milliarden Euro investiert waren. Mittlerweile sind es knapp 200 Milliarden Euro.
Regulatorik bremst Wachstum in Deutschland
Vor dem Hintergrund, dass der globale Markt mittlerweile gut 1,6 Billionen Euro schwer ist und beispielsweise Blackrock damit rechnet, dass er bis 2028 auf 3,5 Billionen Euro anwächst, hinkt Europa augenscheinlich hinterher und Deutschland sowieso. „Wir haben einen jungen Markt, der bis 2017 gar nicht konkurrenzfähig war. Und auch heute findet europaweit nur jede zehnte Finanzierung hierzulande statt“, so Beckmann. Ein Grund dafür sind die hohen Anforderungen an hiesige KVGs und weitere regulatorische Bremssteine.
Matthias Erb von Stepstone sieht ebenfalls die hohe Regeldichte, stört sich deshalb auch an der mancherorts geführten Diskussion, dass Private-Debt-Fonds Schattenbanken seien. Neben der Eltif-Verordnung sieht er den Markt für die direkte Kreditvergabe (Direct Landing) als Treiber der Vermögensklasse, die in seinen Augen „keine taktische Übung mehr“ ist. Noch finde er aber die USA spannender als Europa: „Egal, wer US-Präsident wird, der Mittelstand wird subventioniert.“
Der Markt für Secondaries wird ein weiteres spannendes Feld sein. Dieser sei aber laut Alex Walker von der Franklin-Templeton-Tochter Alcentra noch lange nicht so weit wie der Markt von Private-Equity-Secondaries.
Qualität der Asset Manager ist entscheidend
Wenn es darum geht, ob man Infrastructure, Corporate oder Real Estate Debt wählen solle, hat Alexandra Graf, Bereichsleiterin Infrastruktur bei der ALH-Gruppe eine klare Meinung. In der gut 35 Milliarden Euro schweren Kapitalanlage sei zumindest derzeit noch kein Platz für Corporate Debt, da Graf sich als langfristig orientierte Investorin in den beiden anderen Spielarten besser aufgehoben fühle. Final will sie 5 Prozent des Portfolios, also fast 2 Milliarden Euro in die Vermögensklasse investieren.
Die Regulatorik, in erster Linie beim Thema ESG, würde aber immer mehr Zeit fressen. Es gäbe keine Einheitlichkeit, keiner rede wirklich miteinander, deutet Graf an und betont, dass alles, was mit Nachhaltigkeit zu tun habe, ein Weg sei, der von Investor (LP) und Asset Manager (GP) zusammen gegangen werden müsse. Zudem müssten Asset Manager, mit denen die ALH zusammenarbeitet, verschiedene Strategien im Repertoire haben und einen guten Track Record vorweisen.
Die Qualität des Asset Managers? Nicht nur bei Graf ein großes Thema. „Es ist nicht leicht, gute und mittelmäßige Manager zu unterscheiden“, sagt Nedelina Lazarova von HQ Trust. Diese müssten richtige Alleinstellungsmerkmale haben. Und auch Nadine Fugert von Adams Street Partners plädiert vor dem Hintergrund dafür, dass Private Debt eben kein Fixed-Income-Ersatz mehr sei: „Anleger müssen noch anspruchsvoller werden.“
Für die Zukunft wünscht sich Fugert ein sicheres Umfeld – auch politisch. Lazarova hätte gerne mehr Strategien aus Europa, bemängelt, dass zu vieles aus den USA komme. Und Alexandra Graf von der ALH-Gruppe wünscht sich, dass Deutschland einen Sprung bei der Regulatorik von Fonds macht. Das beispielsweise über Vehikel nach Luxemburger Recht investiert werden muss, ist eine Frage, die nicht wenige in der Branche sich stellen.