Fondsanalyse Deluxe, Teil 23 „Wayne-Gretzky-Investing“, oder auch: Dort sein, wo der Puck hinfliegt

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Portfolioebene: Auf der letzten Ebene entsteht das Portfolio durch die Zusammenführung der Erkenntnisse aus Makro- und Mikroebene. In diesem fortlaufenden Prozess nimmt er in der Regel graduelle Anpassungen vor. Je größer jedoch die Trend- und Strukturbrüche, desto stärker wird das Portfolio verändert. Wie aus der Grafik ersichtlich ist, hat er sein Portfolio in den vergangenen fünf Jahren in zwei Schritten stark verändert. Lag der Schwerpunkt seiner Allokation Mitte des vorigen Jahrzehnts noch eindeutig auf Technologie und Konsumtiteln, ist die Übergewichtung der Growth-Titel inzwischen gewichen. Kapfer hat früh angefangen, Value-Titel aus den Bereichen Banken, Energie und Rohstoffe aufzustocken und diese Positionen nach Corona in einem zweiten Schritt deutlich ausgebaut. Da es sich um einen benchmarkfreien Ansatz handelt, drückt die Positionierung im Portfolio und die Höhe der Gewichtung seine Überzeugung aus.

Waren lange Zeit die Amazons und Alphabets dieser Welt unangefochten vorne, finden sich nun verstärkt auch Öl-Titel und Minenwerte in den Top 10. Die meisten der rund 50 Positionen haben Gewichtungen zwischen ein und 3 Prozent. Nur in Ausnahmefällen werden Aktien mit über 5 Prozent gewichtet. Dadurch ist die Performance stärker von der Sektor- und Themenauswahl geprägt als von der Auswahl einzelner Aktien, was auch zum Top-down-getriebenen Ansatz des Squad Makro passt.

Performance: Der Fonds hat seine stärksten Phasen typischerweise in schwierigen Marktphasen. Die Euro-Krise 2011 war ein Beispiel dafür. Während die europäischen Aktienindizes zweistellig im Minus waren und auch der Weltindex deutlich unter Wasser lag, lieferte Kapfer eine schwarze Null. Auch im aktuell herausfordernden Marktumfeld schlägt sich der Fonds gut. Das bedeutet nicht, dass man den Fonds nur in Krisenzeiten benötigt, aber in diesen kann man mit ihm im Portfolio ruhiger schlafen.

Der Blick auf die absoluten Performancezahlen bei einem Mischfonds sind eine Sache, ein geeigneter Performancevergleich ist eine andere. Dieser fällt gerade bei Fonds mit einer aktiven Exposure-Steuerung wie dem Squad Makro schwer, denn weder zusammengesetzte Benchmarks noch der Vergleich mit einem Aktienindex werden solchen Kandidaten wirklich gerecht. Umso besser funktioniert dagegen der Vergleich mit Fonds, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen. Sind diese dann auch noch branchenbekannt und die Lieblinge der Fondsvertriebe, umso besser.

Fazit: Der Squad Makro ist für Fondsselektoren vergleichbar mit einem Hidden Champion für einen Aktieninvestor: gut gemanagt, deshalb führend in der Performance und trotz langem Track Record noch klein im Volumen. Dass Kapfer sein Handwerk beherrscht, hat er bereits in den verschiedenen Krisen der vergangenen Jahre gezeigt. Sein Fokus liegt dabei auf Unternehmen, die Gewinner struktureller Veränderungen sind. Dabei ist es unerheblich, ob die Trends säkular oder eher temporär sind. Dabei kommt ihm zugute, dass er sein Portfolio ohne Restriktionen so ausrichten kann, wie er das für sein eigenes Vermögen für richtig hält. Auch deshalb kann er flexibel und pragmatisch das Portfolio auf die jeweils veränderte Investmentlandschaft einstellen.

Über den Autor:
Der Autor Alexander Orthgieß startete 2000 bei der Döttinger/Straubinger Vermögensverwaltung, war seit 2010 im Vorstand. Nach der Fusion 2015 mit dem Family Office Spudy & Co zum Auretas Family Trust, war er Mitglied der Geschäftsleitung. 2019 gründete er Bagus Capital unter dem Haftungsdach der NFS Netfonds. Im selben Jahr erfolgte die Auflage des Bagus Global Balanced Fonds.

Hinweis der Redaktion: Bei dem Artikel handelt es sich um keine Anlageempfehlung. Stattdessen soll er Anhaltspunkte liefern, wie man bei einer Fondsanalyse methodisch vorgehen kann, und einzelne Aspekte beleuchten. Eine umfassende und sorgfältige Beratung beziehungsweise Anlageempfehlung kann der Artikel nicht ersetzen.

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