Virginie Maisonneuve von Allianz GI „Es geht um den Wettlauf um Macht und etwas, das ich digitalen Darwinismus nenne“

Virginie Maisonneuve von Allianz Global Investors

Virginie Maisonneuve von Allianz Global Investors: „Mit einem Team aus zehn Männern oder auch zehn Frauen, die alle von derselben Universität kommen und einen ähnlichen sozialen Background haben, überleben sie keine einzige Krise.“ Foto: Allianz Global Investors

private banking magazin: Frau Maisonneuve, Sie arbeiten seit Juni 2021 für Allianz Global Investors, was sind ihre Pläne und Ziele?

Virginie Maisonneuve: Meine Strategie nenne ich: Evolution statt Revolution. Wir haben eine sehr starke Aktien-Plattform – etwa 30 Teams, die in Asien, Europa und Nordamerika für uns arbeiten und knapp 200 Milliarden Euro managen. Das ist eine komfortable Basis, auf der man sich aber nicht ausruhen darf. Mit unserer breiten Produktpalette können wir unseren Kunden in jeder Marktlage helfen: Systematische Aktienstrategien, Wachstumsstrategien, thematische Investments. Aber auch Fonds, die künstliche Intelligenz oder ESG in verschiedensten Facetten abbilden beziehungsweise berücksichtigen. Unterm Strich haben wir ein sehr diversifiziertes Angebot, das ist wichtig.

Warum?

Maisonneuve: Wenn ich über die Zukunft nachdenke, bin ich fest davon überzeugt, dass die zwei großen Spielfelder für Asset Manager Nachhaltigkeit und künstliche Intelligenz sind. Eine ähnlich starke Überzeugung, eine vergleichbare Konfidenz hatte ich vor etwa 35 Jahren mit Blick auf China. Der World Meteorological Organization zufolge gibt es eine etwa 40-prozentige – und steigende – Wahrscheinlichkeit dafür, dass die weltweite Durchschnittstemperatur in zumindest einem der kommenden 5 Jahre um 1,5 Grad über der des vorindustriellen Zeitalters liegen wird. Das hat Konsequenzen für jeden.

„Für uns als Asset Manager ist etwa ein großes Thema, wie wir Big Data am besten nutzen können, um ein effizientes Portfolio aufzubauen“

Corona hat die Geschwindigkeit, mit der die Finanzbranche sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt, noch verstärkt. Die weltweiten Lockdowns haben viel verändert. Dennoch war 2021, so die internationale Energiebehörde, das Jahr mit dem zweithöchsten Energieverbrauch in der Geschichte. Auch vor diesem Hintergrund muss Nachhaltigkeit eines der tonangebenden Themen für die Finanzindustrie sein.

Und künstliche Intelligenz?

Maisonneuve: Künstliche Intelligenz wird die Welt verändern. Denken Sie nur daran, wie Technologie bereits ganze Industrien wie etwa den Konsumgütersektor, Finanzdienstleistungen und eigentlich alle Bereiche unseres Lebens verändert hat. Als ich im Asset Management anfing, startete ich ohne Computer. Ich hatte einen Aktenkoffer, las unzählige Berichte, die auf Papier gedruckt waren und flog zu den Firmen, die ich anhand der Berichte spannend fand. Und heute?

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Das Internet hat alles verändert. Der nächste Quantensprung ist nun künstliche Intelligenz. Für uns als Asset Manager ist etwa ein großes Thema, wie wir Big Data am besten nutzen können, um ein effizientes Portfolio aufzubauen. Ich sehe eine meiner Hauptaufgaben darin, unseren Teams dabei zu helfen, dass sie jederzeit von den neuesten Technologien profitieren können.

Sind das, was Sie beschrieben haben, die größte Herausforderung derzeit für einen CIO?

Maisonneuve: Ich will meinen Mitarbeitern die Werkzeuge an die Hand geben, die sie für ihren Anlageprozess und ihre Investmentphilosophie benötigen, um Informationen zu sammeln, auszuwerten und zu nutzen. Das ist eine große Herausforderung. Eine weitere permanente Herausforderung für uns alle sind die Märkte. In unserem Metier brauchen Sie die richtigen Mitarbeiter und müssen unentwegt ihren Instrumentenkasten verbessern, um dann der größten Herausforderung Herr zu werden: den Märkten. Derzeit sind die Börsen etwas volatil, insgesamt sind sie aber durchaus positiv.

Was denken Sie über Private Equity und Private Markets im Allgemeinen?

Maisonneuve: Ein ganz wichtiges Thema für Allianz Global Investors und die Allianz. Wir investieren seit mittlerweile 25 Jahren in Private Equity, seit circa 15 Jahren in Private Debt – also Fremdkapitalfinanzierung – und seit etwa zehn Jahren in Infrastruktur-Fremdkapital. Weltweit. Mit Blick auf Private Debt gibt es vor allem auch in Asien sehr vielversprechende Möglichkeiten, aufgrund des Wachstumspotenzials.