Nach dem Absturz Warum sich Anleger Fallen Angels genau ansehen sollten

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Die Folgen einer Herabstufung für viele institutionelle Investoren sind häufig Zwangsverkäufe. Sie müssen die betroffene Anleihe verkaufen, weil sie diese nicht mehr halten können bzw. dürfen. Der US-Markt für Investment-Grade-Anleihen hat ein Volumen von rund sechs Billionen US-Dollar. Damit ist er fast fünfmal so groß wie der US-Markt für Hochzinsanleihen. Deshalb können Zwangsverkäufe auf diesem Markt zu Störungen führen und in der Folge ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage schaffen. Eine solches „technisches Ungleichgewicht“ führt gegenüber dem angemessenen Marktpreis normalerweise zu einem Abschlag von etwa 150 bis 200 Basispunkten zum Marktpreis. Anleger können diese technische Alpha-Chance nutzen. Dabei ist es wichtig, das Risiko zu minimieren und breit zu diversifizieren.

Umgekehrt gilt: Da die „Fallen Angels“ im Hochzinsanleihen-Segment zu denen mit der höchsten Bewertung zählen und im Schnitt die geringsten Ausfallraten haben, werden diese häufig wieder auf Investment-Grade-Status heraufgestuft und zwar zu einem viel höheren Prozentsatz, als dies bei ursprünglich emittierten Hochzinsanleihen der Fall ist. Diese Heraufstufungen wirken sich wiederum typischerweise zu Gunsten des Inhabers der gefallenen Anleihe aus: Wenn die Anleihe Teil eines Investment-Grade-Index ist, sind institutionelle Anleger, die diesen Index abbilden, gezwungen, die heraufgestufte Anleihe zu kaufen. Der Verkäufer kann dann aufgrund der starken Nachfrage auf dem Markt zu einem höheren Kurs verkaufen.

Ein struktureller Grund, der für Fallen Angels spricht ist die Tatsache, dass die US-Notenbank im Rahmen ihres Anleiheprogramms weiterhin US-Unternehmensanleihen kauft, einschließlich „Fallen-Angels-Anleihen“. Dies hat dazu beigetragen, deren Abwärtsrisiko zu vermindern, und den Kurs von technisch überkauften „Fallen Angels“ zu unterstützen und eine Kursumkehr zu ermöglichen.

Unser Fazit: 2020 war einzigartig für herabgestufte Investment-Grade-Unternehmen in den USA. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die Aufblähung des Marktes für Anleihen mit BBB-Rating, und die schwächeren Fundamentaldaten der US-Unternehmen deuten auf ein hohes Volumen von weiteren Herabstufungen bis ins Jahr 2021 hin. Unserer Ansicht nach könnten mehr erwartete Herabstufungen zu mehr Zwangsverkäufen führen. Dies könnte dann wiederum für größere Abschläge bei „Fallen Angels“ führen. Wer also die Möglichkeit hat, sein Portfolio zu diversifizieren, kann von diesen strukturell und technisch verursachten Prämien profitieren und Alpha bei angemessenem Risiko generieren.

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