Nach dem Absturz Warum sich Anleger Fallen Angels genau ansehen sollten

Filiale des Mode-Händlers Nordstrom

Filiale des Mode-Händlers Nordstrom: Das Unternehmen gehört seit kurzem zu den Fallen Angels. Foto: imago images / ZUMA Wire

2019 wurden auf dem US-amerikanischen Markt Unternehmensanleihen in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar vom Investment-Grade- in den Hochzins-Bereich herabgestuft und wurden damit zu „Fallen Angels“ – so wenige wie selten zuvor. Im Corona-Jahr 2020 traf es per Ende November bereits 49 US-Unternehmen mit über 260 Anleihen im Wert von 197 Milliarden US-Dollar – das höchste Volumen seit 2005. Damals waren es im ganzen Kalenderjahr 149 Milliarden US-Dollar. In den nächsten Jahren könnten Fallen Angels von bis zu 300 Milliarden US-Dollar hinzukommen. Es sprechen technische und strukturelle Gründe dafür, dass Anleger einen schärferen Blick auf die oft unterschätzte Anlageklasse werfen sollten.

Paul Benson, BNY Mellon

Unternehmen emittieren derzeit im Rekordtempo Anleihen, weil es immer noch sehr ungewiss ist, wann eine wirtschaftliche Erholung einsetzt. Damit wollen sie einen Liquiditätspuffer aufbauen, um die Krise zu überstehen. Das spiegelt sich auf dem Primärmarkt wider: Die BBB-Emissionen – gerade noch Investment Grade – stiegen bis Ende November um 20 Prozent.

Ein auf absehbare Zeit geringeres Umsatzwachstum in Verbindung mit schwächeren Bilanzen wird vermutlich jedoch dazu führen, dass Rating-Agenturen weiterhin Bonitätsherabstufungen mit noch höherem Tempo vornehmen werden. Unsere Analyse ergab, dass potenziell Herabstufungen in Höhe von 300 Milliarden US-Dollar anstehen. Davon werden Anleihen von US-Unternehmen im Wert von 150 Milliarden bereits von einer Rating-Agentur als hochverzinslich bewertet und weitere 105 Milliarden US-Dollar haben höhere Risikoaufschläge als vergleichbare Hochzinsanleihen.

Hochzinsanleihen werden aufgrund ihrer höheren Risiken oft als Ramsch bezeichnet – aber das spezielle Segment der „Fallen Angels“ hebt sich davon ab. 90 Prozent der gefallenen Engel verfügen über ein BB-Rating, die beste Note im High-Yield-Bereich. Das Ausfallrisiko ist deshalb geringer als bei anderen Hochzinsanleihen. Insgesamt gesehen wird nämlich nur die Hälfte aller Hochzinsemissionen mit BB bewertet. Die andere Hälfte gilt als hochspekulativ oder sogar extrem riskant.