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Hochzinsanleihen „Das Ausfallrisiko ist weiterhin hoch“

Federal Reserve in Washington: Die US-Notenbank kauft auch Unternehmensanleihen mit einem schlechten Rating – und stützt damit den Hochzinsmarkt.

Federal Reserve in Washington: Die US-Notenbank kauft auch Unternehmensanleihen mit einem schlechten Rating – und stützt damit den Hochzinsmarkt. Foto: imago images / Xinhua

Herr Skiba, bei Hochzinsanleihen haben wir im Mai eine Wende gesehen – die USA haben Europa bei der Performance überholt. Wie kam es dazu?

Andrzej Skiba: Es gibt drei Faktoren, die zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Erstens hat das Wiederhochfahren der US-Wirtschaft zyklische Werte angetrieben. Bei den US-Ratings hat sich, zweitens, das Tempo verlangsamt, in dem Firmen herabgestuft wurden. Das trug dazu bei, Bedenken bei der Kreditwürdigkeit auszuräumen und trieb den US-Hochzinsanleihenmarkt weiter an. Drittens hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) mit ihren ETF-Käufen, zu denen auch solche aus dem Hochzinsuniversum zählten, das Überangebot am Markt gestoppt. In Kombination haben diese drei Faktoren den Aufschwung am US-amerikanischen Hochzinsmarkt angetrieben.

Die Zahl von Fallen Angels, Unternehmensanleihen, die vom Investment-Grade-Niveau in den Hochzinsanleihen-Bereich herabgestuft wurden, ist zuletzt gestiegen. Inwieweit investieren Sie in diese Papiere?

Skiba: Wir haben zuletzt verstärkt in Fallen Angels investiert. Wenn die Emittenten von Investment-Grade-Rating auf Hochzinsanleihen herabgestuft werden, führt das tendenziell zu Kursverschiebungen – davon wollen wir profitieren. Wer ausschließlich auf Anleihen mit Investment Grade setzt, für den mögen diese Firmen keinesfalls infrage kommen. Für High-Yield-Anleger dagegen sind es oft die aussichtsreichsten Werte.

Die Kursentwicklung vieler gefallener Engel wird zudem vom Anleihekaufprogramm der Fed gestützt. Im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank, die diese Papiere von ihren Anleihekäufen ausschließt, investiert die US-Notenbank auch in Fallen Angels. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Maßnahmen der Zentralbanken signifikant.

Vom allgemeinen Aufschwung bei Hochzinsanleihen war bei niedriger eingestuften Wertpapieren nichts zu spüren – obwohl wir zuletzt Anzeichen dafür gesehen haben, dass CCC-Papiere solche mit BB-Rating überholen. Wie ordnen Sie diese Entwicklung ein?

Skiba: Anleihen mit BB-Rating haben die Erholung bei High Yields angeführt. Wir sind nun an einem Punkt angelangt, an dem die Bewertungen für viele Emittenten mit BB- und höherem Rating fair erscheinen. Im Zuge der weiteren Markterholung schließen auch schwächere Anleihen auf. Unternehmensanleihen mit niedrigerem Rating, darunter auch CCC-Werte, werden mit deutlich höheren Spreads gehandelt als noch vor dem Covid-19-Ausbruch. Da ist es selbstverständlich, dass jetzt Bewegung in den Markt kommt.

Darüber hinaus haben sich Energieversorger, die einen großen Teil des CCC-Universums stellen, bereits deutlich erholt. Ein Grund ist der Anstieg des Ölpreises von unter 20 US-Dollar pro Barrel im April auf zuletzt 40 US-Dollar pro Barrel. Möglich gemacht hat das eine Vereinbarung zwischen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und Russland, die den Preiskampf aufgegeben und die Produktion stark gedrosselt haben. Wir haben in der Branche sehr selektiv investiert, da bei vielen Emittenten das Ausfallrisiko nach wie vor hoch ist. Nichtsdestotrotz sehen wir auch interessante Anlagemöglichkeiten.

Wie beurteilen Sie den High-Yield-Markt in den Schwellenländern? Planen Sie, dort künftig stärker zu investieren?

Skiba: Die entwickelten und aufstrebenden High-Yield-Märkte haben sich im Mai im Gleichschritt bewegt. Im Juni konnten wir in Schwellenländermärkten eine starke Performance beobachten. Dies lässt sich in erster Linie auf das Überangebot im US-Markt zurückzuführen, in dem es Rekordemissionen gab – das war in Schwellenländern nicht der Fall. Wir sind in Emerging Markets nun nicht mehr so stark untergewichtet, da es in den vergangenen Wochen einige interessante Neuemissionen gab.

Welche Regionen und Branchen favorisieren Sie derzeit? Wo sehen Sie für Anleger Chancen?

Skiba: Wir setzen auf ein ausgewogenes Portfolio mit einer leichten Übergewichtung bei US-High-Yields. Unsere bevorzugten Branchen bleiben Technologie, Medien- und Telekommunikation (TMT) und Finanzen – dort sehen wir momentan die besten Chancen. Vorsichtig sind wir dagegen bei zyklischen Branchen wie Investitionsgüter und Kraftfahrzeuge.

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