Zuflüsse im Wealth Management UBS integriert Credit Suisse Schweiz komplett

Headphones
Artikel hören
Zuflüsse im Wealth Management
UBS integriert Credit Suisse Schweiz komplett
Die Audioversion dieses Artikels wurde künstlich erzeugt.
Auch auf dem Schild des New Yorker Standorts der Credit Suisse ist die Übernahme durch die UBS bereits Realität

Auch auf dem Schild des New Yorker Standorts der Credit Suisse ist die Übernahme durch die UBS bereits Realität: Das Schweizer Geschäft der Credit Suisse soll nun vollständig in die UBS integriert werden. Foto: Imago Images / Levine-Roberts

Die UBS integriert das Heimatgeschäft der Credit Suisse in der Schweiz komplett in den eigenen Konzern. Das gab die Großbank in einer Medienmitteilung bekannt. Nach dem formalen Abschluss der Credit-Suisse-Übernahme im Juni schafft die UBS ein weiteres Stück Klarheit für die fusionierte Großbank. Eine Abspaltung des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse ist damit vom Tisch – und damit auch die Hoffnung einiger Beobachter auf mehr Wettbewerb im Schweizer Markt. Die aus UBS und Credit Suisse vereinigte Institut wird nun die mit deutlichem Abstand größte Bank am Finanzplatz.

Die UBS hatte im Zuge der Notübernahme den gesamten Credit-Suisse-Konzern für etwa drei Milliarden Schweizer Franken geschluckt, Analysten bewerten allein das Schweizer Geschäft der Credit Suisse mit einem Vielfachen der Summe. Die Integration hat aber nicht nur drastische Auswirkungen auf das Machtgefüge am Schweizer Markt, sondern auch für die dort tätigen Beschäftigten der UBS und Credit Suisse. Denn: Durch die Integration wird die UBS doppelt besetzte Funktionen abbauen müssen, um Synergien zu heben und Kosten einzusparen – ganze 10 Milliarden Dollar will die Bank laut der aktuellen Medienmitteilung bis Ende 2026 einsparen.

Stellenabbau möglich – Beraterschaft wohl weniger betroffen

Ansatzpunkt für Stellenabbau im Schweizer Geschäft dürften vor allem Backoffice, operative Einheiten und Segmente wie Marketing, Kommunikation, Legal und Personal sein. Dass von den Kosteneinsparungen auch die Beraterschaft einschneidend betroffen ist, glauben Jonas Neff und Klaus Biermann vom Personaldienstleister Biermann Neff allerdings nicht: „Auch bei den Beratern gibt es zahlreiche Überschneidungen – sehr ausgeprägt beispielsweise auf den verschiedenen Führungsebenen – aber an der Front anzusetzen und die Zahl der Kundenberater massiv zu kürzen, wäre unseres Erachtens der falsche Ansatz.“

Gemäß einem Bericht der Handelszeitung kann die UBS den bestehenden Mitarbeitern auch einen schlechteren Job anbieten: Der Titel bliebe dann zwar bestehen, die Verantwortung werde aber wegen kleinerer Budgettöpfe oder Teams aber beschnitten. Das wiederum könne dann auch ein niedrigeres Gehalt bedeuten, von bis zu 20 Prozent weniger Lohn schreibt die Handelszeitung. Auch Ortswechsel mit einer Mehrfahrtzeit von bis zu 90 Minuten pro Weg seien möglich. Davon losgelöst haben zuletzt bereits einige Teams die Bank verlassen – diese Bewegungen könnten anhalten, erklären Neff und Biermann. Die Berufsaussichten im Schweizer Private Banking haben sich laut einer Umfrage auch wegen der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS verschlechtert.

 

Derweil überraschte die UBS im zweiten Quartal im Global Wealth Management: Die Bank verzeichnete den höchsten Nettoneugeldzufluss in einem zweiten Quartal seit über zehn Jahren, insgesamt 16 Milliarden US-Dollar warben die UBS-Berater ein. Auch im dritten Quartal halte diese Dynamik an, berichtet die UBS. Im Wealth Management der Credit Suisse waren im zweiten Quartal zwar noch immer Vermögensabflüsse zu verzeichnen, allerdings sei eine Verlangsamung zu beobachten. Im Juni gab es gar wieder Zuflüsse. 

Das ist vor dem Hintergrund der andauernd Umstrukturierungen bemerkenswert – doch weitere einschneidende Änderungen im Geschäft stünden bevor, erklären Neff und Biermann: „Der Arbeitsalltag der Mitarbeitenden wird über Monate, ja eigentlich Jahre, durch Diskussionen über Kosten und Ressourcenverteilung geprägt sein.“ Ein klarer Kurs der Führung sei unabdingbar, um die Belegschaft des Konzerns bei Laune zu halten. Dabei wird es auch auf Konzernchef Sergio Ermotti ankommen, der im Zuge der Integration zur UBS zurückkehrte.

Rekordgewinn für die UBS – getrieben durch Übernahme 

Ermotti zeigte sich denn auch optimistisch, die Umstrukturierung erfolgreich meistern zu können: „Wir gewinnen das Vertrauen der Kundinnen und Kunden zurück, senken die Kosten und leiten Schritte ein, um Größenvorteile zu erzielen, die es uns erlauben, unsere Ressourcen optimal einzusetzen und gezielt Investitionen für zukünftiges Wachstum zu tätigen.“ Während in den Segmenten Non-Core und Legacy der Kapitalverbrauch bis zum Jahresende 2026 erheblich reduziert werden soll, gehört das Schweizer Geschäft laut der Bank zum Kern der zukünftigen Ausrichtung. Entscheidend sei dabei, den Blick für die Kunden nicht zu verlieren, erklären Neff und Biermann: „Die Konkurrenz schläft nicht, und wird die Situation sicherlich zu ihren Gunsten nutzen wollen.“

Insgesamt fuhr die UBS im zweiten Quartal einen Rekordgewinn von 29 Milliarden US-Dollar ein – möglich auch wegen „eines negativen Goodwills von 29 Milliarden US-Dollar aus der CS-Übernahme“. Der positive Buchgewinn aus der Übernahme trieb also die Gewinne in die Höhe. Die UBS erklärte: „Ohne den negativen Goodwill, den integrationsbedingten Aufwand und die Übernahmekosten hätte der Vorsteuergewinn im zweiten Quartal 2023 1.144 Millionen US-Dollar betragen“. Die UBS übernahm auf der anderen Seite auch Strafen der Credit Suisse rund um die Archegos-Affäre und kurioserweise auch die Auseinandersetzung mit dem Schweizer Finanzportal Inside Paradeplatz, die jüngst aber beigelegt wurde.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen