Nach der Übernahme Was über mögliche Stellenstreichungen bei der Credit Suisse bekannt ist

Ein Mitarbeiter läuft am Londoner Sitz der Credit Suisse vorbei

Ein Mitarbeiter läuft am Londoner Sitz der Credit Suisse vorbei: Nach der Übernahme durch die UBS könnten tausende Stellen wegfallen. Foto: IMAGO / ZUMA Wire

„Wir freuen uns, unsere neuen Kundinnen und Kunden und unsere neuen Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt in den nächsten Wochen bei uns willkommen zu heißen“, kommentierte UBS-Geschäftsführer Ralph Hamers am Sonntag die Übernahme der Credit Suisse. Immer mehr zeichnet sich aber ab, dass längst nicht alle Kolleginnen und Kollegen der Credit Suisse auch wirklich eine Zukunft in der fusionierten Großbank haben.

Denn: Die UBS will bis 2027 jährlich 8 Milliarden US-Dollar einsparen, drei Viertel des Betrags sollen durch Stellenstreichungen generiert werden. Einige Kostensenkungen sollen zusätzlich zu den Maßnahmen wirken, die die Credit Suisse schon vor der Übernahme der UBS angestoßen hatte, wie den Abbau von etwa 9.000 Stellen. Das legte die UBS-Spitze am Sonntagabend in einem Call mit Analysten nahe.

 

Die UBS beschäftigte Ende 2022 rund 74.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bei der Credit Suisse waren es zum gleichen Zeitpunkt etwa 50.000. Insgesamt wären im fusionierten Institut also deutlich über 120.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt – womöglich deutlich zu viel für die gemeinsame Zukunft.

Investmentbanking: Tausende Stellen auf der Kippe

Was jetzt schon klar scheint: Die Investmentbanking-Sparte der Credit Suisse dürfte besonders betroffen sein. Die UBS selbst ist nicht in dem Maße im Investmentbanking aktiv, wie es die Credit Suisse in der Vergangenheit war – und hat auch keine Ambitionen, das krisensensitive Geschäft auszubauen. Das wurde schon in einer ersten Pressemitteilung klar, laut der „die Mehrheit der Positionen im Bereich Markets von Credit Suisse in einen Non-core-Bereich überführt wird“ und das Geschäftsmodell laut UBS-Präsident Colm Kelleher an die „konservative Risikokultur“ der UBS angepasst werden soll.

 

Die Financial Times berichtet mit Verweis auf mit den Plänen der UBS vertraute Personen, dass tausende Stellen im Investmentbanking gestrichen werden dürften. Bei der fusionierten Bank aus UBS und Credit Suisse würden nach heutigem Stand wohl 30.000 der über 120.000 Mitarbeitende im Investmentbanking arbeiten. Wie viele dieser Jobs wegfallen, lässt sich laut des Berichts schwer vorhersagen. Auch die Personalberater Jonas Neff und Klaus Biermann von Biermann Neff nannten im Interview mit dem private banking magazin keine genauen Zahlen: „Sicher ist, dass im Investment Banking ein massiver Abbau stattfinden wird.“

Wealth Management: Bleibeprämien für Kundenberater

Bessere Perspektiven scheint es für die Mitarbeitenden im Wealth Management zu geben. Laut einem Bericht von Reuters erhofft sich die UBS, Kundenberater mit Bonizahlungen zu halten. Demnach seien zudem „Bleibeprämien“ ausgelobt worden, um gerade Mitarbeitende aus dem Front-Office-Bereich zu halten – wobei es auch dort Doppelkapazitäten gibt, etwa in der Schweizer Regionalstruktur.

„In den Regionen werden sicherlich noch mehr Filialen schließen als ursprünglich geplant“, erklären die Personalberater Jonas Neff und Klaus Biermann. Auch Headhunter Christian Haas von Eleway sieht es ähnlich wie seine Kollegen: „Wenn man sich hierzu in der Schweiz das Filialnetz vor Augen hält, welches vor allem Privat- und Firmenkundenberatung anbietet, wird einem schnell bewusst, dass es Doppelfunktionen über die gesamte Wertschöpfungskette bestehen, sprich vom Backoffice bis zur Front.“

 

Gerade im Middle und Back Office könne „der Markt in der Schweiz auch nicht alle Mitarbeiter auffangen“, berichten Neff und Biermann. Und in Deutschland? Eine Anfrage dieses Magazins zur Zukunft des ehemaligen Wealth Management der Credit Suisse in Deutschland und der Perspektive des Geschäfts mit vermögenden Kunden der UBS wollte das Institut vorerst nicht kommentieren.

Asset Management: Doppelte Geschäftsfelder gefährdet

Bisher recht ruhig scheint die Situation um mögliche Stellenstreichungen im Asset Management, das im fusionierten Institut ein Vermögen von über 1,5 Billionen US-Dollar auf die Waage bringen würde. Doch Christian Haas, Personalberater von Eleway, sieht auch hier Potenzial für Stellenstreichungen: „Im Asset Management bestehen ebenfalls viele Doppelspurigkeiten.“

Als Beispiel dazu nennt Haas beispielsweise das Indexgeschäft der beiden Banken: „Die Credit Suisse und die UBS haben hier beide einen wesentlichen Marktanteil im Schweizer Markt.“ 

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