Bankenriese entsteht UBS greift nach der Credit Suisse

Einst traditionsreiche Konkurrenten, künftig unter gemeinsamer Flagge

Einst traditionsreiche Konkurrenten, künftig unter gemeinsamer Flagge: Der Hauptsitz der UBS links und die Zentrale der Credit Suisse rechts am Zürcher Paradeplatz. Foto: Imago Images / Andreas Haas

Das vor wenigen Jahren noch Undenkbare ist geschehen: Die UBS übernimmt die ehemals stolze Credit Suisse für etwa 3 Milliarden Schweizer Franken. Damit entsteht in der Schweiz ein neuer Bankenriese, der zukünftig im Wealth Management Anlagen von rund 3,4 Billionen US-Dollar verwalten würde. Im Asset Management kommen nochmals Anlagen von 1,5 Billionen Dollar dazu, sodass das verwaltete Vermögen insgesamt bei rund 5 Billionen Dollar liegt.

Die UBS hat die Zustimmung der Finma, der Schweizerischen Nationalbank, des Eidgenössischen Finanzdepartements und anderer wichtiger Aufsichtsbehörden zur rechtzeitigen Genehmigung der Transaktion eingeholt. Eine Zustimmung der Aktionäre ist nicht nötig. Für die Credit Suisse ist es nach den von Skandalen geprägten vergangenen Jahren das unrühmliche Ende einer insgesamt 167-jährigen Bankgeschichte.

Finales Kapitel mehrerer turbulenter Tage bei der Credit Suisse

Die Credit Suisse war nach von Skandalen gespickten Jahren Mitte der vergangenen Woche heftig unter Druck geraten, als der Kurs der Aktie massiv einbrach. Nach der Pleite der SVB-Bank in den USA fürchteten Investoren wohl auch eine Pleite der Schweizer Großbank, als ein Vertreter der Saudi National Bank – bisher mit einem Anteil von rund zehn Prozent an der Credit Suisse beteiligt – öffentlich weitere Kapitalspritzen ausschloss.

Die Bank wandte sich in der Folge wegen des steigenden öffentlichen Drucks an die Schweizer Aufsichtsbehörde Finma sowie die Schweizerische Nationalbank und bat um Unterstützung. Die Nationalbank gab erst in einer Medienmitteilung bekannt, dass sie die Credit Suisse notfalls stützen würde – und gewährte der Bank in der Folge gar einen Kredit über bis zu 50 Milliarden Schweizer Franken.

 

Das allein half der Bank offenbar nicht. Die UBS gab am Sonntagabend bekannt, dass Credit-Suisse-Anteilseigner eine UBS-Aktie für 22,48 Credit-Suisse-Anteile erhalten. Das entspricht einem Kaufpreis von  0,76 Schweizer Franken pro Aktie und einem Gesamtkaufpreis von 3 Milliarden Schweizer Franken. Zudem sichert die Schweizer Nationalbank den Kauf mit bis zu 100 Milliarden Franken ab. Das gab die UBS in einer Medienmitteilung bekannt, die am Sonntagabend um 20 Uhr veröffentlicht wurde. Die UBS rechnet durch die Übernahme bis 2027 mit jährlichen Kostensenkungen von mehr als 8 Milliarden US-Dollar bei der Credit Suisse.

„Diese Akquisition ist für die UBS-Aktionäre attraktiv, aber klar ist, dass es sich für die Credit Suisse um eine Notrettung handelt“, kommentierte Colm Keller, Verwaltungsratspräsident der UBS den Deal. Der Wert der Credit Suisse soll erhalten und das Risiko einer negativen Entwicklung begrenzt werden. „Die Übernahme der Kompetenzen der Credit Suisse in den Bereichen Wealth Management, Asset Management und Swiss Universal Banking wird die Strategie von UBS unterstützen, ihr kapitalschonendes Geschäft auszubauen“, ergänzte Kelleher, der Präsident des neu entstehenden Großinstituts werden soll. Ralph Hamers als bisheriger Geschäftsführer der UBS soll diese Funktion auch im fusionierten Unternehmen bekleiden.

Folgen für das deutsche Wealth Management der Credit Suisse noch unklar

Hamers selbst machte klar, dass die Übernahme der Credit Suisse das Geschäft der UBS in Nord- und Südamerika sowie Asien erweitern dürfte, während das Volumen im Kernmarkt Europa steigt. „Wir freuen uns darauf, in den kommenden Wochen unsere neuen Kunden und Kollegen in der ganzen Welt begrüßen zu dürfen“, erklärte Hamers in der Pressemitteilung. Was genau die Übernahme allerdings für die Credit-Suisse-Mitarbeitenden bedeutet, ist noch nicht klar. Sowohl die UBS als auch die Credit Suisse äußerten sich zurückhalten. Auch auf Anfrage des private banking magazins zu den Folgen und Plänen für das deutsche Wealth Management wollte sich die UBS nicht äußern.

Die UBS ist in Deutschland an sechs Standorten präsent und hat auch den Hauptsitz ihrer Tochter UBS Europe in Frankfurt am Main, während die Credit Suisse im vergangenen Jahr ein Comeback am deutschen Wealth-Management-Markt wagte. Unter der Leitung von Sven Stephan sollten hochvermögende Kunden in Deutschland wieder mit einem Onshore-Team betreut werden.

EZB und Fed sehen Übernahme als wichtigen Schritt für Finanzstabilität

Die ersten Reaktionen auf die Übernahme fielen wohlwollend aus. Der Schweizer Bundespräsident Alain Berset sagte auf einer Pressekonferenz, dass die Übernahme nicht nur für die Schweiz entscheidend sei, sondern für die Stabilität des gesamten globalen Finanzsystems. EZB-Präsidentin Christine Lagarde lobte die beteiligten Institutionen für das schnelle und entschlossene Handeln, während Fed-Chef Jerome Powell und US-Finanzministerin Janet Yellen in einer gemeinsamen Erklärung auf einen Schritt zur Stützung der Finanzstabilität hinwiesen.

Der Kaufpreis selbst verdeutlicht, wie schlimm es um die Credit Suisse stand: Am Freitag schloss die Credit-Suisse-Aktie noch bei einem Kurs von 1,86 Franken, der umgerechnete Kaufpreis von 0,76 Franken liegt also deutlich darunter. Auf der anderen Seite war die UBS noch im Januar 2022 dazu bereit, etwa 1,4 Milliarden Dollar für das US-Unternehmen Wealthfront zu zahlen – allerdings verwaltete Wealthfront damals nur 27 Milliarden US-Dollar. Die Credit Suisse, für die die UBS nun umgerechnet 3,2 Milliarden US-Dollar zahlt, verwaltete Ende 2022 insgesamt 1,3 Billionen Dollar, allein im Wealth Management waren es 580 Milliarden US-Dollar. Mit dem Deal erkauft sich die UBS aber natürlich auch Risiken – weshalb die Schweizer Nationalbank und auch der Staat den Deal im Zweifel absichern wollen.

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