Zweitgrößter Vermögensverwalter entsteht UBS schließt Übernahme der Credit Suisse ab

Sergio Ermotti (links) und Colm Kelleher von der UBS

Sergio Ermotti (links) und Colm Kelleher von der UBS: Beide äußerten sich in einem offenen Brief zur formalen Übernahme der Credit Suisse. Foto: UBS

Die Credit Suisse ist Geschichte: Die UBS hat die Schweizer Großbank mit dem heutigen Tage formal übernommen. Die Credit Suisse Group AG geht damit an die UBS Group AG über. Die formale Übernahme bestätigten Sergio Ermotti, Geschäftsführer des nunmehr zweitgrößten Vermögensverwalters der Welt, und UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher in einem offenen Brief. Wie Medien übereinstimmend berichteten, wurde der Brief mehreren Zeitschriften zugesandt.

Garantievertrag zwischen Schweizer Regierung und UBS 

Schon vor einigen Tagen hatte die UBS bekannt gegeben, dass mit der Schweizer Regierung ein Grantievertrag vereinbart wurde: Die UBS trägt demnach die ersten potenziellen Verluste in Höhe von 5 Milliarden Schweizer Franken aus einem designierten Portfolio von Non-Core-Assets der Credit Suisse; der Bund trägt die nächsten 9 Milliarden an potenziellen realisierten Verlusten. Der Vertrag gilt mit Abschluss der Übernahme und bleibt so lange gültig, bis sämtliche durch die Garantie abgedeckten Vermögenswerte veräussert worden sind oder die UBS von ihrem Recht Gebrauch macht, den Vertrag aufzulösen.

Dass die UBS die Credit Suisse übernimmt, wurde im März bekannt. Im Brief geben Ermotti und Kelleher das Versprechen ab, dass man sich auf Kunden wie Privatpersonen, Unternehmern und Firmen konzentrieren wolle, um ihr Vermögen aufzubauen und zu schützen. Zudem sollen die Stärken im Wealth Management gebündelt werden, Entscheidungen faktenbasiert getroffen werden und die UBS-Unternehmenskultur dabei stets beachtet werden. Die Übernahme sei „der Beginn eines neuen, historischen Kapitels“.

 

Am Vormittag veröffentliche die UBS zudem eine Medienmitteilung, laut der heute auch der letzte Handelstag der Credit-Suisse-Aktien ist. Nach der vollzogenen Übernahme werden Großteile des Credit-Suisse-Geschäfts vorerst unverändert weiterlaufen und erst nach und nach in den UBS-Konzern integriert werden. Insofern ist der formale Abschluss der Fusion erst der Beginn der operativen Fusion. Schon im Mai hatte die UBS angekündigt, dass unter der gemeinsamen Dachorganisation namens UBS Group AG vorerst mit der UBS AG und der Credit Suisse AG zwei unabhängige Muttergesellschaften operieren. Der Verwaltungsrat der Credit Suisse AG soll sich wie folgt zusammensetzen: Lukas Gähwiler (Präsident), Jeremy Anderson (Vizepräsident), Christian Gellerstad (Vizepräsident), Michelle Bereaux, Mirko Bianchi (bis 30. Juni 2023), Clare Brady, Mark Hughes, Amanda Norton und Stefan Seiler. 

Sowohl die UBS AG als auch die Credit Suisse AG betreiben weiterhin ihre Tochtergesellschaften und Geschäftsstellen, während die kombinierte Einheit als konsolidierte Bankengruppe tätig ist. Der Verwaltungsrat und die Konzernleitung der UBS Group AG sind für den konsolidierten Konzern verantwortlich. Das bedeutet im Klartext auch: Die deutsche Wealth-Management-Einheit der Credit Suisse soll im Großen und Ganzen weiterarbeiten wie bisher. Etwaige Anpassungen werden sich in den kommenden Monaten ergeben: Die UBS wird im nächsten Schritt „die Integration stufenweise umsetzen“. Auch Kelleher und Ermotti betonten im offenen Brief nochmals, dass alle Dienstleistungen „wie gewohnt und ohne Unterbrechung“ fortgesetzt werden.

Credit-Suisse-Mitarbeiter müssen große Yachtkredite abnicken lassen  

Damit das auch wirklich funktioniert, hat die UBS-Konzernleitung im Rahmen der Übernahme offenbar „rote Linien“ für die Mitarbeitenden der Credit Suisse festgelegt. Das berichtet die Financial Times (in englischer Sprache). Demnach gibt es fast zwei Dutzende dieser „roten Linien“, die ab der Übernahme und damit dem heutigen Tage nicht mehr überschritten werden dürfen. So sollen unter anderem keine Neukunden mehr aus Hochrisikoländern wie Libyen, Russland, Sudan und Venezuela akquiriert werden, auch ukrainische Politiker und staatliche Unternehmen sollen nicht mehr bei der fusionierten UBS unterkommen.

Weitere Auflagen gibt es beim Start komplexer Finanzinstrumente, zu denen laut Bericht koreanische Derivate und Optionen auf unterschiedliche Quant-Indizes gehören. Auch Kredite für Yachten oder Schiffe mit einem Volumen von mehr als 60 Millionen Dollar müssen erst von UBS-Führungspersonal abgenickt werden. Insgesamt erstrecken sich die Vorgaben für die Credit-Suisse-Mitarbeiter demnach auf elf finanzielle und zwölf nicht-finanzielle Risikofelder. „Statt uns zu konkurrenzieren, werden wir nun mit vereinten Kräften das nächste Kapitel unserer gemeinsamen Reise aufschlagen. Gemeinsam bieten wir unseren Kunden ein erweitertes globales Angebot, eine grössere geografische Reichweite und Zugang zu noch mehr Know-how“, erklärte Ermotti in der Medienmitteilung. 

 

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