.. dreierlei! Zuallererst ist es eine Handlungsmaxime und eine Vision für mich, wie sich unsere Gesellschaft und Wirtschaft entwickeln muss, um unsere Lebensgrundlagen auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Ich weiß noch genau, wann ich das erste Mal über das Wort Nachhaltigkeit gestolpert bin. Es war 1992 im Greenpeace-Magazin, in einem Artikel über die UN-Konferenz in Rio de Janeiro. Ich war umweltbewegt, 16 Jahre alt und ging den Artikel mit einem gelben Textmarker durch. Und irgendwie war mir klar, dieser Anspruch an eine neue Wirtschaft, soziale, ökologische und ökonomische Anforderungen in Einklang zu bringen, das ist ein Paradigmenwechsel. Mir war damals allerdings nicht klar, dass mich dieser Begriff auch 30 Jahre später immer noch tagtäglich beschäftigt.
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.. dreierlei! Zuallererst ist es eine Handlungsmaxime und eine Vision für mich, wie sich unsere Gesellschaft und Wirtschaft entwickeln muss, um unsere Lebensgrundlagen auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Ich weiß noch genau, wann ich das erste Mal über das Wort Nachhaltigkeit gestolpert bin. Es war 1992 im Greenpeace-Magazin, in einem Artikel über die UN-Konferenz in Rio de Janeiro. Ich war umweltbewegt, 16 Jahre alt und ging den Artikel mit einem gelben Textmarker durch. Und irgendwie war mir klar, dieser Anspruch an eine neue Wirtschaft, soziale, ökologische und ökonomische Anforderungen in Einklang zu bringen, das ist ein Paradigmenwechsel. Mir war damals allerdings nicht klar, dass mich dieser Begriff auch 30 Jahre später immer noch tagtäglich beschäftigt.
Zum Zweiten ist Nachhaltigkeit nämlich für uns als Hannoversche Kassen seit Jahren eine Anforderung an unsere gesamte Kapitalanlage. Als mittelgroße Pensionskasse ist der größte Hebel, uns für eine nachhaltige und zukunftsfähige Wirtschaft einzusetzen, unsere Kapitalanlage. Natürlich haben wir auch „Nachhaltigkeitsgrundsätze“ für unser tägliches Tun, aber ist das wirklich machtvoll? Selbstredend nutzen wir bei Dienstreisen nur die Bahn, haben keine Dienstwagen mehr oder setzen uns für familienfreundliche Arbeitsbedingungen ein. Aber der größere Hebel liegt in klaren und definierten Anlagekriterien, die sich neben Ausschlusskriterien immer mehr an Beiträgen zu den SDGs (Sustainable Development Goals) orientieren.
So investieren wir in Erneuerbare-Energien-Projekte, erwerben Unternehmensanleihen von Nachhaltigkeitspionieren oder kaufen Grundstücke und vergeben sie in Erbpacht an sozial-ökologische Wohnprojekte und entziehen damit der Spekulation Grund und Boden. Gerade im Immobilienbereich versuchen wir in direkt gehaltenen Immobilien Akzente zu setzen, zum Beispiel durch einen wertschätzenden Umgang mit unseren Mietern. Hier geht es uns um mehr als schnöde Renditebetrachtungen. Zur Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage gehört für uns auch eine deutliche Transparenz, und zwar ganz ohne Druck aus der EU-Offenlegungsverordnung. Wir geben in unserem Transparenz- und Investitionsbericht Auskunft über unsere Investments, aber auch über Zielkonflikte, die nachhaltiges Investieren nun mal mit sich bringt.
Eine transformative Unternehmenskultur setzt auf Kooperation anstatt auf Konkurrenz
Nachhaltigkeit ist für mich aber noch ein Drittes. Ich bin davon überzeugt, dass es mehr braucht als ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Dieses ist die Basis für das finanzielle Überleben in Zukunft: Es muss die planetaren Belastungsgrenzen achten, Stakeholder-Interessen ernst nehmen, die Sinnhaftigkeit der eigenen Produkte in den Mittelpunkt stellen und deutliche Beiträge zu den SDGs leisten. Aber es braucht gleichzeitig auch eine transformative Unternehmenskultur, denn sonst verpuffen die gut gemeinten Ansätze auf der Investitionsseite. Und die bekommt man nicht geschenkt oder von Unternehmensberatungen entwickelt, die muss man sich hart erarbeiten.
Eine transformative Unternehmenskultur setzt an der Selbstverantwortung der Mitarbeitenden an, sie ist eher Bottom-up- als Top-down-orientiert, setzt auf Kooperation anstatt auf Konkurrenz und nimmt Impulse von New Work oder Reinventing Organizations auf. Wir starteten vor knapp vier Jahren mit einem solchen Entwicklungsprozess und sind durch Corona etwas zurückgeworfen worden. Eine Bafinregulierte Pensionskasse zu einer selbstgeführten Organisation zu entwickeln, ist ein wahrer Kraftakt, aber es lohnt sich. Denn letztlich brauchen wir in der Zukunft mehr denn je Mitarbeitende, mit innerer Überzeugungskraft Bestehendes infrage stellen und weiter entwickeln, die sich mit Leidenschaft und Kompetenz für eine nachhaltige betriebliche Altersvorsorge und für eine nachhaltige Gesellschaft im Ganzen einsetzen.
Über die Autorin:
Silke Stremlau ist Vorständin der Hannoverschen Kassen und unter anderem für die nachhaltige Kapitalanlage zuständig. Zudem ist sie stellvertretende Vorsitzende des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung und Auf- sichtsrätin bei der Umweltbank in Nürnberg.