Frau vom Bruck, Was ist Ihre Meinung zu den Ergebnissen des Solvency II-Reviews?
vom Bruck: Ich finde es grundsätzlich gut, was passiert ist. Denn die Sorge besteht generell immer darin, dass der Regulator ausschließlich Verschlechterungen vornimmt. Häufig ist es in der Gesetzgebung so, dass Regelungen immer weiter verschärft werden, ohne dass von allen Seiten draufgeschaut wurde. Das Review hat sinnvolle Aspekte.
Welches sind in ihren Augen die drei größten Vorteile?
vom Bruck: Die Extrapolation war im Niedrigzinsumfeld ein Thema. Niedrige Zinsen und Ultimate Forward Rate bedeuteten, je früher die Extrapolation war, desto höher war der Zins am Ende. Das wurde nun angepasst und besser modelliert. Durch den derzeit gestiegenen Zins ist der Einfluss allerdings gering.
Und zweitens?
vom Bruck: Das Volatility Adjustment, also der Anpassungsfaktor auf die Zinskurve. Das Verfahren wurde geändert, die Anpassung fällt nun höher aus. Das ist bei der aktuellen Volatilität angemessen.
Und der dritte Vorteil?
vom Bruck: Das Zinsrisiko und die Stressfaktoren wurden verschärft, aber das ist sinnvoll. Schaut man sich 2022 an, dann ist das Zinsrisiko das zuvor abgebildet wurde einfach zu gering und konnte die großen Einschläge gar nicht abbilden. Und ich habe sogar noch eine vierte Verbesserung.
Die da wäre?
Vom Bruck: Die Anpassung für die Aktien. Es gibt hier einen symmetrischen Anpassungsfaktor. Je nachdem wie die Aktienmärkte laufen ist der Stressfaktor höher oder niedriger. Gut gleich hoher Stressfaktor, schlecht gleich niedriger Stressfaktor. Bei börsengehandelten Titeln ist das sinnvoll. In einer hohen Marktphase kann es stärkere Einbrüche geben, als wenn der Markt bereits niedrig ist.
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Frau vom Bruck, Was ist Ihre Meinung zu den Ergebnissen des Solvency II-Reviews?
vom Bruck: Ich finde es grundsätzlich gut, was passiert ist. Denn die Sorge besteht generell immer darin, dass der Regulator ausschließlich Verschlechterungen vornimmt. Häufig ist es in der Gesetzgebung so, dass Regelungen immer weiter verschärft werden, ohne dass von allen Seiten draufgeschaut wurde. Das Review hat sinnvolle Aspekte.
Welches sind in ihren Augen die drei größten Vorteile?
vom Bruck: Die Extrapolation war im Niedrigzinsumfeld ein Thema. Niedrige Zinsen und Ultimate Forward Rate bedeuteten, je früher die Extrapolation war, desto höher war der Zins am Ende. Das wurde nun angepasst und besser modelliert. Durch den derzeit gestiegenen Zins ist der Einfluss allerdings gering.
Und zweitens?
vom Bruck: Das Volatility Adjustment, also der Anpassungsfaktor auf die Zinskurve. Das Verfahren wurde geändert, die Anpassung fällt nun höher aus. Das ist bei der aktuellen Volatilität angemessen.
Und der dritte Vorteil?
vom Bruck: Das Zinsrisiko und die Stressfaktoren wurden verschärft, aber das ist sinnvoll. Schaut man sich 2022 an, dann ist das Zinsrisiko das zuvor abgebildet wurde einfach zu gering und konnte die großen Einschläge gar nicht abbilden. Und ich habe sogar noch eine vierte Verbesserung.
Die da wäre?
Vom Bruck: Die Anpassung für die Aktien. Es gibt hier einen symmetrischen Anpassungsfaktor. Je nachdem wie die Aktienmärkte laufen ist der Stressfaktor höher oder niedriger. Gut gleich hoher Stressfaktor, schlecht gleich niedriger Stressfaktor. Bei börsengehandelten Titeln ist das sinnvoll. In einer hohen Marktphase kann es stärkere Einbrüche geben, als wenn der Markt bereits niedrig ist.
Wo ist die Anpassung nicht sinnvoll?
Vom Bruck: Bei nicht börsengehandelten Titeln wie beispielsweise Private Equity. Solche Investments entwickelt sich teilweise anders als der Aktienmarkt. Der Stressfaktor orientiert sich aber am Aktienmarkt. Das ist nicht sachgerecht und hat auch für uns Nachteile.
Eine Deutsche Staatsanleihe wird noch immer mit Risiko 0 berücksichtigt, Immobilien pauschal mit Risikowert 25, mit Daten aus Großbritannien, nachvollziehbar für Sie?
Vom Bruck: Dass bei den Staatsanleihen nichts geändert wird, war abzusehen. Das ist ein politisches Thema. Eine Anpassung würde Staatsanleihen unattraktiver machen. Zudem würde es bei Versicherern, die auch aus aufsichtsrechtlichen Gründen stark in Staatsanleihen investiert sind, zu erheblichen Verschlechterungen führen. Das heißt aber nicht, dass wir das ökonomische Risiko nicht selbst bewerten können und das tun wir auch. Deshalb habe ich keine grundsätzlichen Bedenken, dass ein so großes und politisches Thema erstmal nicht auf der Agenda stehen wird.
Und die Immobilienbewertungen aus Großbritannien?
Vom Bruck: Veränderungen haben wir auch hier nicht erwartet. Das Thema wäre in meinen Augen nur über eine granularere Abbildung zu lösen. Wir haben einen Stressfaktor, der relativ einfach ist. Grundsätzlich finde ich es gut, hier keine große Komplexität aufzubauen. Auf der anderen Seite ist der Faktor für manche Immobilien zu hoch. Bei diesen schauen wir, wie hoch unsere Risiken tatsächlich sind. Gerade bei EK-Immobilen bei denen Leverage dazu kommt, wird das Risiko extrem erhöht. Bei Fremdkapital ist das weniger der Fall und hier wollen wir, wie bereits erwähnt, strategisch ausbauen
Welche Wünsche haben Sie an den Regulator?
Vom Bruck: Dass bei Reviews weiterhin alle möglichen Verbesserungen geprüft werden – nicht nur Verschärfungen. Zudem wünsche ich mir, dass Regelungen, die ihren Zweck nicht erfüllen, auch wieder abgeschafft werden können.
Vernunft, auch in einer Ausnahmesituation: Sie sind kurz vor dem Gipfel des knapp 7.000 Meter hohen Aconcagua umgekehrt, weil die Wetterverhältnisse schwierig waren, gaben damit erstmal einen lang gehegten Traum auf. Was haben Sie in dieser Situation über sich gelernt, was auch im Beruf von Nutzen ist?
Vom Bruck: Als wir zu dem Berg gefahren sind, war mir bewusst, dass eine solche Situation eintreffen kann. Bei schlechtem Wetter dachte ich allerdings zunächst an viel Neuschnee, der uns den Gipfel versperrt. Nun war es Sturm. Learning Nummer eins ist also, dass man sich immer darüber im Klaren sein muss, was passieren kann und welche Risiken es gibt. Naiv sollte man in keine Situation hineingehen, egal ob Berg oder Investment.
Und Learning Nummer Zwei?
Vom Bruck: Warnsignale beachten und nicht ignorieren, auch wenn das Ziel – auf das man sich lange vorbereitet hat – zum Greifen nah ist. Die Entscheidung umzukehren habe ich nicht innerhalb von zehn Minuten getroffen, das war ein Prozess. Von Gruppen, die vor uns zum Gipfel aufbrachen, wurden Bergsteiger mit Erfrierungen abtransportiert. Dennoch hatten wir ein anderes Wetterfenster, was zunächst Hoffnung machte.

Dann sind Sie umgekehrt…
Vom Bruck: Auf dem Weg zum zweiten Höhenlager herrschten 50 bis 60 Kilometer pro Stunde Wind, die Böen waren noch ein gutes Stück stärker. Zweimal hat es mich einfach von den Füßen gefegt, da kommt man ins Grübeln. Genau das Wetter herrschte dann auch, als es zum Gipfel hochgehen sollte, ein Streckenabschnitt bei dem man noch sehr viel ungeschützter ist.
Und die Entscheidung zur Umkehr ist gefallen?
Vom Bruck: Ja, als die Wetterbedingungen für den Gipfelaufstieg klar waren, ist die Entscheidung relativ schnell gefallen. Es hat keinen Sinn, wohin zu gehen wenn man sich nicht wohlfühlt. Es hat dann auch keinen Sinn, im Nachhinein mit der Entscheidung zu hadern. Ich bin damit im Reinen.
Sie hadern gar nicht?
Vom Bruck: Relativ wenig. Ich habe gut darüber nachgedacht und denke, es kostet nur Kraft, mit Entscheidungen zu hadern, die man nicht mehr ändern kann.
Was nehmen Sie im Rückblick noch für sich mit?
Vom Bruck: Vorbereitung ist wichtig, aber kein Garant. Ich war in den besten Monaten da, war gut auf den Berg vorbereitet.
Planen sie einen zweiten Versuch?
Vom Bruck: Ich würde gerne. 2024 wird das aber nicht gelingen. Die Besteigung dauert drei Wochen - allein wegen der Akklimatisierung - in denen ich nicht erreichbar wäre. Nur im Basecamp ist lediglich sehr langsames Internet verfügbar. Dafür bin ich beruflich zu sehr eingespannt.
Wie lange sind sie bereits Bergesteigerin?
Vom Bruck: Noch nicht lange und es ist eine eher ungewöhnliche Entwicklung. In 2020 war ich in Tansania auf dem Kilimandscharo. Das war mein erster Berg überhaupt, ich war zuvor nicht einmal in den Alpen wandern. Zuvor habe ich lange Softball gespielt, das passte von der Zeit und auch wegen der Motivation nicht mehr.
Und dann gleich der fast 6.000 Meter hohe Kilimandscharo…
Vom Bruck: Ein wunderschöner alleinstehender Berg. Unten Tropen, oben weißer Gipfel. Dazu kommt, dass es ein Wanderberg ohne technische Schwierigkeiten ist. Es hat mich einfach gepackt, ich wollte da hoch, habe mir die Wanderschuhe dafür sogar ausgeliehen. Ich hatte kein eigenes Equipment. Das hat tatsächlich gut geklappt, war in der Rückschau aber unüberlegt.
Warum?
Vom Bruck: Ich habe mit einfach vor dem Aufstieg zu wenige Gedanken gemacht. Auf dem Gipfel war es wunderschön, es war ein tolles Erlebnis. Das Erste was ich gemacht habe, als ich wieder unten war, war zu googlen, welche technische einfacher, aber hohen Berge es sonst noch gibt. In Mexiko den Pico de Orizaba, danach jetzt der Aconcagua, mehr hohe Berge waren es noch nicht. Die Liste möchte ich ausbauen, aber nicht in der Höhe. Je höher, desto mehr Zeit wird benötigt. Für einen Siebentausender müssen mindestens vier Wochen eingerechnet werden, für Achttausender zwei Monate. Das ist für mich nicht machbar und nicht mein Ziel.
Sie sprachen bereits davon, dass sie beruflich sehr eingespannt sind. Im Sommer wechseln sie zur Gothaer Leben, werden Vorstandsvorsitzende und damit Nachfolgerin von Michael Kurtenbach. Wie bereiten Sie sich auf ihre neue Rolle vor?
Vom Bruck: Vorbereitung ist relativ, ich würde eher sagen: Kopf über mitten rein. Es ist wirklich gut, dass wir meinen Wechsel sehr früh entschieden und kommuniziert haben. Wir haben mit dem Zusammenschluss mit der Barmenia viele Themen auf dem Tisch und einen ziemlich ambitionierten Zeitplan, sind in Gesprächen mit der Aufsicht.
Nach dem Zusammenschluss müssen wir von Tag eins an startklar sein. Alles muss perfekt sein, es gibt keine Ausreden. Ich kann und möchte mich nicht ausruhen und schauen, wie es so läuft. Michael Kurtenbach und ich schauen, wie wir einzelne Themen schon aufteilen können und arbeiten, wo es Sinn macht, gemeinsam an Themen.
Mit Gothaer Asset Management haben sie dementsprechend auch einen Zusammenschluss?
Vom Bruck: Genau und auch hier will ich meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger, die Stelle ist noch nicht neu besetzt, ein bestelltes Feld hinterlassen.
Gehen Sie mit einem weinenden Auge, weil sie beispielsweise nicht mehr so nah dran an der Kapitalanlage sind?
Vom Bruck: Schon, denn Kapitalanlage macht mir sehr viel Spaß, aber noch mehr werde ich meine Kolleg*innen vermissen. Ich wurde hier sehr gut aufgenommen und fühle mich sehr wohl. Ich bin froh, dass es nur ein interner Wechsel ist. Viele Kolleg*innen bei der Leben kennen ich bereits, auf alle freue ich mich.
Für Sie gibt es noch keine Nachfolge, merken Sie bei der Gothaer auch den War of Talents, den Fachkräftemangel und ist der Zusammenschluss auch durch diesen getrieben?
Vom Bruck: Es ist einer der Vorteile des Zusammenschlusses, aber nicht der treibende Punkt. Schnell war klar, dass es im Zuge des Zusammenschlusses eine Beschäftigungsgarantie gibt. Wir brauchen alle an Bord. Wir sprechen bereits jetzt vom Fachkräftemangel, aber die Rentenübergänge der kommenden Jahre werden diesen noch extrem verstärken.
Wie viele Stunden am Tag arbeiten Sie derzeit?
Vom Bruck: Aktuell wäre es einfacher, wenn der Tag mehr Stunden hätte. Ich weiß aber, dass das nur eine Phase ist und zudem sind all das Themen, die mir sehr viel Spaß machen.
Das klingt alles sehr fordern, für den Berg fehlt die Zeit, was machen sie stattdessen um durchzuatmen?
Vom Bruck: Wohlfühlsport. Ein bisschen laufen, ein bisschen Yoga und immer nur, wenn mir danach ist. Oder Fitness zuhause, ich gehe nicht ins Fitnessstudio, das ist nicht meins. Zudem gehen wir mit langjährigen Freunden hier im Umfeld, also Bergisches Land und Eifel wandern. Total anspruchslos. Natur und Menschen, die ich mag, das macht den Kopf frei.
Lesen Sie hier den ersten Teil des Interviews
Über die Interviewte:
Alina vom Bruck begann ihre Karriere 2006 bei Siemens. Nach einer Zwischenstation bei KPMG ging sie 2009 zur Gothaer. 2015 wechselte vom Bruck als Fachgebeitsleiterin Risikomanaegment zur DEVK und stieg schnell zur Leiterin einer Gruppe für Quantitatives Risikomanagement auf. 2017 wechselte sie zurück zur Gothaer, bekleidet seitdem diverse Führungspositionen. Seit Mitte 2022 ist vom Bruck Vorstandsmitglied von Gothaer Asset Management, im kommenden Sommer übernimt sie den Vorstandsvorsitz der Gothaer Lebensversicherung.