private banking magazin: Frau vom Bruck, welche Auswirkungen haben Zinswende und die sich daraus ergebenden Effekte für die Gothaer?
Alina vom Bruck: Der Zins hatte im Wesentlichen drei Auswirkungen, die für uns Änderungen nach sich gezogen haben. Durch den Zinsanstieg sind die Marktwerte der Anleihen zurückgegangen. Im Laufe eines Jahres war die Aufteilung in unserem Kapitalbestand ein anderer. Wir beobachten unsere Aufteilungen nach Marktwerten. Die Anteile der zinsabhängigen Anlagen sanken und die Anteile vieler alternativer, also illiquider, Anlagen stieg. Wir waren noch stark im Aufbau dieser illiquiden Investments. Die Zinswende hat das gestoppt, nun halten wir die Anteile weitestgehend konstant.
Und die zweite Auswirkung?
vom Bruck: Wir verdienen wieder Geld mit einfachen und risikoarmen Anleihen. Nehmen wir beispielsweise deutsche Staatsanleihen: Die Rendite war so gering, dass sie kaum attraktiv waren. Für die Gothaer Leben hätte das auch den Rechnungszins nicht erwirtschaftet. Jetzt ist unser Anlagespektrum wieder breiter.
Und drittens?
vom Bruck: Wir kamen durch den Zinsanstieg bei vielen Titel in die Lasten, bei denen wir vorher hohe stille Reserven hatten und relativ leicht Liquidität beschaffen konnten. Jetzt müssen wir wieder verstärkt auf die Liquidität achten. Inzwischen sind ja sogar Tagesgelder attraktiv, vor denen die Branche aufgrund von Negativzinsen lange Zeit zurückgeschreckt ist.
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private banking magazin: Frau vom Bruck, welche Auswirkungen haben Zinswende und die sich daraus ergebenden Effekte für die Gothaer?
Alina vom Bruck: Der Zins hatte im Wesentlichen drei Auswirkungen, die für uns Änderungen nach sich gezogen haben. Durch den Zinsanstieg sind die Marktwerte der Anleihen zurückgegangen. Im Laufe eines Jahres war die Aufteilung in unserem Kapitalbestand ein anderer. Wir beobachten unsere Aufteilungen nach Marktwerten. Die Anteile der zinsabhängigen Anlagen sanken und die Anteile vieler alternativer, also illiquider, Anlagen stieg. Wir waren noch stark im Aufbau dieser illiquiden Investments. Die Zinswende hat das gestoppt, nun halten wir die Anteile weitestgehend konstant.
Und die zweite Auswirkung?
vom Bruck: Wir verdienen wieder Geld mit einfachen und risikoarmen Anleihen. Nehmen wir beispielsweise deutsche Staatsanleihen: Die Rendite war so gering, dass sie kaum attraktiv waren. Für die Gothaer Leben hätte das auch den Rechnungszins nicht erwirtschaftet. Jetzt ist unser Anlagespektrum wieder breiter.
Und drittens?
vom Bruck: Wir kamen durch den Zinsanstieg bei vielen Titel in die Lasten, bei denen wir vorher hohe stille Reserven hatten und relativ leicht Liquidität beschaffen konnten. Jetzt müssen wir wieder verstärkt auf die Liquidität achten. Inzwischen sind ja sogar Tagesgelder attraktiv, vor denen die Branche aufgrund von Negativzinsen lange Zeit zurückgeschreckt ist.
Mussten Sie wegen der Verschiebung Anleihen runter Alternatives hoch auf den Denominator-Effekt Acht geben?
vom Bruck: Heikle Momente wie beispielsweise Notverkäufe gab es nicht. Unsere großen Risikoträger sind Solvency-II-Unternehmen, weshalb wir keine harten aufsichtsrechtlichen Grenzen haben. Aber wir legen uns Grenzen fest. Deshalb hatten wir gewisse Limit-Verletzungen. Prominentes Beispiel sind Immobilien, in denen wir mit über 10 Prozent stärker investiert sind.
Welche Konsequenzen hatte das?
vom Bruck: Wir brauchten Genehmigungen, intern von verschiedenen Gremien. Hier gab es aber keine großen Diskussionen, weil jedem klar war, woher dieser Effekt kam. Aber formal sind diese Genehmigungen notwendig und wir wollten formal sauber sein. Dazu waren Gespräche mit dem Investment Committee und den Aufsichtsräten notwendig. Denn Grenzverletzungen sehen nie gut aus in einer Berichterstattung.
Wie sieht es bei Ihnen nach der Zinswende mit Alternatives aus?
vom Bruck: Bei Alternatives ist die Luft raus. Das kann man ganz klar sagen. Zumindest ist es bei uns so und bei vielen anderen am Markt sehen wir das ebenfalls. Bei Immobilien, die wir zu den Alternatives verbuchen, ist es noch extremer. Am Markt finden wenige Transaktionen statt und es wird nur noch selektiv geschaut, wo Investments Sinn machen. Wir streben nach unserer Definition, in der beispielsweise auch dänische und holländische Hypotheken und Naturkapital neben den klassischen illiquiden Titeln enthalten sind, 40 Prozent in Alternatives an.
Durch die Immobilienkrise entwickeln sich Chancen, konnten und wollten Sie bislang von Notverkäufen profitieren?
vom Bruck: Wir haben bei Immobilien und den weiteren alternativen Assetklassen einen sehr langfristigen Horizont. Ein Schnellschuss ist nicht unser Ziel, auch wenn vermeintlich günstig etwas auf den Markt kommt. Sicher gibt es bei dem ein oder anderen Fonds mal Ausnahmen, aber wir wollen bei unseren Investitionen unsere strategischen Ziele verfolgen. Wir sind keine Schnäppchenkäufer.
Welche strategischen Ziele haben Sie?
vom Bruck: Wir wollen nachhaltig investieren. Das ist bei der gesamten Asset Allocation - auch bei Venture Capital - seit 2022 ein strategisches Ziel. Zudem tendieren wir stärker von Eigenkapital- in Richtung Fremdkapitalfinanzierungen. Das hat weder mit der Immobilienkrise noch mit dem Zinsanstieg zu tun, sondern wurde bereits vorher beschlossen.
Aus welchen Gründen?
vom Bruck: Wir setzen stärker auf laufende Renditen. Bei EK-Finanzierungen steht häufig am Ende eine große Rendite und über die Laufzeit sind Erträge geringer und schwankend. Zudem sind Fremdkapitalinvestments unter Solvency II meist attraktiver. Die Immobilienkrise bestätigt für mich, dass eine Umschichtung der richtige Weg ist. Was Risiko und Rendite angeht, ist FK oft sinnvoller.
Immobilien sind die einzige Assetklasse, bei der recht schnell ein konkreter Effekt in Sachen ESG gesehen werden kann. Wie gehen Sie bei ihren Immobilien vor?
vom Bruck: Wenn sie nicht bereits nachhaltig sind, schauen wir, inwiefern sie sanierungsfähig sind und ob das rentabel ist. Bei einem Großteil der Immobilien ist dies der Fall. Einzelne Objekte haben wir verkauft, es gibt aber auch welche, die schwer zu verkaufen sind, bei denen eine Sanierung nicht mehr lohnt. Zum Glück tätigten wir bereits in der Vergangenheit Verkäufe. Wer jetzt erst damit anfängt, hat es schwer. Es ist ein absoluter Käufermarkt, in dem unrentabel sanierbare Objekte eigentlich unverkäuflich sind.
Und bei Immobilien, die Sie behalten wollen?
vom Bruck: Bei denen arbeiten wir mit Gresb zusammen. Fast alle unsere Manager sind hier auf einem aktuellen Stand. Das war viel harte Arbeit. Nun schauen wir, welche Maßnahmen Sinn ergeben. Wir bekommen von Gresb gute Aussagen darüber, wie zukunftsfähig Immobilien sind und an welchen Stellschrauben wir noch anziehen müssen.
In welche Klassen gehen Sie bei Immobilien und wie diversifizieren sie global?
vom Bruck: Wir haben einen gewissen Home Bias in Deutschland und Europa. Den wollen wir aber auch haben, weil wir die Märkte hier recht gut kennen. Wir sind aber auch in den USA aktiv, aus Gründen der Diversifikation. Zudem sind wir in erster Linie in Büroimmobilien investiert, aber auch in andere Nutzungsarten wie Wohnen und Logistik.
Viel Büro klingt derzeit weniger erstrebenswert, soll es dennoch dabei bleiben?
vom Bruck: Wir beobachten die Entwicklungen. Unsere Strategie war es bisher, auf A-Lagen zu setzen, daher merken wir bislang keine großen Auswirkungen der Krise. Aber die Krise wird nicht morgen zu Ende sein, es wird noch etwas kommen.
Home Office wird bleiben, daher muss man sehen, wieviel Büro noch benötigt wird. Wenn Mietverträge in einigen Jahren auslaufen, ist eine Verlängerung, oder schnelle Weitervermietung nicht mehr sicher. Die Unternehmen werden tendenziell weniger Platz benötigen, da es sich einpendeln wird, dass die Menschen, die im Büro arbeiten, zwei bis drei Tage im Homeoffice bleiben können.
Widmen Sie bereits Büro- in Wohnimmobilien um?
vom Bruck: Konkrete Pläne haben wir noch nicht. Es wäre logisch und ist damit vorstellbar. Die Mieten für Wohnen steigen und die Büroflächen werden nicht mehr in dem Ausmaß benötigt. Natürlich sind Umwidmungen mit Investitionen verbunden. Bei Fremdkapitalinvestments haben wir kein Mitspracherecht, ein Investment muss für uns also vom Start weg auf lange Sicht passen.
Bei der Taxonomie ist eigentlich noch nichts in Stein gemeißelt. Sie haben ihr Portfolio dennoch nach Artikel 8 klassifiziert, macht das nicht angreifbar?
vom Bruck: Offiziell Artikel 8 sind wir nur für die Gothaer Leben, weil es hier besonders wichtig ist, die Kunden sehr darauf achten. Die anderen Versicherer des Hauses sind genauso investiert, aber um Artikel-8-konform zu sein, müssen bestimmte Reporting-Anforderungen erfüllt werden. Das ist sehr aufwendig. Es liegt also tatsächlich am Reporting und nicht an den Investitionen, dass wir bei den Sach- und Krankenversicherern keinen Artikel-8-Status haben.
Und wie sichern Sie sich bei der Gothaer Leben dagegen ab, dass keine Greenwashing-Vorwürfe entstehen?
vom Bruck: Wir verfolgen das ganze Thema sehr eng. Im Asset Management haben wir ein dreiköpfiges ESG-Team, das sich ausschließlich um die Kapitalanlage kümmert. Zudem sind die Front-Office-Kollegen sehr stark eingebunden. Wir sind sehr aufmerksam und wenn wir unsicher sind, beauftragen wir eine externe Rechtsberatung. Zudem machen wir Schulungen in der Kapitalanlage und im Marketing. Nachhaltigkeit ist eine unserer strategischen Säulen. Wir wollen auf keinen Fall ein Reputationsrisiko eingehen.
Das kling sehr arbeits- und damit kostenintensiv, damit für kleinere Versicherer doch eigentlich derzeit nicht machbar, oder?
vom Bruck: Der Aufwand ist enorm und ja, Größe hilft. Ausgeschlossen ist das für kleinere Versicherer nicht. Solche müssen sich aber vermutlich stärker fokussieren und einzelne Ansätze - wie beispielsweise Impact-Investments - verfolgen. Bei Investments über externe Manager sind Engagement und Austausch wichtig, um eigene Interessen zu verfolgen.
Sie investieren auch in Öl- und Gasunternehmen, wenn diese einen glaubwürdigen Weg der Transformation einschlagen. Wie muss dieser aussehen?
vom Bruck: Wir schließen Unternehmen aus, die mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes mit arktischem Öl und Gas sowie Ölsanden und Schieferöl erwirtschaften, sowie Unternehmen in OECD-Ländern, die neue Öl- und Gasfelder erschließen wollen, sofern sie sich nicht zu Netto-Null-Zielen bis 2050 verpflichtet haben. Der Transitionsplan muss glaubhaft sein.
Fast geschafft
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