Tilly Franklin, Cambridge University „So erwitschaften wir eine Rendite von 5 Prozent über der Inflation“

Tilly Franklin, Investmentchefin der Cambridge University

Tilly Franklin, Investmentchefin der Cambridge University: Die Fondsmanager, mit denen Cambridge zusammenarbeitet, müssen die Schulbank drücken und einen 20-stündigen Kurs absolvieren, in dem neben Regulatorik auch Reporting eine große Rolle spielt. Foto: Annika List / Lupus Alpha

Die Universität in Cambridge kann auf eine lange und beachtliche Geschichte zurückblicken. Es ist die viertälteste Universität der Welt und hat mehr Nobelpreisträger als jede andere Hochschule hervorgebracht – 107 Preisträger, wovon 70 selbst Studenten waren. Aktuell gibt es rund 24.000 Studenten. Damit dies weiterhin so bleibt, muss sich auch das Institut um seine Zukunft kümmern.

Eine Aufgabe, um die sich Tilly Franklin mit ihrem Team kümmert. Sie ist Geschäftsführerin und Leiterin Investments von Cambridge Investment Management. Im Rahmen des Lupus Alpha Investment Fokus sprach sie in Frankfurt über ihre Arbeit. Denn obwohl Cambridge einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaft im Vereinigten Königreich beiträgt, ist das Stiftungsvermögen (Endowment) mit rund 4 Milliarden Euro vergleichsweise klein – etwas, das Franklin ändern möchte. „Unser Ziel ist es, eine Rendite von 5 Prozent über der Inflation zu erwirtschaften.“ Im derzeitigen Marktumfeld ist das durchaus hochgesteckt.

 

Private Equity und Multi Asset

Um das zu erreichen, setzt Cambridge Investment Management mittlerweile verstärkt auf Private Equity. Hier sieht Franklin größere Chancen für Rendite. Interessant seien dabei vor allem Fonds, die Leverage, also einen Hebeleffekt, bieten.

Dabei wird unter anderem auf Mischfonds (Multi Assets) gesetzt, investiert wird von Drittanbietern. Diese Fondsmanager müssen sich mit den Werten von Cambridge identifizieren können.

Zum Juni 2023 kam Cambridge Investment Management seiner Ziel-Asset-Allokation nahe, bei Private Equity lag der Wert mit 23 Prozent noch am weitesten vom Ziel weg. Die langfristige Assetallokation sieht aktuell wie folgt aus: 

  • 5 Prozent Fixed Income
  • 10 bis 12,5 Prozent Sachwerte
  • 20 bis 22,5 Prozent Absolute Return und Kredit
  • 30 Prozent Private Equity
  • 30 bis 35 Prozent Public Equity 

Verantwortung für 21 Investoren

Insgesamt 31 Colleges gehören zur Universität Cambridge. Jedes einzelne hat ihr eigenes Endowments. Einige davon sind beinahe so alt wie die Universität selbst. Daraus ergeben sich 21 Investoren, inklusive der Universität selbst. Die restlichen Colleges investieren selbst. Eine Struktur, die sich beispielsweise von US-Universitäten unterscheidet. 

Das Team von Franklin verwaltet einen Fonds, in den alle Investoren einzahlen. Der Anlagehorizont ist – passend bei einer 1209 gegründeten Institution – langfristig ausgelegt. Der Schwerpunkt des Fonds liegt auf Nachhaltigkeit.

Auswahl der Fondsmanager ist Schlüssel zum Erfolg

Franklin sagt, dass für sie die Auswahl der richtigen Fondsmanager der Schlüssel zum Erfolg ist: „Die Person sollte einzigartige Erfahrungen oder Einblicke in einen gewissen Bereich haben.“ Wichtig seien zusätzlich der Track Record und Teamfähigkeit. Für Cambridge ist der Nachhaltigkeitsansatz entsprechend wichtig, ebenso der Investmentprozess und die Disziplin des Fondsmanagers. „Wenn etwas schiefläuft, schaut man zuerst, ob der Manager seine gesteckten Rahmenbedingungen missachtet“, sagt Franklin.

Die Fondsmanager, mit denen Cambridge zusammenarbeitet, müssen zudem einen 20-stündigen Kurs absolvieren, in dem neben Regulatorik auch Reporting eine große Rolle spielt. Denn die Fondsmanager sollen später Strategien zur Vermeidung von fossilen Energieträgern in ihren Portfolios umsetzen: „Teilweise nehmen wir bis zu 100 Fondsmanager unter die Lupe, wenn Cambridge jemanden für einen Bereich sucht.“

Besonders bei Private Equity zahle sich die Auswahl der richtigen Fondsmanager aus: Laut Franklin schlagen die Top 5 Prozent die Benchmark bei Immobilien um 18,5 Prozent, bei Private Equity um 30,4 Prozent und bei Venture Capital um 43,9 Prozent.

Am Ende des Tages sei es wichtig, den Fondsmanagern entsprechend vertrauen zu können. Wenn alle Aspekte stimmen, der Manager nicht die Disziplin verloren hat oder auf einmal in andere Bereiche investiert und dennoch eine Underperformance herrscht, sollte man an dem Fondsmanager festhalten: „Entweder ich gebe dem Fondsmanager mehr Geld, oder ich entlasse ihn. Das sind im Grunde die zwei Ansätze.“

Team komplett neu aufgebaut

Gleich der Beginn ihres Engagements bei Cambridge war herausfordernd. Als Franklin im Januar 2020 zur Universität kam, musste sie das Team komplett neu aufbauen. Der Vorteil: Sie konnte ihre Themen Nachhaltigkeit und Diversität verankern. 

Ein Ziel, dass ihr ohnehin am Herzen liegt: Im Juli 2018 gründete sie mit „Gain – Girls are Investors“ eine wohltätige Organisation, die das Geschlechterungleichgewicht in der Finanzbranche bekämpft. „Als ich bei einer anderen Firma für die Auswahl der Absolventen zuständig war, haben wir uns gefragt, warum wir eigentlich bisher nur 20 Prozent Frauen im Team haben. Die Antwort war, dass nur 20 Prozent aller Bewerbungen von Frauen sind.“ 

Vor ihrer Zeit bei Cambridge Investment Management war Tilly fünf Jahre Vorstandsmitglied der Universität – an der sie übrigens selbst Studentin war und ihren Master machte. Bei Alta Advisers war sie fast 12 Jahre als Leiterin tätig und für das globale Private-Equity-Geschäft verantwortlich. Bei Apax Partners, einem Private-Equity-Unternehmen, war sie sieben Jahre angestellt und kümmerte sich um Leveraged Buyouts im Medienbereich. 

Um ein gut funktionierendes Team aufzubauen, sei es ihrer Meinung nach wichtig, dass die Teammitglieder gut aufeinander abgestimmt sind. Diversität – nicht nur beim Geschlecht, sondern auch bei anderen Faktoren – sorge zudem dafür, dass unterschiedliche Perspektiven zum Vorschein kommen. „So kommen bessere Investment-Entscheidungen zustande.“ 

Nachhaltigkeit und Transformation

Franklin ist überzeugt, dass Nachhaltigkeit und finanzieller Erfolg Hand-in-Hand gehen. Und das nicht nur, weil Cambridge Investment Management sich das Ziel gesetzt hat, bis 2038 ein klimaneutrales Portfolio zu haben: „Firmen, die zu einer klimaneutralen Welt beitragen, haben in unseren Augen einen höheren Wert.“

Gleichzeitig ist das Portfolio von Cambridge durchaus divers, so wird auch in Industrie und andere Sektoren investiert, die man nicht unbedingt sofort mit Klimaneutralität in Verbindung bringt. Wichtig dabei sei eben, dass diese Unternehmen aktiv Schritte, eine Transformation, hin zur Vermeidung von fossilen Energieträgern unternehmen. Aufgrund dieses technologischen Vorsprungs erhöhe sich der Wert der Unternehmen.

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