Nacubo-TIAA-Stiftungsstudie „Deshalb schlagen die großen Endowments das 70/30-Portfolio deutlich“

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Nacubo-TIAA-Stiftungsstudie
„Deshalb schlagen die großen Endowments das 70/30-Portfolio deutlich“
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Günter Jäger von Plexus Investments analysiert die Allokation der US-Stiftungen und verweist auf Unterschiede zwischen kleinen und großen Endowments.

Günter Jäger von Plexus Investments analysiert die Allokation der US-Stiftungen und verweist auf Unterschiede zwischen kleinen und großen Endowments: „Neben dem hohen Portfolioanteil der „Alternatives“ gibt es noch weitere Faktoren, die vorteilhaft für die großen Endowments sind.“ Foto: Plexus Investments

Die diesjährige Nacubo-TIAA Study of Endowments ist erschienen. Die Studie gilt als aussagekräftige Detailanalyse zu Investmentstrategien und Anlageergebnissen nordamerikanischer Universitäten, Colleges und bildungsbezogener Stiftungen. Zwei Organisationen erstellen die Studie jährlich und gemeinsam: die National Association of College and University Business Officers – kurz Nacubo – und der Teachers Insurance and Annuity Association College Retirement Equities Fund, also der TIAA–CREF respektive TIAA. Nacubo ist der Verband der leitenden Verwaltungs- und Finanzangestellten von mehr als 1.700 Bildungseinrichtungen in den USA und Kanada. TIAA ist einer der größten US-Pensionsfonds mit rund 1,2 Billionen US-Dollar verwaltetem Pensionsvermögen.

Mehr als 800 Milliarden US-Dollar „unter der Lupe“

Die Studie bezieht sich immer auf ein Geschäftsjahr, welches in den USA typischerweise jeweils vom 1. Juli eines Jahres bis zum 30. Juni des Folgejahres reicht. An der aktuellen, im Februar 2023 erschienenen Studie beteiligten sich 678 Stiftungen mit per Ende Juni 2022 insgesamt 807 Milliarden Dollar an verwaltetem Vermögen. Etwa 84 Prozent dieses Vermögens entfallen auf große Stiftungen – hier definiert als Stiftungen mit mehr als einer Milliarde Dollar Investmentvolumen. Die Top 5 der sogenannten Endowments vereinen rund 25 Prozent der analysierten Stiftungsgelder auf sich. Es sind die Stiftungsfonds der renommierten Universitäten:

Die Yale University gilt als Erfinder des Endowment-Modells, weshalb es in vielen Publikationen auch „Yale-Modell“ genannt wird.

Im Folgenden wird das Modell mit der Wertenwicklung eines traditionell gemischten Portfolios mit 70 Prozent Aktien und 30 Prozent Anleihen verglichen. Der dafür gewählte maximale Vergleichszeitraum beträgt 25 Jahre, also den Jahren 1997 und 1998 bis 2021 und 2022. Die verwendeten Zahlen sind teils der Nacubo-TIAA-Studie entnommen und teils von Plexus Investments errechnet, insbesondere die Wertentwicklungen des 70/30-Portfolios. Bei den Endowments wird zwischen großen Stiftungen mit mehr als einer Milliarde Dollar Anlagevolumen und kleinen mit weniger als 25 Millionen Dollar Anlagevolumen unterschieden. 

Endowments fanden in der Krise zurück zu alter Stärke

Besonders stark war das Interesse an der aktuellen Studie, weil Investoren im ersten Halbjahr 2022 mit den traditionellen, börsennotierten Asset-Klassen Aktien und Anleihen außergewöhnlich hohe Verluste hinnehmen mussten. Und auch, weil die großen Endowments während der globalen Finanzkrise 2008 und 2009 im Durchschnitt um 1,1 Prozent schlechter abgeschnitten hatten als ein traditionell gemischtes Portfolio mit 70 Prozent Aktien und 30 Prozent Anleihen. Damals hatten manche Marktbeobachter den Endowment-Ansatz schon totgesagt. Und vergessen wir nicht: Auch in den Jahren nach der Finanzkrise konnten die meisten Stiftungsfonds nicht an jene hohe Outperformance anknüpfen, die sie vor der Finanzkrise erreicht hatten. Würde die diesjährige Nacubo-TIAA-Studie den Skeptikern neue Argumente liefern?   

Mitnichten. Die großen Stiftungsfonds verbuchten von Juli 2021 bis Juni 2022 im Schnitt zwar 4,5 Prozent Verlust, die kleineren sogar 11,5 Prozent. Aber ein klassisches 70/30-Portfolio verlor 14,9 Prozent! Die Outperformance der großen Endowments lag somit bei 10,5 Prozent, die der kleinen bei 3,5 Prozent. 

 

 

 

Auch die differierende Outperformance von kleineren und großen Stiftungsfonds ist einen Blick wert: So zeigt die Nacubo-TIAA-Studie, dass Endowments mit einem verwalteten Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar über die zurückliegenden ein, drei, fünf und zehn Jahre besonders gut abschnitten. Im Dreijahreszeitraum 2019 bis 2022, jeweils von Juli bis Juni, erreichten die „Großen“ beispielsweise einen durchschnittlichen jährlichen Wertzuwachs von 10,5 Prozent, während kleine Stiftungen mit unter 25 Millionen Dollar Anlagevolumen lediglich auf 4,4 Prozent kamen.

Alternative Investments machen den Unterschied – aber nur bei großen Stiftungen

Und weshalb gelingt den großen Stiftungsfonds eine derart überlegene Outperformance? Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der Asset-Allokation. Laut der Nacubo-TIAA-Studie halten Endowments mit einem Anlagevermögen von unter 25 Millionen Dollar im Schnitt 59,2 Prozent ihres Kapitals in Aktien und 32,7 Prozent in Anleihen – summa summarum also 91,9 Prozent – in diesen traditionellen Portfoliobestandteilen. Die restlichen rund 8 Prozent investieren sie in Alternatives, also in Hedgefonds, Private Equity inklusive Venture Capital sowie in Real Assets.

Mit dieser Asset-Allokation kommen sie dem klassischen 70/30-Portfolio recht nahe. Und das spiegelt sich – vor allem langfristig – in ihrer Performance: So haben kleine Endowments von Juli 1997 bis Ende Juni 2022 eine jährliche Durchschnittsrendite von 5,6 Prozent erzielt. Das war etwas mehr als das klassische 70/30-Portfolio, das nach unseren Berechnungen auf 5,5 Prozent kommt. 

Die Asset-Allokation der Milliarden-Stiftungen sieht dagegen ganz anders aus: Sie halten im Durchschnitt nur 24,9 Prozent ihres Investmentvermögens in Aktien und lediglich 9,5 Prozent in Anleihen. Summiert sind das 34,4 Prozent, die sie in diese traditionellen, börsennotierten Anlagen investieren. In alternative Strategien investieren sie 62,6 Prozent ihres Vermögens. Zur Erinnerung: Bei den oben erwähnten kleinen Endowments sind es nur 8 Prozent. Der Rest bis auf 100 Prozent der Portfolios ist nicht näher spezifiziert.