Stimmungsbild Diversität „Ein paar Frauen auf einer Broschüre sorgen noch nicht für Diversität“

Sonja Laud: „Wir verschenken enorm viel Potenzial, wenn wir jungen Menschen nicht zeigen, wie interessant unsere Industrie ist“

Sonja Laud ist Finanzvorständin (CIO) bei LGIM.

Sonja Laud ist Finanzvorständin (CIO) bei Legal & General Investment Management (LGIM). © LGIM

Wo beziehungsweise wann muss angesetzt werden, um mehr Diversität in der Finanzbranche zu erreichen?

Sonja Laud: Meiner Meinung nach sollten Schulen und Universitäten das Thema Geldanlage verstärkt aufgreifen. In meinem VWL-Studium beispielsweise spielten die Finanzmärkte kaum eine Rolle. Wir verschenken enorm viel Potenzial, wenn wir jungen Menschen nicht zeigen, wie interessant unsere Industrie ist. Und nicht nur das: Wir müssen Schülerinnen und Schüler auch dazu animieren, sich früh mit der eigenen Geldanlage zu beschäftigen, damit sie nicht im Rentenalter ohne ausreichend Absicherung dastehen.

Sind zu wenige diverse Bewerber nur (oder zumindest auch) eine Ausrede von Banken und anderen Finanzdienstleistern?

Laud: Das ist ein Problem, das nicht nur die Finanzbranche betrifft. Auch andere Sektoren berichten über einen Mangel an diversen Bewerbern. Man sollte allerdings im Hinterkopf behalten, dass kulturellen und gesellschaftliche Veränderungen nicht über Nacht passieren.

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Scheitert die Branche daran, diverse Bewerber anzusprechen oder daran, diese langfristig zu überzeugen und zu halten?

Laud: Die Finanzbranche ist ein faszinierender Sektor, der für Menschen mit den verschiedensten Hintergründen und Lebensläufen interessant sein kann. Wir bei LGIM sind davon überzeugt, dass eine integrative Kultur entscheidend ist, um den erstklassigen Service zu bieten, den unsere Kunden erwarten. Unser Führungsteam setzt sich daher aktiv dafür ein, Vielfalt in jedem Aspekt des Unternehmens zu verankern. 

Wie waren Ihre eigenen Erfahrungen?

Laud: Als meine Kinder auf der Welt waren, habe ich zwar eine Auszeit genommen, aber währenddessen auch von zu Hause gearbeitet. Als ich später dann den Wunsch äußerte, einen Tag pro Woche im Homeoffice arbeiten zu dürfen, stieß ich zunächst auf Unverständnis. Davon sind wir heute einen Riesenschritt entfernt, auch weil sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren stark verändert hat. Aber es ist noch nicht genug passiert, um weibliche Talente zu fördern. Es bringt nichts, wenn wir jetzt nur darauf schauen, mehr Frauen in die Führungsposition oder Aufsichtsräte zu bringen. Man braucht mindestens 20 Jahre Berufserfahrung, um solche Rollen zu übernehmen. Wir müssen also viel früher ansetzen.

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