Das Portfoliomanagement der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) stützt sich in seiner Investmentphilosophie auf die Markteffizienzhypothese, versteht sich aber gleichzeitig als
aktiver Asset Manager. Dabei bildet die fundamental ökonomische Analyse die Basis, um die strategische und taktische Investmentpositionierung auszurichten. Grundsätzlich sollen mit den Allokationsentscheidungen Ertragschancen genutzt und die Schwankungsintensität der Anlagestrategien risikoorientiert gemanagt werden.
Die Volatilität des Gesamtportfolios reduzieren
Dafür legen wir im ersten Schritt die strategische Asset Allocation fest. Ein wesentlicher Aspekt ist hierbei, die Allokation über die ausgewählten Finanzindizes so aufzustellen, dass sie den globalen Kapitalmarkt repräsentiert. Unterschiedliche Sub-Anlageklassen stellen sicher, dass die
Allokation granular genug ist. Im zweiten Schritt ermitteln wir die Zielgewichte in der strategischen Asset Allocation mittels eines Risk-Exposure-Optimierungsverfahrens. Dabei wenden wir regelmäßig angepasste Risikofaktoren an. Bandbreiten für jede Sub-Anlageklasse, die sich am Tracking Error orientieren, vermeiden Allokationskonzentrationen.
Das Ziel: Anlagen bevorzugen, die die Volatilität des Gesamtportfolios reduzieren und gleichzeitig ermöglichen, attraktive Risikoprämien zu vereinnahmen. Die taktischen Anlageentscheidungen basieren auf Investmentthesen unterschiedlicher Ausprägung. Mit ihnen können wir uns abweichend zum Markt positionieren.
Dividendenstrategien als Ertragsstabilisator
Im dritten Schritt selektieren wir konkret die Finanzinstrumente in jeder Asset-Klasse. Hierbei berücksichtigen wir – je nach Vermögensverwaltungsstrategie – spezifische Besonderheiten. Neben Direktanlagen mit den Schwerpunkten Aktien und Anleihen greifen wir nach intensiver Due Diligence auch auf Drittprodukte zurück, um in die globalen Finanzmärkte zu investieren. Das Beispiel (siehe Abbildung) zeigt die strategische Asset Allocation eines reinen Aktienmandats, für das Finanzinstrumente selektiert werden müssen. Für den europäischen Markt kommen bei diskretionären Anlagestrategien Einzeltitel sowie aktive und passive Fondsvehikel als Zielinvestments in Betracht.
Wenn Fonds oder Aktien selektiert werden, muss zuvor insbesondere beachtet werden, wie sehr die Dividenden exponiert sind. Via Indexanlagen – typischerweise in Form von ETFs – ist es möglich, diesen Faktor breit diversifiziert abzubilden. Insofern setzen wir im Marktsegment
der europäischen Aktien auch spezielle Indexkonzepte ein.
Dividendenstrategien sind nicht nur in Zeiten niedriger Zinsen interessant. Vielmehr stabilisieren Dividenden in der Regel unabhängig vom Marktregime den Gesamtertrag. Zahlreiche Studien belegen, dass rund ein Drittel der gesamten Wertentwicklung aus der Dividendenkomponente stammt, die somit ein wichtiger Faktor für die Ex-ante-Renditeerwartung ist. Des Weiteren zeichnen sich Dividendenaktien durch eine geringere Schwankungsintensität aus. Das wiederum mindert das Risiko des Gesamtportfolios.
Entscheidend ist gleichwohl, was man überhaupt als Dividende betrachtet. Die jeweils aktuelle Dividendenrendite greift zu kurz. Ausschüttungsquote, Dividendenquelle, Auszahlungskonstanz oder Dividendenwachstum müssen als Kennziffern zwingend betrachtet werden, um die Güte einer Dividendenstrategie zu bewerten.
In der Unternehmensanalyse signalisiert aus qualitativer Perspektive eine stabile und im Zeitverlauf ansteigende Dividende zudem vielfach, dass die Gesellschaften in das eigene Geschäftsmodell und dessen Zukunftsaussichten vertrauen. Das konstante Einkommen durch Dividenden trifft die Bedürfnisse der Anleger – gerade bei ausschüttungsorientierten Anlegergruppen. Ausgewogene Dividendenstrategien wirken in einem Portfolio dementsprechend auf mehrere Zielgrößen positiv ein, weshalb der Dividendenfaktor in der Portfoliokonstruktion unseres Investmentprozesses besonders relevant ist.
Als weiteren zentralen Bestandteil unserer Due Diligence berücksichtigen wir Nachhaltigkeitsaspekte. Bevor wir in einen Vermögenswert investieren, prüfen wir verschiedene ESG-Kriterien. Konkrete Ausschlüsse verschiedenster Ausprägungen setzen wir Top-down ein, um die nachhaltigkeitsschädigende Wirkung unserer Zielinvestments zu begrenzen. Einen starken Fokus legen wir zusätzlich auf die Reduzierung der CO2-Emissionen. Unsere Nachhaltigkeitsstandards setzen wir auch bei Anlageprodukten Dritter voraus, um die Nachhaltigkeitsansprüche der jeweiligen Investmentstrategien wahren zu können. Dementsprechend selektieren wir dafür ESG-konforme Lösungen in den jeweiligen Anlageklassen.
Unsere individuellen ESG-Kriterien können dazu führen, dass für ausgesuchte Investmentziele kein passgenaues Anlagekonzept verfügbar ist. Ein Beispiel: Wenn für eine ETF-basierte Dividendenstrategie auf europäische Aktien mit strengen Nachhaltigkeitsaspekten und weiteren Anforderungen – wie beispielsweise der Währungs- oder Branchenallokation – kein passendes Produkt verfügbar ist, gehen wir auf strategische Partner zu, um die Produktlandschaft weiter auszubauen. Der Fokus liegt dabei auf Strategien mit einer intelligenten Konstruktion, um unsere Anforderung an höhere Dividendenrendite, strenge ESG-Regeln und Benchmark-Orientierung zu erfüllen.
Niedrigere CO2- und Schwankungsintensität
Ein solches Beispiel haben wir in dem MSCI EMU High Dividend Yield Low Carbon SRI Screened Select Index gefunden. Neben strengen Nachhaltigkeitsausschlüssen wird in dem Index auch eine reduzierte CO2-Emission über die Indextitel angestrebt. Diese zeigt sich in signifikant besseren Kennzahlen zur Bewertung des CO2-Komplexes. Im Vergleich zum breiten Marktindex beträgt die CO2-Intensität (Tonnen/pro Million Umsatz) des betrachteten Index-Portfolios nur 107, während
der MSCI EMU Index den Wert von 165 aufweist. Neben einer deutlichen Dividendenorientierung mit 4,3 Prozent Dividendenrendite per Ende Mai stellen die Faktorausprägungen in Qualität und niedriger Schwankungsintensität weitere Merkmale der Indexallokation dar. In der Rückbetrachtung wären zudem das realisierte Risiko oder auch der maximale Verlust geringer als im breiten MSCI EMU Index wie auch im Vergleich zum nicht ESG-integrierten MSCI EMU High Dividend Yield Index ausgefallen.
Mit Blick auf die simulierten Performance-Daten zeigen sich je nach Marktregime und Zeitfenster gute Vergleichswerte auf dem Niveau des Mutterindex, sodass die Sharpe Ratio oftmals als etwas besser zu bewerten ist. Als abschließende Auswahlkriterien können hinreichend ausgeprägte
Diversifizierungsgrade in der Sektor- und Länderallokation sowie Titelanzahl und -gewichtung genannt werden. In der Gesamtheit seines Indexkonzeptes und den daraus investierbaren Faktorausprägungen passt der MSCI EMU High Dividend Yield Low Carbon SRI Screened Index somit als ein Baustein innerhalb unserer Allokation des europäischen Aktienmarkts. Nun gilt es, das Indexkonzept für Anlegende investierbar zu machen. An diesem letzten Schritt arbeiten wir aktuell.
Über die Autoren:
Timo Steinbusch ist als Abteilungsleiter für das Portfoliomanagement der Apobank im Bereich Institutionelle & Asset Management zuständig. Er ist seit 2011 für die Apobank tätig. Die Assets under Management (AuM) im Geschäft mit Institutionellen und Privatkunden betragen rund 8 Milliarden Euro.
Clemens Berendt ist seit November 2019 leitender Portfoliomanager im Asset Management der Apobank und fachlich für die Vermögensverwaltungsstrategien verantwortlich. Er ist seit 2007 im Portfoliomanagement der Apobank beschäftigt. Die AuM betragen in diesem Bereich aktuell 5,2 Milliarden Euro.