Alternatives in der Corona-Krise, Teil 2 Warum sich Hedgefonds in der Krise gut behaupten

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Turbulente Marktphasen bieten Chancen

Bei einem Aktienmarkt-Crash sehen sich viele Investoren dazu gezwungen, Positionen in sämtlichen Anlageklassen abzubauen, um ihre Fremdfinanzierungshebel wieder auf das Level zurückzustellen, das mit den Kreditgebern ursprünglich vereinbart war. Das Deleveraging und die Flucht in sichere Anlagen verstärken die Kursbewegungen an den Märkten zusätzlich.

Dieses Szenario ist auch jetzt wieder zu beobachten. Daraus entstehen kurzfristig Investmentchancen insbesondere für Arbitrage-Strategien rund um Unternehmenstransaktionen sowie bei Bewertungsdifferenzen, die sich zwischen Mutter- und Tochtergesellschaften, der sogenannten Holding-Company-Arbitrage, ergeben können. Auffällig ist auch, dass Value-Aktien derzeit gegenüber Growth-Aktien historisch günstig bewertet erscheinen. Durch den Einbruch haben die Märkte zudem wieder ein attraktiveres Bewertungsniveau erreicht.

Dieser Umstand in Verbindung mit der hohen Volatilität, schafft nach Aufhebung der Leerverkaufsverbote gute Voraussetzungen für fundamental ausgerichtete Equity-Long/Short-Hedgefonds. Wie immer in Krisenzeiten, steigt auch jetzt wieder die Zahl notleidender Kredite. Mit dem innerhalb kürzester Zeit auf eine Billion US-Dollar angestiegenen US-Volumen an Distressed Debt, werden längerfristig auch wieder mehr Distressed-Hegefonds auf den Markt kommen.

Talente auf der Investorensuche

Ein Thema, das in der Branche viel Beachtung findet, sind Investments in aufstrebende Hedgefonds. Um Geldgeber für ihre Ideen zu gewinnen und schneller auf den Radar finanzstarker Investoren zu kommen, bieten die Manager kleinerer und oftmals neuer Hedgefonds zunehmend Umsatzbeteiligungen oder signifikante Gebührennachlässe an.

Damit entsteht neben der eigentlichen Fondsrendite eine zweite Performance-Komponente. Dass man mit dem Seeding-Manager-Modell gutes Geld verdienen kann, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Immer mehr Mittel fließen mittlerweile in aufstrebende Hedgefonds mit einem verwalteten Vermögen von weniger als 100 Millionen US-Dollar, während Investoren den etablierten Hedgefonds mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde US-Dollar den Rücken kehren.

Dieser Trend dürfte sich auch aufgrund der besseren Wertentwicklung aufstrebender Hedgefonds fortsetzen. So sank zum Beispiel das vom Branchenriesen AQR Capital verwaltete Vermögen im ersten Quartal von 173 auf 133 Milliarden Euro. Auch das Flaggschiffprodukt des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater verlor nach einem bereits schwachen Jahr 2019 im ersten Quartal dieses Jahres etwa 20 Prozent.

Der Blick nach vorn

Hedgefonds werden auch nach dieser Krise weiter Marktanteile hinzugewinnen. Dafür spricht nicht nur die unverändert hohe Nachfrage institutioneller Investoren nach Alternative Investments insgesamt, sondern auch der Erfindungsreichtum der Branche, die rund um den Globus laufend auf der Suche nach aussichtsreichen Investmentmöglichkeiten ist.


Über den Autor:

Marcus Storr ist bei Feri Trust für das Portfoliomanagement und die Managerauswahl von Hedgefonds zuständig. Für die Bad Homburger ist er bereits seit 2005 tätig, verantwortet seit 2011 den Bereich Hedgefonds und seit 2018 alle Alternatives.

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