Mehr als ein Lückenbüßer Private Real Estate Debt etabliert sich

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Insbesondere Transaktionsgeschwindigkeit ist ein Vorteil, den viele Private-Debt-Anbieter den Kreditinstituten voraushaben. Anstatt Monaten brauchen sie nicht selten nur wenige Wochen, um eine Kreditentscheidung zu treffen und das Kapital auszuzahlen. Gerade in Umbruchzeiten ist Geschwindigkeit oft der Faktor, der darüber entscheidet, ob eine Opportunität ergriffen werden kann oder nicht.

Wachsende Anteile an den Portfolios
Viele große institutionelle Investoren, darunter auch Versicherer, engagieren sich schon seit langem im Bereich Private Debt. Aber auch kleinere, wie Stiftungen oder Family Offices, springen wegen der oft attraktiven Konditionen auf den Zug auf. Der Anteil an den Portfolios, den institutionelle Investoren in Private Real Estate Debt anlegen, ist zwar noch verhältnismäßig klein, doch er wächst.

Für Deutschland hat der Bundesverband Alternative Investments ermittelt, dass institutionelle Investoren durchschnittlich rund 1,3 Prozent ihrer Vermögen in Private Real Estate Debt investiert haben. Knapp die Hälfte der Institutionellen ist bereits in der Assetklasse engagiert, weitere acht Prozent planen dies in den nächsten drei Jahren. Rund 40 Prozent der Befragten haben im vergangenen Jahr ihre Investments in Private Real Estate Debt erhöht, und eine etwa genauso hohe Quote plant dies auch für die kommenden zwölf Monate.

Nicht nur deutsche Investoren engagieren sich in Deutschland mit Private Real Estate Debt. Der deutsche Immobilienmarkt genießt, trotz gestiegener Preise und bei allen Unterschieden in seinen Bereichen, international weiterhin den Status eines relativ sicheren Hafens. Investoren aus Asien haben in der Vergangenheit häufig direkt in deutsche Immobilien investiert. Die pandemiebedingten Reisebeschränkungen haben solche Engagements erheblich schwieriger gemacht. Aus diesem Grund bemühen sich gerade asiatische Investoren zunehmend, über Private Debt am deutschen Markt teilzuhaben.


Eine weitere spezielle Gruppe sind Investoren aus der Schweiz. Im Nachbarland herrscht ein besonderer Anlagenotstand aufgrund extrem hoher Strafzinsen auf Guthaben. Dies hat die Schmerzgrenze Schweizer Investoren verschoben, die nun auf der Suche nach Rendite auch auf den deutschen Private-Real-Estate-Debt-Markt drängen.

Gekommen, um zu bleiben
Ein Ende des Trends zu mehr Private Real Estate Debt ist nicht in Sicht. Angesichts immer engerer regulatorischer Daumenschrauben und weiterhin hoher Anteile fauler Kredite in ihren Büchern müssen die traditionellen Kreditinstitute weiter Vorsicht walten lassen. Die Corona-Pandemie ist immer noch nicht vorüber, und das Bewusstsein der Märkte für die Möglichkeit weiterer Verwerfungen ist geschärft.

Zugleich sind die Immobilienmärkte auf weiteres Wachstum gepolt – vor allem, aber nicht nur, in Deutschland. Damit finden alternative Finanzierer – große und kleine, nationale und internationale – weiterhin gute Investmentgelegenheiten. Mit zunehmender Expertise und spezifischen Vorteilen gegenüber den eher trägen Banken werden sie sich einen festen Platz auf dem Markt für Immobilienfinanzierungen sichern.  


Über den Autor:
Maximilian Könen ist seit knapp zwei Jahren Geschäftsführer von Linus Digital Finance, einem Anbieter von daten- und technologiegesteuerten Finanzierungslösungen für Immobilienprojekte. Vor dieser Zeit war er unter anderem bei der Deutschen Bank, KPMG und der Sparkassen Köln/Bonn tätig.

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