Zahlen Hochvermögende effektiv weniger Steuern als normale Arbeitnehmer? Diese These stellt das EU Tax Observatory auf, das eine Untersuchung zu Steuermodellen in einem Report veröffentlicht hat. So liegen die persönlichen effektiven Steuersätze der Milliardäre laut des Reports zwischen 0 und 0,5 Prozent ihres Vermögens, wobei zu diesen Steuern alle individuellen Einkommenssteuern und Vermögenssteuern aggregiert werden. Als Anteil des Einkommens ausgedrückt und unter Berücksichtigung aller auf allen Regierungsebenen über die persönlichen Steuern hinaus gezahlten Steuern – wie Unternehmenssteuern, Verbrauchssteuern, Lohnsteuern – scheinen die effektiven Steuersätze von Milliardären deutlich niedriger zu sein als die aller anderen Gruppen der Bevölkerung. Untersucht wurde die These anhand der Beispielländer USA, Frankreich und Niederlande.
Dass Hochvermögende eine verhältnismäßig geringe Steuerbelastung aufweisen, erklären die Autoren der Auswertung mit Holding-Gesellschaften, die von Eigentümern von börsennotierten und Dividenden ausschüttenden Unternehmen genutzt werden könnten. Durch diese Holding-Strukturen könnten die Hochvermögenden dann die Zahlung von Steuern auf die genannten Dividenden vermeiden oder verringern. Gleichwohl seien solche Modelle nicht allen Ländern verbreitet – in den USA ist der Effekt der geringen Steuerbelastung bei höherem Vermögen deswegen auch nicht so ausgeprägt wie in den Niederlanden oder Frankreich.
In dem Report weisen die Autoren zusätzlich darauf hin, dass durch den automatischen Austausch von Bankinformationen die Offshore-Steuervermeidung deutlich zurückgegangen sei, trotzdem gebe es immer noch Einschränkungen beim Datenaustausch und Vermögen wie Vermögen, die nicht durch die Systeme erfasst werden. Gleichzeitig würden Gewinne von multinationalen Unternehmen weiterhin in Steueroasen verschoben werden, auch die 2021 eigentlich von über 140 Ländern beschlossene Mindestbesteuerung von 15 Prozent greife durch Steuerlücken nicht recht. Stattdessen entstehe zwischen den Ländern und Regierungen eine neue Form von Steuerwettbewerb.
Der Think Tank schlägt vor, eine globale Mindeststeuer von 2 Prozent auf das Vermögen von Milliardären zu erheben. Betroffen seien dann nur 3.000 Personen, gleichzeitig würde die Besteuerung auf Basis der Zahlen aus 2023 einen Betrag von fast 250 Milliarden US-Dollar einbringen.