Family Offices in der Praxis, Teil 4 Die Bedeutung des Netzwerks für Family Offices

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Begleitung der Nachfolge

Bei komplexen Familienvermögen stellt sich erfahrungsgemäß in sehr regelmäßigen Abständen die Frage einer Übertragung einzelner Vermögensgegenstände oder Beteiligungen auf die Kinder- oder Enkelgeneration. Auch hier ist es Aufgabe des Family Offices, den Prozess und die Zusammenarbeit mit externen Beratern zu koordinieren und sicherzustellen, dass alle erforderlichen Sachverhaltsinformationen verfügbar sind.

Bei der Umsetzung eines Nachfolgeprojekts gilt es zudem, mögliche rechtliche oder steuerliche Folgewirkungen der angestrebten Übertragung auf andere Materien zu erkennen, wie zum Beispiel den Anpassungsbedarf in einem Testament oder Ehe- beziehungsweise Erbvertrag.

Umgekehrt kann das gebotene Vorgehen bei der Nachfolgegestaltung in erheblichem Maße durch bereits in der Vergangenheit geschaffene Umstände wie eine bestehende Gesellschaftervereinbarung oder eine wenige Jahre zuvor erfolgte Umstrukturierung beeinflusst werden. Ein Family Officer, der die familiären Verhältnisse, die vorhandenen Dokumente und die Vorgänge der vergangenen Jahre umfassend kennt, erweist sich auch hier als idealer Ansprechpartner des mit der Umsetzung des Nachfolgeprojekts betrauten externen Beraters.

Aufbau interner Ressourcen

Im Einzelfall ist unter Berücksichtigung der Größe und Komplexität des betreuten Vermögens und der Anzahl der betreuten Personen gegebenenfalls zu entscheiden, ob sich auch die Beschäftigung eigener Experten für bestimmte, immer wieder kehrende Themen lohnt.  

Eigene Rechtsanwälte können zum Beispiel die Prüfung von Verträgen übernehmen beziehungsweise Verträge und sonstige Dokumente für die Familienmitglieder beziehungsweise von diesen gehaltenen Gesellschaften entwerfen, sie können Gesellschaften errichten und umstrukturieren et cetera. Intern beschäftigte Steuerberater können die laufenden Steuererklärungen der Familienmitglieder beziehungsweise der von ihnen gehaltenen Gesellschaften erstellen oder auch eine steuerliche Rundumbetreuung anbieten. Jedenfalls das Vorhalten von Rechts- und Steuerexperten für nur selten auftretende Spezialfragen wird jedoch wirtschaftlich kaum sinnvoll sein.

Die mit einer exklusiven Tätigkeit für die vom Family Office betreute Familie einhergehenden Vorteile sind im Ergebnis abzuwägen gegen die zuvor genannten Vorteile einer Zusammenarbeit mit externen Beratern, auch unter wirtschaftlichen Aspekten.

Entscheidend ist es letztlich auch in diesem Zusammenhang, die wesentlichen mit einem Family Office verfolgten Ziele zu verwirklichen, nämlich eine Einheit zu schaffen, welche die Familie zuverlässig und loyal in rechtlichen und steuerlichen Themen begleitet, sie hierbei im Sinne einer Konzentrations- und Filterfunktion entlastet und zugleich – auch unter Kostengesichtspunkten – einen Effizienzgewinn erwarten lässt. 

Dieser Gastbeitrag ist Teil einer Artikel-Serie zum Thema Family Office und seinem Wert, seiner Funktion und Arbeitsweise in der Praxis.

Teil 1 – Cash-Event und was dann?
Teil 2 – Erfolgsfaktoren beim Start eines Single Family Office
Teil 3 – Was bei der Strukturierung von Familienvermögen zu beachten ist
Teil 5 – Wie Family Offices Inhaberfamilien zusammenhalten



Über den Autor:
Jens Escher ist Salary Partner bei der Sozietät Taylor Wessing in Düsseldorf. Der Steuerberater und Fachanwalt für Steuerrecht berät im Schwerpunkt Gesellschafter von Familienunternehmen, vermögende Privatpersonen und Family Offices, insbesondere in den Bereichen Nachfolgegestaltung, Vermögensstrukturierung und Stiftungen. Daneben ist er Honorarprofessor für Steuerrecht an der Juristenfakultät der Universität Leipzig.

Der Autor hat jüngst zusammen mit anderen Family-Office-Experten das Buch „Das Family Office – Ein Praxisleitfaden“ herausgegeben, das auf dem Portal der Verlagsgesellschaft Springer Gabler erworben werden kann.

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