Family Offices in der Praxis, Teil 1 Cash-Event und was dann?

Christoph Weber, Geschäftsführer des Family Offices WSH

Christoph Weber, Geschäftsführer des Family Offices WSH

Je größer und komplexer das Vermögen einer Familie wird, desto stärker wachsen die Herausforderungen an dessen Management. Gerade Familien, die durch einen größeren Cash-Event wie beispielsweise den Verkauf eines Unternehmens recht kurzfristig zu einem großen Privatvermögen gekommen sind, fühlen sich mit der klassischen Form der Vermögensverwaltung im unmittelbaren Verhältnis zu Banken, Vermögensverwaltern und sonstigen Finanzdienstleistern häufig überfordert.

Recht bald erkennt so manche Familie, dass beim Vermögensmanagement die professionelle Infrastruktur fehlt, mit der das eigene Unternehmen erfolgreich betrieben wurde. Es wächst die Angst, bei Investitionen oder der Auswahl von Verwaltern Fehler zu machen und Vermögensverluste zu erleiden. Die Koordination und Kontrolle der einzelnen Berater und Dienstleister wird immer aufwendiger.

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 Quelle: WSH Family Office

 

Außerdem fehlt der eine Vertraute, wie ihn der Unternehmer im Betrieb mit seinem Geschäftsführer gefunden hatte, der fachkundig, engagiert und loyal für die finanziellen Interessen der Familie eintritt und das gesamte Controlling des Vermögensmanagements in der Hand hält.

Familien wie Morgan, Vanderbilt, Du Pont und Guggenheim wählten bereits vor Jahrzenten ganz bewusst den Weg, ein Finanz-Back-Office für das Management des Familienvermögens mit eigenen Mitarbeitern zu etablieren. Dieses sollte die gesamten finanziellen Belange des Familienverbundes und seiner Angehörigen als deren loyale Interessenvertreter Dritten gegenüber um- und durchsetzen und zugleich alle Berichts-, Steuerungs- und Kontrollaufgaben wahrnehmen, wie die Familie dies bei der Führung des eigenen Unternehmens gewohnt war.

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 Quelle: WSH Family Office

Es wird dabei unterstellt, dass ein Single Family Office keine eigenen gewerblichen Interessen hat, da dessen Mitarbeiter Angestellte der Familie sind und somit keine – d zumindest wirtschaftlichen – Interessenkonflikte zwischen Familie und Office bestehen.

Aber nicht bei jedem Familienvermögen ist es unter Berücksichtigung von dessen Volumen und Zusammensetzung sowie der Erwartungshaltung der Familie an die Leistungen ihres Family Offices sinnvoll, ein eigenes Single Family Office zu gründen. Es ist nicht auszuschließen, dass bis zu einer bestimmten Vermögensgröße die Kosten der Unterhaltung eines Single Family Offices in keinem wirtschaftlich tragbaren Verhältnis zu den potentiellen Vermögenserträgen stehen.

Gerade bei Familien, deren wirtschaftliche Existenz noch in erheblichem Maße von der anhaltenden Ertragskraft des eigenen aktiven Unternehmens abhängt, hat die Sicherung und Weiterentwicklung des Privatvermögens aber eine ganz besondere Relevanz, selbst wenn dieses sich (noch) nicht in den oberen dreistelligen Regionen bewegt. Hier bietet sich insbesondere unter dem Aspekt der Kostenteilung der Anschluss an ein Multi Family Office an.