Thomas Lenerz von Rhein Asset Management „Es gibt Alternativen zum Verwahrentgelt“

Thomas Lenerz von Rhein Asset Management

Thomas Lenerz von Rhein Asset Management: Der Vermögensverwalter über eine Alternative zum Verwahrentgelt

private banking magazin: Ein hoher Kassenbestand ist für Unternehmen mittlerweile teuer, da viele Banken mittlerweile Verwahrentgelte nehmen. Was tun?

Thomas Lenerz: Eine Alternative zum Kassenbestand, bei dem derzeit 0,5 Prozent Verwahrentgelt anfällt, gibt es derzeit nur, wenn ein Mandant bereit ist, kontrolliert Risiken einzugehen. Ein Beispiel dafür wäre ein spezielles Zertifikate-Mandat.

Das unterscheidet sich doch aber deutlicher vom Risikoprofil eines Girokontos oder Festgeld.

Lenerz: Bei der juristischen Risikoeinstufung einer Zertifikate-Strategie handelt es sich um ein dynamisches Portfolio, da zu 100 Prozent in Aktienindizes investiert wird. Die Wertpapiere werden im Mandanten-Depot verbucht. Somit sind sie in der Bank-Bilanz im Depot B – Kundenbestände – verbucht. Das gibt dem Investor etwas mehr Sicherheit in Vergleich zu einer Einlage im Falle einer Insolvenz der Hausbank.

Was genau macht diese Cash-Ersatzlösung aus?

Lenerz: Wir bündeln sogenannte Deep-Discount-Zertifikate mit unterschiedlichen Laufzeiten und verschiedener Emittenten in einem Portfolio und haben dabei das Ziel eine Rendite über einem Girokonto zu erwirtschaften. In einem exemplarischen, aktuellen Mandantenportfolio sind das 19 Zertifikate mit Laufzeiten von unter einem Monat bis zu gut einem Jahr von sechs Emittenten.

Warum Deep-Discount-Zertifikate?

Lenerz: Bei Deep-Discountern ist der Abschlag vom Kurs des Basiswerts besonders hoch. Das heißt, dass der Kurs des Basiswertes – in der Regel eine Aktie oder ein Index – deutlich einbrechen kann und der Investor noch immer eine Rendite erzielt. Es gibt aber auch einen Preis, den man dafür zahlt: Die maximal zu erzielende Rendite fällt geringer aus, denn der sogenannte Cap, der die Rendite nach oben begrenzt, liegt bei diesen Papieren unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes – das heißt „im Geld“. Steigt der Kurs des Basiswertes an, erhöht sich die Rendite der Anleger also nicht. Unter dem Strich ist die Rendite der Deep-Discounter damit fast unabhängig von der Entwicklung des Basiswertes, liegt aber über der sogenannten „risikolosen Rendite“ einer Bundesanleihe oder eines Festgeldes.

Wie „deep“ – Abstand zum Cap – gehen Sie bei eher niedriger Marktvolatilität?

Lenerz: Wir investieren derzeit mit einem Abschlag zwischen 20 bis 30 Prozent zum Cap vom aktuellen Marktpreis.


Kommen alle Wertpapiere dafür infrage?

Lenerz: Da wir dieses Vehikel als möglichst konservative Variante aufsetzten, greifen wir ausschließlich auf sehr liquide Indizes wie dem Dax oder dem Euro Stoxx 50 zurück. Dies geschieht aber auch, um keine Einzeltitelrisiken einzugehen. Offensivere Portfolios können, wenn die Mandanten es wünschen, mit Einzeltitel-Zertifikaten kreiert werden. Das erhöht zum einen die Rendite, aber natürlich auch das Risiko.

Was lässt sich damit momentan verdienen und was kostet das?

Lenerz: Ziel ist es nach Abzug von Kosten und Steuern einen positiven Ertrag zu erwirtschaften. Die Kosten sind individuell und je nach Höhe des Portfolios gestaffelt – beispielsweise werden 0,30 Prozent pro Jahr an Vermögensverwaltungsgebühren in Rechnung gestellt. Hierzu kommt dann noch die Depotbank mit 0,06 Prozent Transaktionskostenpauschale.

Und im Vergleich zum Verwahrentgeld?

Lenerz: Pauschal lässt sich das nicht sagen, da die Verwahrentgelt je nach Kunde und Bank unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich gilt, dass man sich das Verwahrentgelt spart und idealerweise noch ein positiver Betrag erwirtschaftet wird. Das erwähnte exemplarische Mandanten-Portfolio liegt derzeit bei rund 0,72 Prozent Performance seit Jahresanfang und hat eine Restrendite von etwa 1,5 Prozent mit einem durchschnittlichen Restpuffer von minus 24 Prozent.

Und der Nachteile der Zertifikate-Lösung?

Lenerz: Die maximale Gewinnmöglichkeit ist begrenzt auf den Cap, also den höchst möglichen Rückzahlungsbetrag. Weiterhin sind Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen der Emittenten, mit einem entsprechenden Adressenausfallrisiko, das wissen viele Anleger spätestens seit dem Lehman-Debakel. Aus diesem Grund schauen wir uns die Prämien für Kreditausfallversicherungen, die Credit Default Swaps, kurz CDS, der einzelnen Emittenten an. Ein CDS zeigt wesentlich sensibler an, ob es einem Emittenten finanziell gut geht als eine Änderung des Ratings durch die jeweiligen Rating-Agenturen.


Über den Interviewten:
Thomas Lenerz ist seit Anfang 2018 Partner der Rhein Asset Management, einem Vermögensverwalter mit Standorten in Düsseldorf, Luxemburg und neuerdings Frankfurt. Der 49-Jährige war zuvor für die Vermögensverwaltung I.C.M. Independent Capital Management und viele Jahre bei der heutigen HSBC Deutschland tätig.

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