Man könnte das Bild als ausgeglichen bezeichnen. Ein beträchtlicher Teil der Angeschriebenen antwortete mit: „Wir haben keine.“ Ein weiterer Teil vermeldet: „Wir haben welche.“ Und ein dritter Teil antwortet nicht. Als einziger irgendwo dazwischen platziert sich das Bankhaus Bauer, indem es bekanntgibt: „Wir haben aktuell noch keinen eigenen Strategiefonds, sind jedoch dabei, uns für das zweite Halbjahr 2021 zu positionieren.“ Das ist doch auch schon was.
Damit ist auch klar, worum es in der – nicht repräsentativen – Umfrage des private banking magazins ging: Welche Banken verpacken ihre Vermögensverwaltungen in Fonds? Und wenn ja, dann wie?
Die daraufhin offenbarten Produktpaletten sind unterschiedlich breit. Am oberen Ende liegt zum Beispiel die Bethmann Bank mit gleich acht Fonds. Üblich sind eher drei oder vier je Anbieter. Regelrecht bescheiden nimmt sich dazu im Vergleich das Bankhaus Ellwanger & Geiger mit lediglich einem Aktien- und einem Rentenfonds aus. Doch das muss kein Nachteil sein, schließlich lassen sich auch mit diesen beiden Produkten durch abgezirkeltes Kombinieren sämtliche Risikoprofile problemlos abbilden.
Ein weiteres Merkmal der Paletten ist, dass die Anbieter gern mit mehreren Anteilsklassen arbeiten – wovon man mindestens eine ohne Mindestbetrag kaufen kann. Stark ausgeprägt, aber auch schön übersichtlich läuft das zum Beispiel bei den Private Banking Vermögensportfolios Nachhaltig von Unicredit. Es gibt eine Variante mit 50 und eine mit 70 Prozent Aktienquote, und hier immer vier Anteilsklassen, fein durchnummeriert. AK 1 ist ohne Mindestsumme verfügbar, bei den übrigen liegen die Hürden bei 250.000, 500.000 und 1,5 Millionen Euro. Dafür sinken die laufenden Gebühren laut Informationsblatt KIID bei der 50er-Variante von 2,07 Prozent im Jahr für AK 1 auf 1,39 Prozent für AK 4. Beim 70er-Fonds reicht die Spanne von 1,93 bis 1,35 Prozent im Jahr.
Fragt sich noch, warum diese Häuser überhaupt die Mühe auf sich nehmen, eigene Fonds aufzulegen. Antwort: Weil sie es können. Eine Anlage-Abteilung haben sie ohnehin schon im Haus. Es sind jene Spezialisten, die sich um das Geld vermögenderer Privatkunden kümmern. Das läuft bekanntlich in direkten, gern auch individuellen Mandaten.
Wofür aber auch entsprechende Beträge nötig sind, die nicht jeder mitbringt. „Individuell lohnt sich so etwas bei uns erst ab etwa 500.000 Euro“, gibt Karen Armenakyan zu bedenken, der die Vermögensverwaltung der Baden-Württemnbergischen Bank (BW-Bank) leitet. Bei niedrigeren Beträgen werde es zu teuer und zu kompliziert, allein wenn man an die Orders für den Anleihe und Aktienhandel denkt.
Deshalb hat auch die zur Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gehörende BW-Bank ihr Wissen in sogar neun Strategiefonds gepackt: sieben Mischfonds mit unterschiedlichen maximalen Aktienquoten, einen Nebenwertefonds und eine Inflationsstrategie mit dem schönen Namen BW-Bank Arche (ISIN: LU0454822940). „In diesen Fonds steckt unsere gesamte Expertise, ohne irgendwelche Einschränkungen. Es sind unsere eigenen Strategien für unsere eigenen Kunden“, so Armenakyan. „Darin ist über die Skalenvorteile alles besser handhabbar, von den Losgrößen für einzelne Wertpapiere bis hin zu den Absicherungsstrategien.“ Wer also die Strategiefonds nur für Nebenprodukte zweiter Wahl hält, liegt seiner Meinung nach falsch.
>>Zum Factsheet des HSBC Strategie Substanz
Ähnliches hört man auch aus den anderen Häusern. „Beide Fonds bilden eins zu eins jeweils unsere vermögensverwaltenden Strategien ‚Stiftungsportfolio 15 und 35‘ und die ‚IndexVV 100‘ ab“, lässt etwa die Commerzbank zu ihren Fonds verlauten. Bei den bereits erwähnten Vermögensportfolios der Unicredit ist in erster Linie die Fondsgesellschaft Amundi verantwortlich, die Strategie liefert aber der HVB-Chefanlagestratege Wealth Management & Private Banking höchstpersönlich.
Interessanterweise nutzen vereinzelt selbst jene Kunden solche Fonds, die das nötige Kleingeld für eine direkte Vermögensverwaltung hätten. Den Grund dafür liefert das Steuerrecht. Kunden mit herkömmlicher Vermögensverwaltung müssen sämtliche Käufe, Verkäufe, Zinsen und Dividenden in der Steuererklärung berücksichtigen. Denn bei jeder Transaktion können steuerpflichtige Gewinne anfallen oder Verluste entstehen, die sich wiederum mit Gewinnen verrechnen lassen. Zudem stellt sich die Frage, wie sich die Gebühren absetzen lassen.