Diskussion zu den Märkten „Die Inflation ist nicht tot“ – Immobilienmarkt bleibt Risiko

Ulrich Kaffarnik von DJE Kapital (links) sowie Philipp Vorndran von Flossbach von Storch

Ulrich Kaffarnik von DJE Kapital (links) sowie Philipp Vorndran von Flossbach von Storch: Beide sprachen bei einer Veranstaltung in Hamburg auch über den wankenden Immobiliensektor. Foto: DJE Kapital / Flossbach von Storch

Ulrich Kaffarnik, Vorstand für Fondsmanagement und -handel von DJE Kapital, zeigte sich zufrieden. „Die Inflation ist nicht tot, aber wir haben den Inflationshöhepunkt überschritten“, erklärte er bei einer gemeinsamen Veranstaltung von DJE Kapital und Flossbach von Storch in Hamburg vor Wealth Managern, Family Officern und Vermögensverwaltern. Dass die Inflationsrate zurückgegangen ist, hat laut Kaffarnik auch einen bestimmten Grund: „Die Zentralbanken haben dazu maßgeblich beigetragen.“

 

Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege von Flossbach von Storch, verortete dann auch das Inflationsniveau, auf das man sich in Deutschland in den kommenden Monaten wohl einstellen kann: „Die Inflationsrate wird sinken und sich dann auf einem im Vergleich zu den vergangenen Jahren höherem Niveau einpendeln“, erklärte Vorndran und ergänzte: „Die Notenbanken sind in den nächsten Jahren sicher zufrieden, wenn dieses Niveau bei etwa 3 Prozent liegt.“

Wenn also die Inflationsrate wieder zurückgeht, wie reagieren die Zentralbanken? Kaffarnik und Vorndran waren sich einig, dass die anstehenden Konjunkturdaten wohl keine Zinserhöhungen mehr zulassen – zu fragil seien die Volkswirtschaften derzeit. „Deshalb könnten die Zentralbanken ihre Notenbankzinsen temporär etwas lockern – stabilisiert sich die Wirtschaft, werden sie aber auch wieder steigen“, merkt Vorndran an. Die zu aktuell inversen Zinskurven hätten ein solches Szenario bereits eingepreist.

Aktionäre „bluten“, veränderte Vorzeichen für die Portfolios

Kaffarnik bereitete das Publikum auch darauf vor, dass der ein oder andere Wackler an den Märkten ob der Situation unvermeidlich sei. Und: „Im Zweifel bluten die Aktionäre.“ Ein echtes Desaster an den Finanzmärkten ist laut Kaffarnik aber unwahrscheinlich. Sowohl der DJE-Stratege als auch Vorndran zeigten sich aber besonders wegen des angeschlagenen Immobiliensektors besorgt – und benannten die Lage der Branche auch als einen möglichen Auslöser für zukünftige Verwerfungen an den Märkten.

Für Anleger eröffnet die Zinswende neue Möglichkeiten, dementsprechend hat sich auch die optimale Asset Allocation für ein ausgewogenes Portfolio verändert. „Angesichts der heutigen Situation an den Rentenmärkten werde ich niemanden verteufeln, der ein langfristig ausgerichtetes Portfolio aus 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Renten aufbaut“, erklärte Vorndran den Anwesenden und verwies darauf, dass die Anleihen sowohl Rendite als auch Diversifikation ins Portfolio einbringen könnten.

 

Welche Titel dabei die optimale Wahl sind, wollten beide Kapitalmarktstrategen nicht an Faktoren wie Growth oder Value festmachen. „Günstige Aktien helfen nicht, wenn sie fünf Jahre lang günstig bleiben, während woanders an den Märkten die Post abgeht“, erklärte Kaffarnik und ergänzte: „Kurzfristig wird auch weiterhin das Sentiment die Märkte bestimmen, mittelfristig sind es die Zentralbanken und langfristig die Fundamentaldaten.“ Eine Einzeltitelanalyse ist damit für beide wieder wichtiger geworden, weil sich die Rendite-Schere zwischen den besten und weniger guten Unternehmen an den Aktienmärkten vergrößere.

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